von Crazy Cow » 16. September 2019 22:45
Juist - die Perle
Nach einem Tag Füsse schonen am Festland mit Besuch beider Sendestationen, der Seehundstation, dem örtlichen Strand und des Auto-, Motorrad und Spielzeugmuseums ging es vor dem Abendessen abschließend darum, den Spaß ab zur runden und den Flugplatz abzuklopfen. Nach einigen Benzingesprächen mit den Piloten entschlossen wir uns, anderntags früh morgens mit dem Buschflieger nach Juist zu fliegen und uns abends wieder abholen zu lassen. 168 Taler zuzügl. 3,70 Kurbeitrag für die Insel.
Die Piloten hatten nicht zuviel versprochen. Die Britten Norman BN2 verfügt über zwei typische 6 Zylinder Motore für nur acht Sitzplätze und geht beim Start ab wie ein Dragster. Es ist ein Flugzeug, das für kurze Startbahnen und Seitenwind in den 1960er entworfen wurde, wird hauptsächlich als Busch- und Inselflieger und im Outback eingesetzt. Das schöne ist: aufgrund der kurzen Entfernung zu den Inseln wird kurz nach dem Start schon der Schub zurückgenommen und man fliegt mit Sicht auf die Schlickwürmer, Prile, Wellen und Gischt in der Legoperspektive von A nach B. Der ganze Spaß dauert keine zehn Minuten und schon ist man im Paradies. Da wir nicht sicher waren, wie das Wetter wird, wieder Regenjacke und Pulli dabei. Morgens steht da ein Kutschwagen mit zwei Pferdchen, den wir aber entschlossen ziehen ließen um den kurzen Weg zum Strand ein zu schlagen. Die Sonne kam raus und lachte uns eins.
Der Strand auf Juist ist noch breiter als der von Norderney und die Dünen etwas fester bewachsen. Das Wasser lief noch etwas auf, es war kurz vor dem Gezeitenwechsel.
Unglaublich! Man kann es mit Worten nicht beschreiben, wie gewaltig auch bei schönem Wetter die Brandung tost. Und wie schon gehabt: keine Sau zu sehen, wir hatten den Strand für uns. Ein Blick nach Westen und man konnte die Stadt und ihren Strand sehen, sogar Bewegung und Menschen wahrnehmen, mag so 4-5 Kilometer entfernt gewesen sein. (An der See kann man bei schönem Wetter durchaus 15 km weit gucken). Wir gingen ein paar (hundert) Meter in diese Richtung, aber es stand fest, dass das nicht unser Ziel sein würde, also kehrten wir um, erneut mit dem Wind nach Osten zu ziehen. Der Sand war schon trocken und so unglaublich fein, dass der Wind anfing, ihn in die Dünen zutragen. Es ist über 40 Jahre her, dass ich auf Sylt war, aber ich würde meinen, dass so feines Pulver ich dort nicht und auch nicht auf Römö gefunden hätte und schon gar nicht in Cuxhaven/Sahlenburg.
Wie auch immer, der Strandlauf war ein Genuss, wenn man die Schuhe auszieht, vergessen die Füße schnell die Schinderei bis dahin gelaufener Meilen.
Der Strand von Juist ist schnurgerade, 17km lang und gut 200m breit, sowas gibt es imho in ganz Europa nicht wieder. Wir liefen etliche Kilometer, vorbei am Flugplatz, der hinter den Dünen zu vermuten war und passierten einen Stichweg, über den eine Gruppe von Jugendlichen zwei (Walfang-)Boote ins Meer schleppten. Sie kamen sicher vom Airbus Jugendcamp neben dem Flugplatz. Wir schauten ihnen eine Weile zu aber ihr ungeschlachter Kampf gegen die Wellen konnte uns nicht überzeugen. Der nächste Stichweg sollte es sein, um nicht um das Ostende der Insel herum laufen zu müssen. In die Falle getappt. Natürlich führte der Weg nicht kurz und gerade, sondern verschlungen und lehrreich beschildert, unbefestigt und mühselig durch die Dünenlandschaft. "Jakobsweg" kommentierte ein älteres Ehepaar. Inzwischen war es Mittag geworden, die Sonne knallte nur so herunter. Aufgrund des Windes etwa 18° an der See, gut 30° in den Dünen. Regenjacke über dem Arm und Pulli um den Hals gebunden, hatten wir uns 12 Uhr entschlossen, den Strand zu verlassen, 13.30h kamen wir am Flugplatzrestaurant an, wiederum italienisch geführt, tadelloser Service und Futter. Entgegen Andererleut' Gewohnheit gaben wir uns mit Eis und Apfelkuchen zufrieden, um noch mal unbeschwert bis zum frühen Abend den kurzen Weg zum Strand zu suchen. Das Wasser lief inzwischen ab und gab das Watt frei, das anders als an der Wesermündung und an der Elbmündung nicht gekräuselt und fest (Otterndorf) oder gekräuselt und matschig (Dorum) sondern spiegelglatt und fest war, man läuft mit leichtem Eindruck einfach so darüber hin.
ich schickte meine Frau weiter, Wasser und Wind zu genießen und beschloss mich, wie der der Mann aus der Jever Werbung, einfach in den weichen Sand im Schutz einer Düne fallend, Sonne und Eindrücke auf mich wirken zu lassen. Ich weiß, manche Leute brauchen das zwei Wochen lang ganztägig, mir genügte eine Stunde, um einen unvergesslichen Augenblick mit zu nehmen. Das Bier habe ich dabei nicht vermisst. Gegen 17.00 schlappten wir zum Flugplatz zurück und fanden auch gleich einen Buschpiloten, als wenn er auf uns gewartet hätte. Erneut große Freude bei dem kurzen Flug, Abendessen in der "Funkenpuste" dem Ital. Restaurant im alten Sender.
Es gäbe sicher mehr über Touristik auf Juist zu berichten, aber ich wollte gar nicht mehr erleben. Auf die Frage an ein älteres Ehepaar, ob man Stammgast sein müsse oder frühzeitig buchen, um eine Unterkunft auf der Insel zu bekommen, war die Antwort ohne zu überlegen: " Beides".
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