Überraschung

Für nicht-technische Gespannthemen, Fahrtechnik, Literatur, Gesetze, ...

Überraschung

Beitragvon Schwadlapp » 26. April 2019 12:51

Hallo Zusammen,
rein aus Interesse habe ich im Presseportal der Polizei gestöbert und war wirklich überrascht, das so ca. 90% der Unfälle mit Gespann-Beteiligung durch eine gewisse Rechtskurveninkontinez passieren.
Selbst den geübten Gespannfahrer Jörg Schlittenhardt von RUKO hatte es ja 2012 in einer Rechtskurve erwischt.

Für Interessierte die Links zum Portal:

https://www.presseportal.de/blaulicht/suche/Motorradgespann

https://www.presseportal.de/blaulicht/suche/Beiwagen

Kann man aus den Fehlern der Verunfallten lernen?

Gruß Robert
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Re: Überraschung

Beitragvon Crazy Cow » 26. April 2019 13:54

Hi Robert,
im Ausgang einer Rechtskurve mit Passagier im Beiwagen...
Kurven sind nur in Saudi Arabien gezirkelt, nicht schön bis unfahrbar. Unsere heimischen Kurven haben einen Scheitelpunkt, wie eine Hyperbel. Die Geschichte heißt aber anders, unser Eugen Keusen (✝) hat sie mal benannt. D.h. solange man hineinfährt, auf den Scheitelpunkt zu sind sie so beschaffen, dass man rel. gefahrlos bremsen kann.
Wenn man nun mit einer passenden Geschwindigkeit den Scheitelpunkt passiert, ist alles, was dann kommt, rel. harmlos. Am Kurvenausgang ist es fast unmöglich, eine zu hohe Geschwindigkeit zu haben.
Ist natürlich die Geschwindigkeit in der Kurvenmitte, am Scheitelpunkt zu hoch, fliegt man erst auf dem sich anschließenden Kurvenausgang raus, soweit müssen Polizeiberichte revidiert werden, solange sich solche Unfälle auf neueren oder Bundesstraßen zugetragen haben.

Nun haben wir die Krux, dass landläufig und größtenteils die Weisheit vom Gasgeben in der Rechtskurve sich bewahrheitet hat, das heißt aber nicht, dass man runterschalten und Gasgeben soll, sobald man eine Rechtskurve sieht.

Ich glaube, Uli Jacken hat es mal fallen lassen, ich fahre jedenfalls auf mir unbekannten Strecken und in Serpentinen sowieso, wo man den Gegenverkehr lange nicht sieht, nach einem speziellen Muster. Das passt, wenn einer im Beiwagen sitzt oder das Gespann an sich schwer ist:
Bis man den Scheitelpunkt durchfahren hat, Fuss auf der Bremse und Hand am Gas lassen. Es ist dabei überhaupt nicht schwer, das Seitenrad exakt an der rechten Straßenkante zu führen. Ja, da Hinterrad bremst auch mit, aber der Motor ist stärker. Das Hinterrad läuft in jedem Fall schneller als das Seitenrad.

Was ist jetzt mit einem leichten Beiwagen? der kommt doch hoch und das Rad bremst nicht?
Das ist nicht ganz so genial, aber normal weiß der Fahrer, dass er einen leichten Beiwagen hat. Er sollte entsprechend früh mit dem Bremsen vor der Rechtskurve beginnen. Natürlich gibt es immer wieder Kurven und Situationen, in denen man überrascht wird, aber ihre Zahl wird mit Bremse und Gas geringer, wie auch die Heftigkeit der Reaktion.

Dann gibt es noch etwas ganz wesentliches: Der hohe Schwerpunkt des Gespannes. Es ist schon beim Kauf den Leuten nicht bei zu bringen, dass ein Straßengespann möglichst flach gebaut sein sollte. Wenn sie dann auf Tour gehen, die Leut, wird das Gepäck auf einen Gepäckträger und hinter den Fahrer gepackt, der möglichst aufrecht und komfortabel hinter seinem breiten Lenker den Herrenreiter gibt. Seitentaschen hängen hoch und breit, dick und schwer über der hochgezogenen Auspuffanlage. Beides braucht man bei einem Gespann so nötig wie einen Kropf. Ein niedriger Schwerpunkt ist der wichtigste Garant dafür, dass alle drei Räder möglichst lang am Boden und bremsbar bleiben, dass man sich nicht erschrickt und nicht überreagiert.

@Dreckbratze: Gell, Achim?
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Re: Überraschung

Beitragvon dreckbratze » 26. April 2019 16:08

:lol: amen.
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Re: Überraschung

Beitragvon Stephan » 26. April 2019 16:12

Naja, deswegen geht's auch nur mit dem alten Gespann zügig um die Kurven. Nur sind die in den Gegenden wo ich mich treiben lasse, seltenst nach modernen Gesichtspunkten ausgeführt. Und in SA könne die sein wie sie wollen, Gespannfahren kann da nur abseits der Straßen Spaß bringen. . .


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Re: Überraschung

Beitragvon Peter Pan CR » 26. April 2019 16:34

Schöne Erklärung.
Da es mir unerklärlich ist, wie man mit einem Formel Eins Schneeschieber Spass haben kann, gehe ich einen anderen Weg...
Alte unmöglich wackelige und in sich verziehende Asbachuraltkonstruktionen brauchen schon ein gehöriges Mass an Affenaktivität bei Geschwindigkeiten, die innerhalb der nordeutschtypischen Opa-Oma Geschwindigkeitsbegrenzungen liegen.

Gehe runter mit der Geschwindigkeit BEVOR die Kurve kommt. Gas geben kannst Du dann immer noch.
Bleibe immer innerhalb von 70% der Reibhaftungsgrenze Deiner Reifen. Wenn Du reagieren musst beibt immer noch eine Reserve.
Fahre nur so schnell wie weit Du alles überschauen kannst und innerhalb der halben Sichtweite bremsen/ausweichen kannst...Achtung, das ist immer noch nicht genug Platz für die entgegenkommenden Heizer/Telephonbediener.

Mögen die hinter mir ungeduldig werden, ich habe meinen Spass und Grüsse die Herrschaften in Uniform freundlich...
Grins von Ohr zu Ohr.

Gespannfahren mit so einem Fossil macht gerade im Gebirge viel Spass (wie in CR) und wenn Du dort mit einem Einheimischen mithalten kannst, dann weist du, das du recht gut turnen kannst. Das braucht dann keinen Geschwindigkeitsrausch mehr. Nur häufiges Speichenkontrollieren. Nicht wahr, Langer aus F?
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Re: Überraschung

Beitragvon Crazy Cow » 26. April 2019 20:16

Roberts Frage war:

Schwadlapp hat geschrieben:Kann man aus den Fehlern der Verunfallten lernen?


ich würde die Frage erweitern: Kann man Verhalten oder Technik aus eigener Erfahrung beschreiben, durch die Überraschungen in der Rechtskurve geringer werden?
(Situationsbeispiel: Talfahrt, Waldstrecke, Straßennässe vor der Rechtskurve, Vorderrad schiebt beim Anbremsen und Einlenken in die Gegenspur).
Zu dem, was ich schon geschrieben habe, würde ich ergänzen, dass solche Überraschungen bei mir auch weniger geworden sind, seitdem ich drei gleiche Reifenprofile fahre. Vorder- und Seitenrad werden immer gleichzeitig gewechselt.

Sonst noch was?
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Re: Überraschung

Beitragvon Oskarklaus » 26. April 2019 20:49

Ich mach das auch so vor der Rectskurve vom Gas und dann lieber zu langsam, bin ja vorne..
Und will kein Rennen gewinnen mit meiner Oldie.
Grüße Klaus
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Re: Überraschung

Beitragvon AlexEF » 26. April 2019 21:49

Als mein Beiwagen hoch kam und ich richtig reagiert hätte, würde ich mich nicht in einem der Links ganz oben wiederfinden. Mein Fehler war, beim Steigen des BW die Kupplung zu ziehen. Fragt mich nicht, warum, ich weiß es selber nicht. Vermutlich Angst vorm Umkippen. Jedenfalls bescherte mir das eine Geradeausfahrt in den Gegenverkehr -mit Tempo 40.
Grüße aus Erfurt


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Re: Überraschung

Beitragvon Crazy Cow » 26. April 2019 23:19

AlexEF hat geschrieben:Als mein Beiwagen hoch kam und ich richtig reagiert hätte, würde ich mich nicht in einem der Links ganz oben wiederfinden. Mein Fehler war, beim Steigen des BW die Kupplung zu ziehen. Fragt mich nicht, warum, ich weiß es selber nicht. Vermutlich Angst vorm Umkippen. Jedenfalls bescherte mir das eine Geradeausfahrt in den Gegenverkehr -mit Tempo 40.


sich auf einem unvorhergesehen kippendem Fahrzeug zu befinden ist keine normale Situation, ähnlich der, ohne Not aus einem fliegenden Flugzeug zu springen.

Es soll keiner meinen, dass ihn das kalt lässt, wenn er es nicht täglich macht. Und dann gibt es meiner Meinung nach den Unterschied, geübt eine vorhersehbare Situation zu meistern, oder den Fall, dass sie eigentlich nicht hätte eintreten dürfen. Das ist dann imho, wie in 1200m Höhe aus dem Flugzeug gestoßen zu werden, obwohl man eigentlich vorhatte, erst bei 3000m zu springen.
Der Mensch tut seltsame Dinge im Streß und oft jeder etwas anderes. Ich ziehe/trete übrigens auch meist die Kupplung. Das kommt vlt. daher, wenn man früher viel mit Straßen-/Eisglätte zu kämpfen hatte. Möglicherweise setzen sich Reflexe fest.
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Re: Überraschung

Beitragvon highgate » 27. April 2019 07:36

ICH kenne das Ergebnis :roll:

IMG-20181209-WA0006-2.jpg
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Re: Überraschung

Beitragvon dreckbratze » 27. April 2019 07:48

besatzung gesund? über die leitplanke?
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Re: Überraschung

Beitragvon AlexEF » 27. April 2019 07:53

sich auf einem unvorhergesehen kippendem Fahrzeug zu befinden ist keine normale Situation,


Naja, hätte man sich denken können. Das Ganze ist in einer scharfen Rechtskurve passiert. Ich hab einfach geträumt, das Gewicht nicht weit genug nach rechts verlagert. Beim Einfahren in die Kurve hatte ich lt. Navi 45 Km/h drauf. Dann noch falsch reagiert, das war's dann. Die 500km davor ging es ohne Probleme. Wie gesagt: unkonzentriert.
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Re: Überraschung

Beitragvon highgate » 27. April 2019 07:58

dreckbratze hat geschrieben:besatzung gesund? über die leitplanke?


Hier kurz die Erklärung:

Ich war alleine unterwegs, wollte nur 10 Km nach Oliva, in einer Rechtskurve stieg, trotz geringer Geschwindigkeit, das Beiboot abrupt und war nicht mehr auf die Strasse zu bringen, zudem mir auch noch ein Auto entgegen kam, dessen Fahrer (Gott-sei-Dank) nach links zog, sodass ich die 2 Beifahrertüren mit dem Beiwagen-Einstieg eindrückte.

Der Versuch, noch in einen Seitenweg einzubiegen, scheiterte, da das Gespann auf der schräg eingegrabenen Leitplanke aufsetzte, ausgehoben wurde und kopfüber im Graben landete, ich unten drunter.

Wie die polizeiliche "Blaseaktion" zeigte, war ich nicht blau, aber meine linke grosse Zehe anschliessend schon. Das war aber zum Glück meine einzige Blessur.

Diese "Aktion" veranlasste mich aber, unsere Lebenssituation zu überdenken und mich erst mal von meinen beiden Motorrädern zu trennen.

Übrigens, zum Erstaunen der Polizei und des Abschleppers, sprang die Ural nach dem Umdrehen sogar qualmend und hustend wieder an. Der Schaden beschränkt sich auf Lenker und Spiegel, der Tank hat vom Lenker eine Delle, ansonsten kaum etwas kaputt, sogar die Scheibe des Beiboote überstand den Crash, dank Überrollbügel, genau wie ich, unversehrt.
Un saludo, Hans-Jürgen


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Re: Überraschung

Beitragvon Slowly » 27. April 2019 09:12

Hallo, Alex und Hans-Jürgen,

wie schön, daß eure Unfälle so glimpflich verlaufen sind :!:

Grüße,

Hartmut
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Re: Überraschung

Beitragvon Schwadlapp » 27. April 2019 10:01

Hallo, vielen Dank für die guten Beiträge und aufrichtigen Berichte mit so glücklichem Ausgang.
Wenn die Faktoren Kurvenradius, Schwerpunkt, Geschwindigkeit und Schreck eine Rolle spielen,
Kann man wohl am ehesten die Kurveneinfahrtsgeschwindigkeit und den Schreck ändern.
Die Geschwindigkeit haben wir in der rechten Hand und den Schreck im Kopf.
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Re: Überraschung

Beitragvon Schwadlapp » 27. April 2019 10:08

Die Unfallbilder sind mehr als beeindruckend ! Das hätte viel,viel schlimmer ausgehen können!
Der Tipp von OskarKlaus scheint praktikabel und vernünftig.
Dann muss man also nur noch den Schreck reduzieren.
Aber wer weiß es schon wie man in so einer Situation wirklich reagiert.
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Re: Überraschung

Beitragvon T. » 27. April 2019 10:16

Kann man nicht immer ändern.
Das mit der Unkonzentriertheit ist im Straßenverkehr grundsätzlich kontraproduktiv.
Dazu kommt das Problem bei Gespannen der Asymmetrisch Straßenlage.

Highgate@
Die T-34 tuckerte noch auf dem Kopf stehend noch vor sich hin....

Meine kleine Geschichte dazu aus der AiA:

Moin Gemeinde!

Ja das war mal wieder ein Kapitel für mein Lebensbüchlein.
Ich hab allen die mir Hilfe angeboten haben und geleistet haben,
Respekt und Dankbarkeit zu zollen.

Es war eine wilde Geschichte, die an einen angenehmen Abend in geselliger Runde am Feuer erzählen kann....auf die allerdings persönlich hätte verzichten können.

Aber um einen Lanze für meine arme Panzerin zu brechen: Das ich stehen geblieben bin, war nicht Ihre Schuld!

. :-D :-D :-D :-D

Meine Geschichte beginnt am Freitag morgen beim Frühstück am Kalterer See damit, das unter meinem Hintern der neue Klappstuhl zusammenbricht,(Kein Kommentar über mein Kampfgewicht! :P der stuhl hat mich schließlich bis dahin auch getragen!!!)

Die Planung war das Wochenende am Gardasee zu verbringen.Und weil ich ja den ganzen Tag Zeit hatte um dahin zukommen, beschloss ich über den Mendelpass hinterum über Nebenstrassen zum Gardesee zu brummen und auf den Weg dorthin in Bozen einen neuen Stuhl zu besorgen.

Also Krempel z'sammengepackt und losgebrummt.

Leider bin ich nicht weit gekommen....5 Km weiter,auf der Hauptstasse in Kaltern mußte vor mir eine Frau in einem Audi eine Vollbremsung machen, da vor Ihr einer ohne zu blinken abbog.
Die Strasse ging in einem leichten Bogen aufwärts, ich stand natürlich auf dem Gas um da hoch zukommen.
Das ganze passiert natürlich auf der kurz hinter der Kuppe nach dem Bogen....Typisch.

Ich auch voll in die Eisen...gemerkt das mir der Weg nicht ausreicht.
Ausweichmanöver nach links in den Gegenverkehr,Rechts wieder eingelenkt und.....das war's.

Die Welt fängt an sich zu drehen...ich weiß nur noch das ich mit dem rechten Ellbogen die Strasse berührt habe.

Das nächste klare Blick fällt auf mein Navi vor mir auf der Strasse,der Blick am Kabel entlang auf mein Gespann das auf dem Kopf steht und ich sitz mal wieder mit meinem Popo auf der Strasse.

.....Stille.

Schnell aufgestanden und gecheckt ob alles Klar ist...Okay, anscheinend keine offensichtlichen körperlichen Gebrechen.Vor mir aus dem Audi Steigt eine Blonde Dame aus rennt auf mich zu und Frägt mich auf Deutsch ob alles OK ist...Woher weiß die das ich Deutsch spreche? Von rechts kommen Mopedfahrer auf mich zu und fragen dasselbe...und dann hör ich nur noch Kameras klicken....na toll, wird mein Stunt noch dokumentiert.ich registriere das ich direkt neben einen Tankstelle aufgeschlagen bin, voll mit Mopedfahrern.ich geht zur Russin und stell erstmal den Motor ab der im Leerlauf vor sich hintuckert.

Gespann wieder auf die Räder gestellt,Trümmer weggeräumt und beiseite gestellt.
Kaum auf dem Tankstellengelände taucht die Ortspolizei auf und bekomme ein Deja-vü an Salzburg vor ein paar Jahren.
Was ist den passiert?-Aha!-keine Verletzten-(ungläubiger Blick)-Aha!-dann ist ja nix passiert- und ab....

In der Zwischenzeit tauchen immer Leute auf informieren sich und sind weg. I love Italy...

Nachdem ich die Lage mal gecheckt habe dabei feststellte: die Ansaugwege sind voll mit Öl, Lenker schräg, Spiegel ab und Verkleidung stark beschädigt.
Beschließe ich den ADAC in München anzurufen, der mich sofort nach Monza weterverbindet.

Sehr schlechte Verbindung, kaum Verständbarkeit...wenigstens komm ich so weit das ein Abschleppwagen geschickt wird.

2 Stunden später , ich hab schon die ersten Reparaturen angefangen, komm der dann.
Bringt mich in die Werkstatt und das war's erstmal...Um ca. 10 Uhr war der Unfall um 13 Uhr wurde ich abgeholt. nett...

Nachdem ich mit Motoflot telefoniert habe und mir angeraten wurde den Motor nicht mehr in Gang zusetzten wegen Luft im Ölkreislauf,frage ich an wegen einem Leihwagen....

....um 16 Uhr rum werde ich doch langsam nervös, da die Werkstatt um 17 Uhr schließt.

Nach mehreren Gesprächen mit ADAC Monza, kommt heraus das es sehr schwierig sei einen Leihwagen in Nord-Italien zu bekommen.
Entweder muß ein Auto aus Deutschland kommen,das ich zurück überführe oder ein Fzg. aus Verona vom Flughafen, da ist aber die Anzahl sehr begrenzt.....???????!!!!!!!!!!

Also eine Nacht im Hotel....

Am nächsten Morgen bietet man mir an mein Moped instand zusetzten, aber weil kein ital. Mechaniker sich dran traut soll ich's selbst machen....seuftz....Also in die Hände gespuckt.

Um 9 Uhr fange ich an, bis 16 Uhr. Im Laufe dieser Zeit kommen immer mehr Gestrandete auf dem Hof insgesamt 10 Stück. Alle wollen einen Leihwagen....interessant....

von diesen 10 bekommen 8 Ihre Kisten irgendwie improvisiert von den Mechanikern wieder zum Laufen, 1 fährt mit dem Zug weiter, der von einem deutschen ADAC-Fzg. auf dem Hof begleitet wird.
Den ADAC-Mann schnappe ich mir natürlich gleich mal, der die Geschichte vom Leihwagen bestätigt....Toll.
der 10te organisiert sich selbst ein Leihfzg......
Ich gleich wieder zum ADAC-Mann, ob die Kosten übernommen werden wenn man selbst sich ein Auto organisiert...keine eindeutige Antwort.
Der "flüchtet" danach auch vom Hof.
Ich hab keine Lust mehr auf den Mist und die Russin ist sowieso schon fahrbereit.Also bepackt und ab....

In Bozen versuche ich in immer mehr zunehmenden Regen zum Brenner zu kommen, nach 1 Stunde Stau nehme ich die Ausweichroute, da ich nass bin und noch im Hellen über die Grenze möchte. Was ich in der Hektik übersehe ist das Pennes Joch....
Im Strömenden Regen, der sich in einen Hagelsturm ausweitet,schließlich fängt der Motor an zu stottern und ich hab keine Leistung mehr.ich versuche es mitschieben den Motor zu entlasten um zu mindestens über den Pass zukommen. Eine Diagnose ist in dieser Situation unmöglich.auf 2000m Höhe ist Game over....

Also wieder den Berg runter bis zur nächsten Ansiedlung....An der Auffahrt zum ersten Gehöft stirbt mir der Motor ab und ich rolle rückwärts.Da ich mit schiebe hab ich nur die Vorderradbremse zur Verfügung.Fataler Fehler bei einer Russin....mir zerlegt es aufgrund der hohen Belastung die komplette Bremse und das Rad Blockiert.endgültiger Schlusspunkt.

Nachdem der Bauer ziemlich Ruppig ist, entblocke ich das Rad und roll den Berg weiter runter nach Penns, finde dort ein nettes Mopedfahrer-Hotel und der Rest ist bekannt...

Also mal wieder passend zur Gesamtsituation passender Urlaub.

Heut abend nach der Arbeit trailert mich Bernhard zu Motoflot, dort wird morgen Diagnoisen und Reparaturaufwand festgestellt und ich warscheinlich mit einem DEUTSCHEN Leihwagen nachhause brummen.

Bis denn
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Re: Überraschung

Beitragvon scheppertreiber » 27. April 2019 10:28

Tja, bei Michi & Olli waren alle immer gut aufgehoben.
Und die schönen Grillparties 8)
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Re: Überraschung

Beitragvon highgate » 27. April 2019 10:57

highgate hat geschrieben:
Diese "Aktion" veranlasste mich aber, unsere Lebenssituation zu überdenken und mich erst mal von meinen beiden Motorrädern zu trennen.



Inzwischen fahre ich eine Royal Enfield Interceptor 650
IMG-20190321-WA0007-2.jpg


Ausserdem habe ich mir noch eine Golf 1 Cabrio - Oldtimer zugelegt
IMG-20190223-WA0004-3.jpg
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Re: Überraschung

Beitragvon Slowly » 27. April 2019 11:58

highgate hat geschrieben: ... Ausserdem habe ich mir noch einen Golf 1 Cabrio - Oldtimer zugelegt ...

... und natürlich, wie bei dir üblich, mit Überrollbügel :!: :wink:

:grin:
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Re: Überraschung

Beitragvon Stephan » 27. April 2019 12:08

Oha, die Geschichte sollte man verfilmen.


Mit dem Schreck abtrainieren wird nicht einfach. Denn der wird ja durch ein plötzliches Ereignis ausgelöst.

Gerade noch im schönsten Flow unterwegs. PENG!

Fahren! Fahren! Fahren! Und das nicht nur bei bestem Wetter und nicht nur wenn alles passt. Rennradler wissen was ich meine.

Auch Regenfahrten können nett sein.


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Re: Überraschung

Beitragvon highgate » 27. April 2019 13:11

Slowly hat geschrieben:
highgate hat geschrieben: ... Ausserdem habe ich mir noch einen Golf 1 Cabrio - Oldtimer zugelegt ...

... und natürlich, wie bei dir üblich, mit Überrollbügel :!: :wink:

:grin:



Rettet Leben, wie ich feststellen musste/durfte, als ich unter dem Gepann lag. :-D
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Re: Überraschung

Beitragvon T. » 27. April 2019 14:51

Hübsches Erdbeerkörbchen mit Netter Farbgebung.

Ich lebe gefährlicher...
Typisch Russenfahrer mit Trommelbremsempfehlung. :twisted:
Fahr weiterhin ohne Überrollbügel.

Neben der T-34 wohnt noch ein 1990er MX-5 in der Werkstatt... ;-)
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Re: Überraschung

Beitragvon Crazy Cow » 27. April 2019 17:32

Ich glaube, es gibt da noch eine praktikable Lösung, um das Rechtskurvenrisiko deutlich zu verringern:
Seitenwagen links anschrauben, oder ganz pauschal schnell noch vor dem Brexit die Fahrzeuge mit den britischen Kollegen zollfrei tauschen. Kommt dann in der Linkskurve der Beiwagen hoch, was seltener der Fall ist, weil Linkskurven im Rechtsverkehr nicht so eng sind, kommt man beim Gegenlenken wenigstens nicht in den Gegenverkehr.
:roll:
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Re: Überraschung

Beitragvon scheppertreiber » 27. April 2019 18:45

Olaf, mach halt auf beide Seiten ein Boot dran 8)
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Re: Überraschung

Beitragvon Crazy Cow » 27. April 2019 19:15

scheppertreiber hat geschrieben:Olaf, mach halt auf beide Seiten ein Boot dran 8)


Ich lehne doch Verkehrsmittel ab, die breiter sind als lang.
Die gab es doch nur zeitweilig in Ostfriesland, weil alle vorne sitzen wollten.
Gute Fahrt, Gruß
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Re: Überraschung

Beitragvon Slowly » 27. April 2019 19:50

highgate hat geschrieben: ... Rettet Leben, wie ich feststellen musste ...

Das meinte ich auch im Sinne von "vorbildlich".
Ich habe nämlich schon häufig festgestellt, dass Gespannfahrer einen Bügel als "Zierde" montiert hatten, der keinerlei Schutz beim Überschlag bieten könnte.
Manche hatten aber auch einen Bügel, der nur zur Befestigung eines Planen-Regendachs diente, also zu schwach als Überrollschutz war.
Sowas könnte man dann doch als Kombination ausführen.

Gruß, Hartmut
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Re: Überraschung

Beitragvon itzefritz2013 » 28. April 2019 09:07

ja, stephan,
da haste nicht ganz unrecht, aus reflex wird, vor allem wenn man auf die 100 zugeht,
oft perplex! kann ich ein lied von singen.

kurvenausgang, volle pulle, dann kam er, der nebendran. mit sw hoch- runter-hoch am entgegenkommenden pkw
vorbeigeeiert, halb quer gelandet.....uff uff.
hunde-od. bischofsstabkurve hätte unser lehrmeister " klacks " die damals genannt!

pkw fuhr weiter ( wohl die flucht ergriffen), der solist der mich die ganze zeit schon verfolgte wurde
nicht mehr gesehen, ...der wird nie nen sw. anbauen..., und ich habe seitdem 30 kg ballast im skweier.

ja slowly, den überrollbügel kann man auch gut als kleiderständer benutzen, da fällt nix auf´n heißen
auspuff und verschmurgelt. oder als schiebehilfe :roll:

gr. vom glantal
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Re: Überraschung

Beitragvon Crazy Cow » 28. April 2019 14:49

Slowly hat geschrieben:
highgate hat geschrieben: ... Rettet Leben, wie ich feststellen musste ...

Das meinte ich auch im Sinne von "vorbildlich".
Ich habe nämlich schon häufig festgestellt, dass Gespannfahrer einen Bügel als "Zierde" montiert hatten, der keinerlei Schutz beim Überschlag bieten könnte.
Manche hatten aber auch einen Bügel, der nur zur Befestigung eines Planen-Regendachs diente, also zu schwach als Überrollschutz war.
Sowas könnte man dann doch als Kombination ausführen.

Gruß, Hartmut


Überrollbügel jetz', nä?

So wie er hier...Tuc tuc
Es lebe das Dreirad. Nicht dass das symmetrische eine geringere Kippneigung hätte als unsere und es hat einen ebensolchen Reiz. Ich sach mal so: je ähnlicher ein Gespann einem Tuc tuc ist, desto eher sollte es entsprechend vorsichtig gefahren werden. Und der Überrollbügel, Slowly, die Autoindustrie nennt ihren Kram ja "Knautschzone".

Ökologisch: Die Bahn
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Re: Überraschung

Beitragvon Schwadlapp » 29. April 2019 08:56

Hallo Beitragschreibende.
Vielen Dank für die offenen Darstellungen eurer Erfahrungen und die entsprechenden Beiträge und Tipps.
Am Kurvenradius kann man wohl nichts ändern und am Schwerpunkt nur bedingt.
Bleiben also nur die Geschwindigkeit und die Konzentration.
Zumindest an der Konzentration könnte man evtl. arbeiten?
Regelmäßige Pausen und Flüssigkeitsaufnahme damit das Gehirn leistungsfähig bleibt.
Wenn alles im Fluss (flow) ist und man fast automatisch fährt gilt wohl besondere Aufmerksamkeit.
Wie itzefritz schreibt " aus dem Refelex schnell ein perplexer Fahrer werden".
Olaf:
„Der Mensch tut seltsame Dinge im Streß“.
Stephan:
„Mit dem Schreck abtrainieren wird nicht einfach.
Denn der wird ja durch ein plötzliches Ereignis ausgelöst.
Gerade noch im schönsten Flow unterwegs. PENG!“

Vielleicht gibt es ja Möglichkeiten den Stress, wenn er schon nicht vermeidbar ist, wenigstens zu reduzieren?

Allen noch einmal vielen Dank für die wirklich guten Beiträge und allzeit gute Fahrt
Robert
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Re: Überraschung

Beitragvon Crazy Cow » 29. April 2019 09:53

Hi Robert,

wir wissen zu wenig über Arbeitsmedizin und für das Gespannfahren gibt es m.W. keine Dissertation. Was Fritz schreibt ist m.E. sehr wesentlich. Wir gehen ja altersbedingt schon mal wegen des ein oder anderen Wehwehchens zum Doktor, der vlt. auch mal die Reflexe testet. Die werden im Alter schlechter und vor allem nicht gleichmäßig und nicht symmetrisch. Reflexe leistet der Körper sviw ohne Zuhilfenahme des Gehirns auf kurzem Wege zwischen Muskel und Nerv.
Was wir nicht wissen, und wahrscheinlich auch sonst niemand anderes, ob du sicherer für dich und deine Mitmenschen reagierst, (beim Gespannfahren jetzt), wenn die Reflexe funktionieren, oder wenn das Gehirn zur Hilfe genommen wird. Fest steht, dass es länger dauert, wenn das Gehirn mitarbeiten muss.

Ich habe das im privaten Umfeld schon öfter angesprochen und viel Zustimmung von Leuten erfahren, denen etwas ähnliches passierte. Im Dunkeln auf der schiefen Ebene war beim Besteigen des Solomotorrades (auf dem Seitenständer) für die Balance entweder kein Reflex im linken Bein oder das Gehirn nicht schnell genug, um ein Umkippen des schweren Bockes zu verhindern. Das Gehirn hätte zumindest Licht für die vertikale Orientierung benötigt.

PS: Ein typischer Reflex im Streß beim Motorradfahren ist übrigens, sich mit beiden Händen und Zangengriff sich am Lenker fest zu halten, nicht selten bei gleichzeitigem Zug an Kupplung und Bremse. Da muss man vlt. schon das Lockerbleiben trainieren.
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Re: Überraschung

Beitragvon Slowly » 29. April 2019 10:34

Crazy Cow hat geschrieben: ... Und der Überrollbügel, Slowly, die Autoindustrie nennt ihren Kram ja "Knautschzone". ...,

... und deshalb habe ich meinen "knautschsicheren" Überrollbügel in flankierender Abstimmung
mit dem mich seit Jahren betreuenden KÜS-Ingenieur in Eigenregie bauen lassen.

Gruß, SL :grin: LY
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Re: Überraschung

Beitragvon Schwadlapp » 29. April 2019 10:55

Hallo Olaf,
ich glaube du hast da nicht unbedingt unrecht. Wenn ich vor meiner Handlung denken muss dauert es länger als blitzschnell aus einem Reflex zu reagieren.
Der Psychologe, Markt- und Verhaltensforscher sowie Spezialist für Motorradfahren Bernt Spiegel beschreibt diese Zusammenhänge sehr ausführlich in seinem Buch "Die obere Hälfte des Motorrades". Leider sehr wissenschaftlich und für meinen Geschmack sehr trocken. Ich musste mich da wirklich durch quälen.
Also wissenschaftliche Lektüre gibt es. Ob man (oder ich) sie verstehe ist eine andere Sache.
Für diese Dinge dann auch zu trainieren und umzusetzen muss dann vielleicht Profisportler sein um diese "Reflexe" täglich zu trainieren.
Die Darstellung von AlexEF " falsch reagiert. Die 500km davor ging es ohne Probleme" konnte ich gut nachvollziehen.
( @ Alex: Vielen Dank und hohen Respekt für deine ehrliche Darstellung deiner Unfallsituation. )
Ich denke mal 500km konzentriertes Gespannfahren ist schon etwas was dem Gehirn Leistung abverlangt.
Bei einem ADAC Kurvenspass mit dem Solo-Moped passierte es auch genau in der letzten Runde, ein schneller Ducati-Fahrer legte einen 1A Highsider hin und musste sogar ins Krankenhaus. Das war 2 Stunden konzentriertes Kurvenfahren, es war an dem Tag sehr heiß und wieviel er getrunken hat weiß man nicht genau.
Der Geschäftsführer der Gespannbaubude RUKO, Jörg Schlittenhardt, konnte bestimmt halbwegs manierlich Gespannfahren. Trotzdem ist ihm eine rechtskurve zuzm tragischen Verhängnis geworden (ist jetzt zwar schon 7 Jahre her, aber man kann seiner ja durchaus nochmal gedenken).
Unfälle scheinen leider zu passieren :(
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Re: Überraschung

Beitragvon motorang » 29. April 2019 11:21

Schwadlapp hat geschrieben:Hallo Beitragschreibende.
Vielen Dank für die offenen Darstellungen eurer Erfahrungen und die entsprechenden Beiträge und Tipps.
Am Kurvenradius kann man wohl nichts ändern und am Schwerpunkt nur bedingt.
Bleiben also nur die Geschwindigkeit und die Konzentration.


Ich würde noch dazunehmen:

Gewicht im Beiwagen, der sollte mindestens 1/3 des Gesamtfahrzeuggewichts (inkl Fahrer) haben.
Das ist mein persönlicher Erfahrungswert meiner leichten Gespanne.
160-170 kg Zugfahrzeug, 70-80 kg Beiwagen, jeweils leer.
Steigt der Fahrer auf sollte zusätzlich etwa 30 kg im Boot sein. Das kann auch Ballast sein wie beispielsweise 1-2 Sack Kies.
Wenn die Fuhre schwer ist, dann schiebt sie über die Reifen weg bevor das Boot steigt. Auch nicht schön aber weniger katastrophal zumeist.

Folgendes gilt für Gespanne mit Rechtsbeiwagen und bei Rechtsverkehr ...:

Eine funktionierende und scharf eingestellte Seitenwagenbremse.
Falls die nicht integral angesteuert wird (bei älteren Fahrzeugen, ohne ABS) sondern mit der Hinterradbremse gekoppelt ist, sollte das Fahrzeug bei ausschließlicher Bremsung übers Fußpedal leicht nach rechts ziehen, bzw, so viel dass der Linkszug bei ausschließlicher Bremsung des Vorderrades kompensiert wird. Oder kurz: zieht die SW-Bremse leicht nach rechts, dann bremst das Gespann bei Vollbremsung (vorne UND hinten) geradeaus. Ist auch belastungsabhängig, eine Bremsprobe hat noch keinem geschadet. So hilft die Seitenwagenbremse, das Gespann bei Bremsung in die Rechtskurve hineinzuziehen.

Rechtskurve mit Gas anbremsen
Beim klassischen Gespann ist Gas geben die Lenkhilfe nach rechts. Bei Bergabkurven beispielsweise nicht so toll.
Man kann das aber ohne weiteres machen, und gleichzeitig auf die Fußbremse steigen (wiederum: beim klassischen Gespann, Seitenwagenbremse mit dem Hinterrad gekoppelt).
Der Motorvortrieb schwächt die Bremsung des angetriebenen Hinterrades ab, das Seitenwagenrad wird ergo stärker gebremst zud zieht die Fuhre nach rechts.
Hilft auch beim Rausbeschleunigen aus Rechtskurven ...

Seitenwagenbremse wieder lösen!!!
Eine unterschätzte Gefahr. Hebt das Rad in der Kurve ab, dann tritt der Anfänger auf die Bremse. Eventuell auch der alte Hase, wenn er dadurch noch die Kurve packen könnte. Setzt aber das durch die Bremsung in der Luft blockierende Seitenwagenrad BLOCKIERT auf der Straße auf, dann gibt das der Fuhre einen kleinen aber katastrophalen Ruck nach rechts, und die Fuhre überschlägt sich übers Motorrad.

Und bei all dem was oben steht, hilft:

Training.
Man kann Kurvenfahren üben, idealerweise bei Kurven mit Auslauf und ohne Verkehr. Damit man die Grenzen kennt und die Reaktion des Gespanns auch.
Üben üben üben. Viel fahren. Probieren. Und immer im Hinterkopf behalten: alles was man sich da feinmotorisch antrainiert gilt immer nur fürs eigene gewohnte Gespann ...
Ich bin mal vom MZ-Gespann für eine Probefahrt auf ein Ural-Gespann umgestiegen. Jessas! Wie der erste Mensch bin ich da gefahren, wahrscheinlich schlechter als jemand ohne jede Gespannerfahrung.

Ich fahr mein Gespann nie im Grenzbereich (wenn es um hochkommende Beiwagen in Kurven geht). Spielen ist was anderes. Aber beim ernsthaft Kurven fahren hab ich gerne reichlich Reserve, nicht nur um eigene Fehler noch zu kompensieren sondern auch für andere Verkehrsteilnehmer die mir vielleicht auf einem Teil meiner Spur entgegenkommen, oder für sonstwas (Reifenschaden, Wildwechsel etc. )

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Re: Überraschung

Beitragvon Crazy Cow » 29. April 2019 13:03

Schwadlapp hat geschrieben:Hallo Olaf,
ich glaube du hast da nicht unbedingt unrecht. Wenn ich vor meiner Handlung denken muss dauert es länger als blitzschnell aus einem Reflex zu reagieren.
Der Psychologe, Markt- und Verhaltensforscher sowie Spezialist für Motorradfahren Bernt Spiegel beschreibt diese Zusammenhänge sehr ausführlich in seinem Buch "Die obere Hälfte des Motorrades". Leider sehr wissenschaftlich und für meinen Geschmack sehr trocken. Ich musste mich da wirklich durch quälen.


Hallo Robert,

mir geht es bei den ergonomischen Betrachtungen weniger um den Fahrer und es liegt mir auch fern, solche zu einseitigem Verhalten erziehen zu wollen. Es geht mir darum, arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse schon in die Konstruktion einfließen zu lassen. Ich habe da zwar während meines Studiums dazu nur das nötigste erlernt, aber doch soviel, dass man versuchen muss, animalisches oder instinktives Verhalten als menschlich zu begreifen und in den Arbeits- oder Bedienprozess einfliessen zu lassen.
Ein typisches Beispiel: Sicherungen und Schalter sollten nach unten aus zu schalten sein, weil in der Not der Mensch schlimmstenfalls nach unten sinkt, ohnmächtig wird und beim Ausschalten hochlangen muss. Seine natürliche Bewegung ist abwärts, die sollte seine Gefahr verringern. Die meisten Leute rennen auch bei Brand abwärts durch das Treppenhaus. Aussentüren im öffentlichen Bereich sollten nach außen aufgehen, damit einer das Ding auch aufkriegt, wenn hinter ihm gedrängelt wird u.a.

Für uns nun und für die Gespannbauer gibt es diese Erkenntnisse nicht, jedenfalls nicht niedergeschrieben und nicht unbestritten.

Ein Beispiel zum Gespannfahren. Ich bin ein erklärter Ablehner von Breitlenkern und aufrechter Sitzhaltung aus einem bestimmten Grund:
Wir wollen nicht nur bequem sitzen, wie auf einem Stuhl oder einem Sofa, sondern sind gerade deshalb in der Not, bei einem breiten Lenker die Arme lang, ungewinkelt auszustrecken und zu erstarren. Genau das reduziert m.E. eine schnelle und richtige Reaktion in Ausnahmesituationen. Beim Gespann muss anders als beim Motorrad, der Fahrer mehr mit seinem Oberkörper arbeiten, er kann nicht der Bewegung der Maschine folgen, aber das sollte sich ja inzwischen herumgesprochen haben.
Wie einerseits der Fahrer trainieren sollte, mit dem regelmäßig schweifenden Blick über die Straße, den Rückspiegel, die Instrumente (und den Hund im Seitenwagen) auch immer wieder seine Arme leicht an zu winkeln (zu entspannen), sollten die Gespannbauer dafür Sorge tragen, dass genau das dem Fahrer ermöglicht wird. Vor hundert Jahren, als Gespanne anfingen, zum Alltag zu gehören, gab es eine gebräuchliche Lösung, die vollkommen aus der Mode gekommen ist:
Der nach hinten gezogene Lenker. Es gab Exemplare, die fast neben den Hüftgelenken mündeten, ihre Lenkarme erheblich länger als die heutiger Breitlenker, dabei komfortabel und leicht zu lenken.

Zu Andreas' Aufhänger mit dem Beiwagengewicht: Wo bitteschön bleiben da Kreativität und Disziplin der Gespannbauer? Wem nützt es, wenn ein Mindest-(Zusatz-)Gewicht von 30kg in die Fahrzeugpapiere eingetragen ist? Was ist so schwer daran, Seitenrad- und Vorderradlast zu vergleichen und ins Verhältnis zu setzen, wenn das Fahrzeug fertig ist?

Ich frage mich, ob der Wunsch des zahlenden Kunden nicht manchmal die Vernunft dominiert, und wie Vernunft definiert werden muss: Wissen, Einsicht, Erfahrung? Vorschrift? Jeder Gespannbauer, dessen Bauwerk einmal in einen der wie oben beschriebene Unfälle verwickelt war, sollte rot anlaufen, in sich gehen und überlegen, was er besser machen kann und darüber wenigstens im Verband berichten.

Ich kann nicht akzeptieren, dass allein bei den Fahrern Fehler zu suchen sind.

edit:

Schwadlapp hat geschrieben:Also wissenschaftliche Lektüre gibt es. Ob man (oder ich) sie verstehe ist eine andere Sache.

Mir persönlich erscheint es sinnvoller, zwölf Gespannbauer und zwanzig Prüfingenieure ochsen sich da durch als tausende Gespannfahrer.
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Re: Überraschung

Beitragvon Stephan » 29. April 2019 13:28

Das mit dem Gewicht im BW kann man ja auch nicht pauschalisieren. Die Steigwilligkeit des Gespanns liegt am Verhältnis von Kfz.-Gewichtmittelpunkt, Breite des Gespanns und dem Gewicht auf dem BW-Rad.

Ich weiß das ich ohne die 25kg im BW des großen Gespanns, keine Rechtskurve vernünftig fahren kann. Beim alten 2V EML Gespann, spielt das keine Rolle.



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Re: Überraschung

Beitragvon Crazy Cow » 29. April 2019 13:46

Stephan hat geschrieben:Das mit dem Gewicht im BW kann man ja auch nicht pauschalisieren. Die Steigwilligkeit des Gespanns liegt am Verhältnis von Kfz.-Gewichtmittelpunkt, Breite des Gespanns und dem Gewicht auf dem BW-Rad.

Ich weiß das ich ohne die 25kg im BW des großen Gespanns, keine Rechtskurve vernünftig fahren kann. Beim alten 2V EML Gespann, spielt das keine Rolle.



Stephan


Ja, das ist so. Und schlimmstenfalls erhöht man mit der falschen Positionierung des Zusatzgewichtes im Beiwagen die Kippneigung nach vorn...
Aber man kann an jedes Gespann auf der linken Seite einen Mast befestigen, dessen Zugpunkt oben 1,5m über dem Boden weilt. Und man kann mit einer Federwaage daran ziehen, um fest zu stellen, wie hoch ist das Anfangskippgewicht und wie groß ist der Winkel bis zur ausgelichenen Waage. Ein Trockenelchtest gewissermaßen. Oder man kann sich auch andere Vorrichtungen bauen, die allgemeingültig sind. Man baut sich ja auch Vorrichgtungen, um Rohre zu biegen.
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Re: Überraschung

Beitragvon Schwadlapp » 29. April 2019 13:55

Ob ergonomisch oder nicht, wir haben die Gespanne so wie sie sind, soll nicht heißen, das sie nicht verbessert werden können.
Nach der ganzen Diskussion bleibt für mich dann das Fazit für die Rechtskurve: konzentriert und mit sinniger Geschwindigkeit in die Kurve.

Für Interessierte hier der Link zur Feuerwehr Metzingen wo man noch sehen kann wie ein RUKO Gespann aussieht wenn man nicht soviel Glück wie Alex hat.
http://www.feuerwehr-metzingen.de/cms/einsatz.php/Einsatz141?id=141&topcat=68.119&foreignid=8
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Re: Überraschung

Beitragvon Schwadlapp » 29. April 2019 14:12

Hallo nochmal,

da habe ich doch gerade zufällig beim Stöbern diesen Artikel bei Motorradonline aus Febr. 2019 gefunden.

Ob Vielfahrer oder Gelegenheitsbiker: Wer auf ein plötzliches Ereignis die passende Reaktion parat haben möchte, sollte die richtigen Handlungsmuster trainiert haben.

https://www.motorradonline.de/ratgeber/mentales-training-fuer-motorradfahrer-alles-reine-kopfsache/

Nicht schlecht. Gibt es ja nicht spez. für Gespannfahrer aber egal mit dem Zweirad kann man sowas ja auch üben.

Gruß

Robert
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Re: Überraschung

Beitragvon Crazy Cow » 29. April 2019 16:06

Schwadlapp hat geschrieben:Hallo nochmal,

da habe ich doch gerade zufällig beim Stöbern diesen Artikel bei Motorradonline aus Febr. 2019 gefunden.

Ob Vielfahrer oder Gelegenheitsbiker: Wer auf ein plötzliches Ereignis die passende Reaktion parat haben möchte, sollte die richtigen Handlungsmuster trainiert haben.

https://www.motorradonline.de/ratgeber/mentales-training-fuer-motorradfahrer-alles-reine-kopfsache/

Nicht schlecht. Gibt es ja nicht spez. für Gespannfahrer aber egal mit dem Zweirad kann man sowas ja auch üben.

Gruß

Robert


So ein Schmarrn...

hinter der Kopfsache ist übrigens ein Fragezeichen.
Es macht einen Unterschied, ob ein Sportler zum Wettkampf antritt und für die Länge eines Wettkampfes konzentriert bleibt, oder ein PS Biker zum Schnitzelfassen in den Mototreff radelt und ein Kristallweizen trinkt. Wenn er gegen 14.30h wieder aufbricht, hilft alles Kopftraining nichts.
(Wenn man "ergonomischer Tiefpunkt" gurgelt, bekommt übrigens sowas wie diesen Link gezeigt: schlafen am Arbeitsplatz) und genau darum geht es, woher weißt du denn, dass du konzentriert in eine Rechtskurve einfährst? Wir bilden uns doch oft nur ein, dass wir fit sind vlt. besonders nach selbstgebautem mentalen Training, deshalb gibt es ja z.B. Untersuchungen mit Augenscannern.

Und der Schluss: es ist wie es ist, "wir haben die Gespanne so wie sie sind" sollte eher eine Warnung sein, keine Allgemeinplätze bei Verhaltens-Empfehlungen aus zu geben, denn bis auf wenige Ausnahmen sind sie unsere Lieblinge nun mal alle verschieden.

Ich habe hier versucht klar zu machen, dass im Stress und in Panik der Mensch dazu neigt, auf sein Training zu pfeifen und Dinge tut, die ihm nicht antrainiert wurden. Ein gutes Beispiel, ich habe aber den Namen des Deliquenten vergessen: Er, seines Zeichens NASA-Astronaut, physisch und mental vollfit mit sehr intensiver Schulung auf den Trockendock, darf in die Kapsel die Erde umrunden. Als geübter Amerikaner wassert er bei der Landung und kriegt Panik. Er öffnet gegen alle Weisung und gegen alles Training die Luke der Kapsel und das Ding säuft ab. Er wird gerettet, hat natürlich bei der Befragung Gründe und Argumente parat. Auch da hilft uns unser mens.
Dito Polizisten, die hunderte Male trainiert haben und genau wissen, wann und wie sie schießen sollen und trotzdem versagen...

Es ist keine normale Situation, in einem Faß auf dem Ozean gefangen zu sein, oder auf einen Menschen zu schießen, oder in einem kippenden Fahrzeug zu sitzen.

Wir müssen endlich von dem Vorurteil runter, dass wir Gespannfahrer eine überlegene Spezies sind und instinktives Verhalten abtrainieren können. :|
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Re: Überraschung

Beitragvon Stephan » 29. April 2019 17:40

Schwadlapp, was möchtest du mit dem 2rad übern, was du beim Gespann gebrauchen kannste?


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Re: Überraschung

Beitragvon Slowly » 29. April 2019 17:52

Olaf,
das war Grissom mit der Mercury-Kapsel.
Hat die aber nach anderer Lesart nicht in Panik geöffnet, sondern "aus Versehen" die Absprengung der Ausstiegsluke ausgelöst.
Er ist dann seiner Rettungsmannschaft entgegengeschwommen.
Er hat technische Änderungen vorgeschlagen, so daß die nachfolgenden Apollo-Kapseln nur wie eine Tür mit kompliziertem Verschluß geöffnet werden konnten.
Ironie und Tragödie:
Grissom und seine zwei Kollegen sind beim Brand bei einem Boden-Test der Apollo 1 ums Leben gekommen,
weil sie die Luke nicht schnell genug öffnen konnten:

https://de.wikipedia.org/wiki/Apollo_1

Ich kann mich noch gut an die damalige, weltweit schockierende Nachricht (1967) erinnern.
Zuletzt geändert von Slowly am 29. April 2019 19:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Überraschung

Beitragvon AlexEF » 29. April 2019 18:39

Stephan hat geschrieben:Schwadlapp, was möchtest du mit dem 2rad übern, was du beim Gespann gebrauchen kannste?


Stephan


Das ist ja in gewisser Weise das Dilemma. Ich weiß, dass ich in einer Rechtskurve mein Gewicht nach rechts verlagern muss, je mehr, desto besser. Ich weiß, dass unter Gasgeben der Beiwagen in der Regel unten bleibt. Aber das sind Dinge, die man vorher macht. Im Augenblick des Steigens verlagert man kein Gewicht mehr, wird man wohl auch kein Gas mehr geben. Was bleibt? Kupplung ziehen als Reflex wie vom Auto oder Solo-Motorrad gewohnt? Bremsen?
Ich hatte Schiss, dass die Fuhre noch schneller kippt, wenn ich bremse und hab mich fürs Kupplung ziehen entschieden in der stillen Hoffnung, dass das Gespann so schnell so langsam wird, dass ich noch auf meiner Spur alle Räder wieder unten habe. War eine Scheißidee.
Grüße aus Erfurt


Alex
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Re: Überraschung

Beitragvon dreckbratze » 29. April 2019 19:28

sanft bremse anlegen. während der sw hochkommt sich nach rechts zu lehnen bringt rein gar nix.
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Re: Überraschung

Beitragvon FietePF » 29. April 2019 20:02

Stimmt :grin:
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Re: Überraschung

Beitragvon Einzylinderfahrer » 29. April 2019 22:54

Kann mir jemand erklären, wie Gasgeben den Beiwagen unten halten soll?
Physik: Wenn ich in der Rechtskurve zu schnell bin hilft nur Kurve aufmachen (Gegenverkehr!!), oder Geschwindigkeit reduzieren. Gas geben macht mich schneller und Kupplung ziehen auch nicht langsamer.
Uli
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Re: Überraschung

Beitragvon Stephan » 29. April 2019 23:20

Will keiner erklären. Bei steigendem BW, also so das man Schiss kriegt, hilft nur Bremsen. Aber meistens reicht dann trotzdem die Straßenbreite nicht mehr ganz aus. Wenn Gas wegnehmen reicht, war es noch nicht schnell. . .

Zudem wird das Fahrwerk ein wenig unruhig, wenn das BW-Rad wieder auf dem Asphalt ankommt.

Ich weiß jetzt auch nicht aus eigener Erfahrung, ob der BW erst langsam steigt und dann plötzlich ist er ganz Oben. Bei meinem alten, flachen Gespann, kommt der BW erst bei Geschwindigkeiten und Kurvenradien hoch, da hab ich schon vorher das Gefühl, das wird zu schnell.

Wenn der überholte Anlasser drin ist, muß ich das mal probieren.


Stephan, der jetzt erst ein paar Tage Nachtschicht macht. . .
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Re: Überraschung

Beitragvon Schwadlapp » 30. April 2019 07:57

In einem alten Heft der MG hat Michael Hölscher (Entwickler bei Porsche) mal die Zusammenhänge mathematisch erörtert.
Ich habe mir erlaubt die Faktoren Kurvenradius, Geschwindigkeit und Schwerpunkt noch mal grafisch darzustellen.
An den Graphen kann man sehr gut erkennen wie mit steigender Geschwindigkeit auch der Kurvenradius größer werden muss damit das Beiwagenrad nicht abhebt.
Aber auch bei kleinen Radien (Schlenker, Ausweichen) auch schon eine kleine Geschwindigkeit ausreicht um den Beiwagen zu liften.
Ganz deutlich sieht man auch die Abhängigkeit vom Schwerpunkt (Hebelarm) und man sieht wie gefährlich die Situation mit leerem Beiwagen (oder nur Hund) und zwei Personen auf der Maschine werden kann.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
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Re: Überraschung

Beitragvon Crazy Cow » 30. April 2019 09:58

Stephan hat geschrieben:Will keiner erklären. Bei steigendem BW, also so das man Schiss kriegt, hilft nur Bremsen. Aber meistens reicht dann trotzdem die Straßenbreite nicht mehr ganz aus. Wenn Gas wegnehmen reicht, war es noch nicht schnell. . .

Zudem wird das Fahrwerk ein wenig unruhig, wenn das BW-Rad wieder auf dem Asphalt ankommt.

Ich weiß jetzt auch nicht aus eigener Erfahrung, ob der BW erst langsam steigt und dann plötzlich ist er ganz Oben. Bei meinem alten, flachen Gespann, kommt der BW erst bei Geschwindigkeiten und Kurvenradien hoch, da hab ich schon vorher das Gefühl, das wird zu schnell.

Wenn der überholte Anlasser drin ist, muß ich das mal probieren.


Stephan, der jetzt erst ein paar Tage Nachtschicht macht. . .



Durch Beschleunigen kriegt man den Beiwagen nicht runter. Man kann lediglich rel. kraftlos in die Kurve einlenken und die Spur halten. Da keine Lenkaktion durch den Fahrer beim Gespann irgendwie fest definierbar ist, erfolgt das Eintauchen in die Kurve mit dem Gasgriff harmonischer. Ein Hoppeln des Seitenrades gibt es eher, wenn man selbst kraftvoll einlenkt, weil man den Lenker eben anfangs nicht wirklich still halten kann.

Das Problem beim steigenden Seitenwagen ist nie der Moment des ersten Steigens, sondern der Winkel, in dem sich das Gespann letztlich geschwindigkeitsbedingt befindet. Tatsächlich wird schon früh die Kippkraft für jedes weitere Winkelgrad immer geringer. Der kritische Winkel lässt sich reduzieren, indem der gemeinsame Schwerpunkt durch Beladen möglichst weit unten angesiedelt ist.

Und ja, die Grafik von M. Hölscher entspricht einer Normalparabel, je nach Fahrzeug gestaucht oder gestreckt. Die Kippkräfte wachen mit der Geschwindigkeit nicht linear, sondern logarithmisch wie auch der Bremsweg mit zunehmender Geschwindigkeit logarithmisch wächst.
Man muss das nicht nachrechnen können, es genügt, wenn man beherzigt, dass bei doppelter Geschwindigkeit sich die Kräfte min. vervierfachen.

Und noch ein letztes, das sich m.E. nicht in Panik beherzigen lässt: die Zeit, die benötigt wird, um das Seitenrad wieder runter zu bringen, oder die, in der er von selbst durch Geschwindigkeitsreduzierung in den unkritischen Winkel fällt, ist viel zu lang, als dass man diesen Prozess durch Linkslenken forcieren könnte. Man gerät auch bei geringer Geschwindigkeit zwangsläufig auf die linke Spur. Vgl. Geübte Fahrer können auch mit gehobenen Seitenrad Linkskurven fahren.
Hat man hingegen beim Steigen des Seitenrades die Geschwindigkeit reduzieren können, ist es dementsprechend leicht, die Fuhre in Balance zu dirigieren. Physikalisch muss die Geschwindigkeit midestens in dem Maße reduziert werden, wie die benötigte Kippkraft für jedes weitere Winkelgrad sich verringert.

Man darf aber nicht außer Acht lassen: Die Kraftrichtung, die das Fahrzeug ursprünglich ins Kippen gebracht hat, ist eine andere als die, die das Fahrzeug nach nur wenigen Sekunden fortgesetzter Kurvenfahrt erreicht. Tatsächlich muss physikalisch nicht die Geschwindigkeit des Fahrzeuges in Fahrtrichtung sich proportional verringern, sondern die Geschwindigkeit in Richtung der Ursprungskraft. Das ist mathematisch m. E. kaum darstellbar.

PS: Natürlich sind Hölschers Ausführungen keineswegs allgemeingültig auf alle Gespanne übertragbar, bestenfalls auf MZ, SR mit Velorex und Russengespanne. Ausschlaggebend ist immer der Winkel aus der Winkellinie (über Schwerpunkt und H-Radaufstehpunkt) und der Waagerechten (bzw. der Lotrechten zur Erdanziehung) Ein sicheres Gespann hat den Schwerpunkt im rechten Fuß des Fahrers, rechts daneben und/oder darunter durch Gewicht und/oder Spurweite.
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Re: Überraschung

Beitragvon Crazy Cow » 30. April 2019 10:33

Einzylinderfahrer hat geschrieben:Kann mir jemand erklären, wie Gasgeben den Beiwagen unten halten soll?
Physik: Wenn ich in der Rechtskurve zu schnell bin hilft nur Kurve aufmachen (Gegenverkehr!!), oder Geschwindigkeit reduzieren. Gas geben macht mich schneller und Kupplung ziehen auch nicht langsamer.


Hallo Uli,

beim Kupplungziehen bleibt ein Fahrzeug in der Spur, auch bei Nässe und Glätte (bis zu einem gewissen Grad), beim Bremsen nicht. Wenn man sich die Situation schnell genug bewusst machen kann, kommt man bei mäßiger Geschwindigkeit mit Kuppeln und Lenken aus der Gefahr heraus. Mit dem Auto immer, mit dem Motorrad auch und mit dem Gespann darf die Geschwindigkeit halt nicht so hoch sein. Hilft bei Hindernissen, Wildwechsel und Geisterfahrern. (Solange das Fahrzeug geradeausfährt: scharf bremsen, kurz vor dem Hindernis: Bremse lösen, auskuppeln und Lenkmanöver)
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