Wieder mal zurück von der Küste.
Ich hatte wohlweislich den Donnerstag als Reisetag gewählt bis kurz vor das Ziel, etwa 130km fehlten. Auf meine Anzeige hin hat sich Richard gemeldet, der nicht nur zum klönen rüberkam sondern bereits pünktlich vor meiner ausgesuchten Herberge auf mich wartete. Sach- und fachgerecht hatte er schon die Zimmerpreise und die Speisekarte studiert und am Angebot der Region gemessen.
Richard, ich muss dir in allem Recht geben. Ich fand zwar, dass die Preise durchaus dem norddeutschen Durchschnitt entsprechen, habe aber selten ein so liebloses Abendessen verspachtelt und ich glaube, noch nie so mies gefrühstückt. Ich hatte keine Magentabletten dabei und mich hilflos morgens erst mal wieder ne halbe Stunde nach dem Frühstück hin gelegt mich fragend, wer wohl die Anzahl der Sterne einer solchen Unterkunft vergibt. Möglicherweise der regionale Schildermaler.
Vor diesen überaus deprimierenden Erfahrungen waren wir aber abends noch an die Aller gefahren, hatten zwei lauwarme Dosen Cola gezogen und uns in der Gesellschaft der dort beheimateten Enten gut unterhalten.
Zerrissen wurde das Idyll schließlich von einem geisteskranken, spätpubertären Motorbootfahrer, der vlt. der Meinung war, die Ufergäste würden ihn bewundern, wenn er zwanzig Knoten kann. Das Resultat übertraf die Erwartungen bei weitem. Trotz rechtzeitigen Aufstehens bekam meine Jacke, auf der ich saß, zwei nasse Ärmel, Richard konnte seinen Nierengurt noch aus dem Wasser bergen, sein Feuerzeug jedoch nicht mehr.
Richard, ich bewundere, dass dich sowas nicht sonderlich aufregt. Und danke, dass du dir die Zeit genommen hast. Hab es sehr genossen.
Bei der Weiterfahrt am nächsten Morgen bewahrheitete sich, was ich am Vortag gelernt hatte: Bundesstraßen haben keine Baustellen mehr, sie werden voll gesperrt und umgeleitet. Wenn du von Süd-Westen kommst, nimmt die Umleitung grundsätzlich eine südöstliche Route und das erfährst du erst unmittelbar an der Sperrung, so ist mir immerhin eine Fahrt durchs Teufelsmoor erspart geblieben. Den Weg über Bremervörde nach Otterndorf habe ich trotzdem gefunden, hab mich teilweise an die Strecken gehalten, die ich aus meiner Jugend noch kannte. Manche gibt es tatsächlich noch.
Und man kann sogar mit Goretex Hosen Watt laufen. Gut, das hätte ich auch in Unterhosen können, aber letztlich ist doch egal, ob und wie man Aufsehen erregt oder Kopfschütteln verursacht, denn meine Mitbürger waren schon da, aber nicht mehr sehr viele. So ist viel von dem schönen Wetter an mir kleben geblieben.