Ist zwar schon etwas länger her

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Ist zwar schon etwas länger her

Beitragvon AWO » 2. Februar 2018 18:51

Ein „Frischling“ berichtet - Erfahrungen mit dem Schwedischem und Norwegischem Winter
Ich versuche mal unsere Fahrt nach Schweden und Norwegen zusammen zufassen, unter dem Vorbehalt das ich kein Schriftsteller oder Zeitungsschreiber bin.
Wir trafen uns (3 Gespanne) kurz hinter Hamburg und sind gemeinsam nach Kiel gefahren wo wir eine Nacht im Hotel Runge verbracht haben.
Bei fast 500 km Anfahrt wäre es zu riskant erst am 21. Früh los zu fahren (Panne, Stau usw.) Wenn irgendetwas passiert wäre, hätten wir die Fähre nur noch von hinten gesehen und das wollte keiner von uns riskieren. Dazu war die Vorfreude dann doch zu groß.
Die Anderen beiden Gespanne Stießen an der Zollabfertigung zu uns, da sie mit dem Autoreisezug aus Bayern kamen. Jetzt waren wir vollzählig 6 Mann bzw. 5 Mann und eine Frau.
Wir sind am 21.1.2011 gegen 14 Uhr mit der Fähre nach Oslo übergesetzt. 19 Stunden waren wir mit dem Schiff unterwegs. Schon alleine die Fähre war der Hammer. Eine schwimmende Stadt mit allem was dazu gehört. Gigantisch. Viel Pomp und teuer. 6 € das Bier.
Beim Essen könnte man 2x in einer guten Gaststätte essen gehen. Nix desto trotz, ist es einfach mal sehenswert. Wir hatten eine 4 Mannkabine und das Pärchen eine separate.
Als wir früh gegen 10 Uhr in Oslo ankamen die erste Enttäuschung. Keine Schnee bedeckten Straßen und nur 0 Grad.
Wir waren 5 Gespanne ( 2 BMW`s K 1200 RS, 1 Wasserbüffel GT 750, eine R65 BMW und meine dicke „Bertha“ Honda Goldwing Gl 1500 ) auf dem Weg nach Schweden. Kurz hinter Oslo stellte sich doch ein Grinsen auf all unseren Gesichtern ein. Etwa 100 Km von Oslo weg - Schnee bedeckte Straßen und es wurde immer kälter. Also genau das warum wir hier waren. Auf kleinen Sträßchen sind wir Richtung Idre gefahren. Es dauerte nicht lange da hatten sich die selbst geschossenen Spikes in das Hinterrad des Wasserbüffel gebohrt. Zwangspause zum Hinterradwechsel. Weiter ging es - mit Sommerreifen!! Bei - 10 Grad. Es ließ sich gut auf der fest gefahrenen Schneedecke fahren, nur die Spurrillen machten mir etwas zu schaffen. Es wurde zunehmend dunkler und es begann zu schneien.
Was die R65 zu einem Ausflug in eine Schneewehe veranlasste. Da man den Unterschied Straße und Straßenrand nicht mehr sah, ist die R 65 mit dem Beiwagen in den losen Schnee am Straßenrand gekommen und hat natürlich die Maschine rum gezogen Richtung Graben. Das war schon hohe Kunst. Eine BMW die Kopfstand machte.
Linke Seite alle beide Blinker ab, Lenker verbogen dadurch Scheibe gebrochen, Griffheizung ausgefallen und beim Rücklicht war das Plaste in 1000 kleinen Teilen. Die Kniebleche standen wie Parabolspiegel in den Nachthimmel. Dem Fahrer war Gott sei Dank nix passiert. Nachdem alles mit Geduld und Spucke repariert worden war ( natürlich auch mit vielllll Klebeband ) ging es weiter. Gegen 18 Uhr kamen wir In Storbo bei Idre in unserer Unterkunft "Mon Gard" an. Alles auspacken und dann erst mal Abendbrot essen.
Eva die Chefin hatte für uns gekocht. Absolut Lecker!!!! Jeden Tag ein 3 Gänge Menü. Dabei war Lachs, Braunbär, Rentier und Hackfleisch im Speckmantel.
In den 5 Tagen die wir bei Lars und Eva zu Gast waren unternahmen wir eine Hundeschlitten Fahrt, Fahrt mit dem Schnee Skooter und diverse Ausfahrten auf kleinen Schnee bedeckten Sträßchen und Pässen. Die Landschaft ist einfach nur Wow!!! Man kann tagelang laufen ohne einen Menschen zu treffen. Für mich als Hundenarr war natürlich die Fahrt auf dem Hundegespann mit 6 Husky`s das schönste. Ich musste erst mal alle Hunde begrüßen und Streicheln. Bei 60-70 Hunden dauert das schon eine Weile und die anderen wurden schon ungeduldig. Die Fahrt mit dem Hundeschlitten einfach ein Erlebnis. Wie will man so etwas in Worte fassen?? Ich kann es nicht , man muss es einfach erlebt haben.
In den Garagen von Lars konnten wir auch die noch vorhandenen Defekte der "Schneeflocke"( getauft nach ihrem Abgang in die Schneewehe ) reparieren. Auch der Spikereifen des Wasserbüffels wurde wieder in Stand gesetzt und eingebaut. In der kältesten Nacht hatten wir minus 30 Grad. Da ich es versäumte Eisentferner in den Tank zu tun, wollte meine dicke „Bertha“ auch nicht mit viel gutem Zureden anspringen. Also hieß es warten. Bei nur noch minus 15 Grad konnte ich sie überreden ihre Arbeit aufzunehmen. So geht es einem „Frischling“ wenn man die Ratschläge der „alten Hasen“ nicht beherzigt.
Elche haben wir auch gesehen. 4x auf der gesamten Tour. Gott sei Dank immer nur neben der Straße. Das erste Mal stand eine Elchkuh mit ihren 2 Kälbern 100 Meter von unserer Hütte entfernt. Es wurde fotografiert was das Zeug hält. Leider sind wir nicht näher als 50 Meter an die Tiere herangekommen. Sie sind sehr scheu. Sie sind gigantisch groß und es sieht sehr majestätisch aus wenn sie mit ihren langen Beinen durch den Hüft hohen Schnee stapfen.
Die Tage gingen viel zu schnell vorbei!!
Leider wollen Lars und Eva ihr Grundstück verkaufen, und wir wissen nicht ob es bei den neuen Besitzern immer noch so gemütlich und familiär zugeht. Sie wollen sich zur Ruhe setzen und mit 70 Jahren kann man das verstehen.
Also waren wir schon wieder langsam in Richtung Oslo unterwegs. Hier trennten sich auch unsere Wege. Das Pärchen wollte mit ihrer K 1200 RS weiter ans Nordkap. Mein Neid war ihnen gewiss. Das ist das nächste was ich mir vornehme!!!
Weiter ging es auf kleinen Stassen, die nicht auf meiner Karte eingezeichnet waren Richtung Tynset. Die anderen waren schon mal in Schweden /Norwegen deshalb hatten sie die Routen alle schon im Navi gespeichert. Wir wollten kurz bei der Savalenparty vorbeischauen, was wir auch taten.
Der zweite Flug der "Schneeflocke" auf vereister Fahrbahn, ging wieder ohne Personelle Schäden ab. Nachdem uns 2 nette Frauen und ein Abschlepp Seil geholfen hatten die "Flocke" wieder auf die Räder zu stellen ging es weiter den Pass hinauf. Unsere reparierten Teile haben gehalten. Plötzlich heftiges Schneetreiben und Sturm. Innerhalb weniger Minuten lagen 15-20 cm Neuschnee auf der Straße. Man konnte keine 5 Meter weit sehen. Wir fuhren immer in der Spur der BMW die mit ihren Spike reifen besser klar kam als wir. Selbst die Stassenbegrenzungen konnte man nicht mehr sehen. Wenn der erste in den Graben gefahren wäre, ich glaube wir wären alle hinterher gefahren, da 0 Sicht. Endlich oben (der Sturm lies nach) standen wir 1,5 Stunden vor einer Schranke und man sagte uns, dass erst in 2,5 Stunden wenn überhaupt mit dem Schneepflug zu rechnen wäre. Also rum drehen das ganze zurück.
Weiter ging es auf kleinen Straßen und Pässen, da wir ja nicht den direkten Weg nach Oslo nehmen wollten. Sehen wollten wir was, von der grandiosen Natur und die Eis und Schnee bedeckten Straßen genießen. Übernachtet haben wir auf dem Rückweg in verschiedenen Hütten die man auch im Winter mieten kann. Über Lillehammer, wo 1994 die Olympischen Winterspiele ausgetragen wurden, ging es, sehr zu meinem Leidwesen, immer weiter Richtung Oslo.
Unsere letzten Reserven an Essen und Alkohol vernichteten wir in Honnefoss in der Nähe von Oslo (rund 50 km). Wir hatten uns eine Hütte gemietet um nach den doch recht anstrengenden Tagen noch mal auszuruhen. Am 31.1. Standen wir wieder vor den Toren des Zollgebäudes in Oslo.
Um hier alle Erlebnisse aufzuzählen wären mehrere Seiten nötig und würde den Rahmen sprengen. Nur so viel, ich würde so fort und immer wieder diese Tour machen. Es ist einfach sehenswert. Die Menschen in Schweden und Norwegen sind sehr freundlich und hilfsbereit. Nur sollte ich noch Englisch lernen!!! Brauchte immer einen Übersezer.
Und das sind Erlebnisse die einem keiner nehmen kann - Motorrad fahren bei -20 Grad kann Spaß machen vorausgesetzt man hat die richtige Bekleidung.
Wir waren eine tolle Truppe, haben uns sehr gut verstanden obwohl ich außer einem, keinen vorher kannte. Ich hoffe nein ich weiß, dass dies nicht meine letzte Fahrt nach Skandinavien war.
Gruß vom „Frischling“ :D
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Re: Ist zwar schon etwas länger her

Beitragvon Stephan » 2. Februar 2018 19:04

Schöne Geschichte. Aber keine Bilder. . .


Stephan
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Re: Ist zwar schon etwas länger her

Beitragvon Nattes » 2. Februar 2018 19:18

Danke für deinen Bericht. :grin:
Da wir ja in 4 Wochen auch los wollen hab ich mich besonders darüber gefreut.

Hast du vielleicht noch ein paar Bilder?

Gruß Norbert
Wenn Gott gewollt hätte das Motorräder sauber sind,hätte er Spüli in den Regen getan.
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Re: Ist zwar schon etwas länger her

Beitragvon Schorpi » 2. Februar 2018 19:21

@Nattes-
es sind nur noch 3 Wochen-freu

SCHORPI- :P
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Re: Ist zwar schon etwas länger her

Beitragvon Einzylinderfahrer » 2. Februar 2018 19:21

Ja, Bilder - obwohl, lieber nicht, sonst mach ich so einen Blödsinn womöglich auch noch. :P
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Re: Ist zwar schon etwas länger her

Beitragvon AWO » 2. Februar 2018 19:45

Bitte sehr!

Ich will mit meiner Frau auch noch mal ans Nordkap im Januar.
Werde ich wohl mit meiner BMW K 1100 LT machen müssen.
Auf die Goldwing bekomme ich keine Schneeketten drauf.
Hab mal was gesehen was nur auf die Lauffläche gezogen wird, muss ich noch mal suchen.
Nattes, Schorpi, euch viel Spass da drüben, sagt Bescheid ich komme auch bald wieder. ;-)
Gruss vom AWO
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Re: Ist zwar schon etwas länger her

Beitragvon AWO » 2. Februar 2018 19:58

Bilder die zweite.
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