Setzen wir die Sache mal fort:
Wer vor dem Kauf einer Schlaftüte für ein Wintermopedtreffen steht, sollte mal folgende Überlegungen anstellen:
Wer nachts in dem dafür vorgesehenen Ruhezeitraum friert, hat ganz schlechte Karten. Es mal ja jeder Unbill gehen, aber im Schlafsack frieren wird dann wirklich heftig. Daher es bei dem Einsatz auf Mopedtour nicht so sonderlich auf Gewicht und Packmaß ankommt, halte ich Kunstfaser für die bessere Wahl gegenüber Daune. Hauptargument neben dem Preis ist die auch im nassen Zustand noch vorhandene Isolationsfähigkeit der Kunstfüllung. Einen Eimer Kaffee über den Daunenschlafsack geschüttet und die nächste Nacht sollte im Hotel stattfinden. Bei längeren Touren kommt dazu, dass das Körperkondensat getrocknet werden muss. Bei sonnigen - 20 °C mag das bei Daune gehen, bei Fieselwetter um den Gefriepunkt hat man ganz schlechte Karten.
Also eine Kunsttüte. Man kann jetzt zu Polo/Louis/Gericke düsen und sich für vermeintlich wenig Geld einen tollen Sack anlachen. Auch dann rate ich zur Hotelübernachtung
. Ein guter Schlafsck kostet Geld!
Also in den guten Outdoorladen, Säcke anglotzen, sich beraten lassen, Probeliegen (Länge, Weite) und von den lt. Hersteller ausgewiesenen Komforttemperaturen beim Winterschlafsck gleich noch mal bis zu 10°C abziehen und kaufen. Die Extremtemeraturangaben gleich mal ausblenden. Das sind die Temperaturen, bei denen man in bester Konstitution im Idealfall nicht verreckt.
Rechtshänder sollten einen Reißverschluß auf der linken Seite nehmen, Linkshänder umgekehrt. Koppelsysteme für die lauschige Nacht zu Zweit scheiden im Winter aus. Meist fehlt für den unschwulen Mopedisten im Winter der Kuschelpartner und Winterschlafsäcke haben nur einen kurzen, max. 2/3 langen Reißverschluss.
Kapuze ist ein weiteres Thema: Das Ding braucht man im Winter; daher soll das Ding halbwegs passen und sich so weit schließen lassen, dass die Nasenspitze nur noch rausschaut.
Baumwollinnenfutter hat in einem Winterschlafsack nix zu suchen.
Wer die Tüte länger nutzen will und weiß, dass sehr häufiges Waschen den Dingern nicht gerade gut tut, sollte sich Gedanken über ein Seideninlett machen. Ich find die Dinger aber unpraktisch und nervig. Im Winterschlafsck liegt man meist eh nicht nackt, so dass die lange Unterwäche (oder der Seidenschlafanzug in schwarz mit roten Mustern
) reichen sollte.
Meine Empfehlung wäre aus eigener Gebrauserfahrung: Ayungilak Tyin Winter. Bis auf die militaristische Farbe ein gutes Teil. Andere Markenmütter haben aber auch schöne Töchter. By the way: High Peak und High Sierra halte ich nicht für Marken, sondern max. für Labels
So einen Schlafsack hütet man auf Tour wie seinen Augapfel. Das Ding gehört wasserdicht verpackt. Also nix Mülltüte, sondern Ortliebsack. Zu Hause aber bitte auslüften und locker (!) verpacken. Meine S-Tüten ruhen @ home in alten Kopfkissenbezügen.
Ach so: So ein gute Winterschlafsack ist im Sommer absolut ungeeignet. Auch wenn der Reißverschluss ganz offen steht, ist das ein Schnellbräter!
Noch was zur Nase: Fettcreme auf Nase und Wangen beugt Erfierungen vor. Ab so -20°C sollte man das Thema ernst nehmen. So eine Erfrierung geht ganz fix und unbemerkt. Ich habe mir mal die Nasenspitze auf einer Winterwanderung reichlich unterkühlt. Ich hab geschwitzt ob der Wanderstrecke, hatte also nicht kalt. Meine Nase fand das anders
Noch ein Tip: Wem die Zehen einfrieren und wer sie auch durch Rumlaufen nicht warm bekommt: Raus aus den Tretern und barfuss!!! oder in Turnschuhen eine (kleine!) Runde laufen. Wenn Zehen auch bei Bewegung im Winterschuh nicht mehr warm werden, ist durch Schuh/Socke oder sonst was, die Blutzufuhr nicht 100%. Also durch Lüften und Bewegen die Blutzufuhr aktualisieren
Ich hab das mal in Schweden im tiefsten Winter müssenderweise getestet. Bei -28°C die Schuhe auszuziehen und barfuss im Schnee rumzuspringen ist mit einer gewissen Überwindung verbunden. Nachdem ich die Füsse wieder trocken hatte und sofort wieder in den Winterschuh rein bin, wurde es wieder warm. Das war dann alle 2 h angesagt (brrrrrrrrrrrrrr).
Mir fällt bestimmt noch was ein; Winteraktionen sind halt einfach nur geil!
Olli