Dreiradler

Liebe Gespannfahrer,

ich fahre ein EML K1200LT Gespann Baujahr 2001 mit 40000 Km.
Nun sind plötzlich unter Last Geräusche aufgetreten.
Sie sind deutlich in der Mitte des Motorrades zu hören wenn der Motor Kraft ans Hinterrad überträgt oder kurz beim
runter schalten wenn Kraft vom Hinterrad zum Motor übertragen wird.
Mein Freundlicher meint es wäre mit großer Wahrscheinlichkeit ein Lager im Getriebe.
Es sind auch sehr leichte Vibrationen am Lenker zu spüren.
Mein Freundlicher würde die Reparatur natürlich ausführen aber nur wenn der Seitenwagen samt Hilfsrahmen abgebaut ist.
Kennt jemand das Problem?

Danke

Mit freundlichen Grüßen
Rüdiger

Hallo Rüdiger
Das ist m.E. ein Dauerproblem.
Ich hab 22 Jahre eine EML K1200RS gefahren.
Geräusche aus dem Getriebe sind durchaus möglich, ein Getriebe hat bei mir meißt zwischen 40 - und 50000 gehalten, dann flogen Gänge raus, haben sich Sicherungsringe verabschiedet und anderes mehr.
Auch möglich und je nach Laufleistung wahrscheinlicher sind allerdings vorderes Kardangelenk (hat bei mir so 180.000 km gehalten), oder das Hauptlager im Endantrieb, also sozusagen das Radlager, die halten so 80-100000 km.
Alles natürlich je nach Belastung und Fahrweise.
Ob´s das Radlager ist, kannst du am besten durch Aufbocken und am Rad wackeln feststellen, alles andere eigentlich nur durch zerlegen.
Der Weg bei der alten K ist da immer der selbe: Beiwagen ab, Plastik ab, Hinterrad, Kardan und Schwinge ab, dann Mechanik fast komplett zerlegen (sogar die Kühlung) um den Rahmen anheben zu können und das Getriebe auszubauen. Egal, was es am Ende ist, empfiehlt sich eine neue Kupplung und ein neuer Motorsimmering, da kommst du ebenfalls nur auf diese Weise ran.
Beim ersten Mal war das bei mir eine Winter-OP, danach gings dann immer schneller.
Meißt ist übrigens der Austausch der defekten Teile durch gebrauchte Teile günstiger als Neukauf und Einbau beim Freundlichen.
Eine gute Adresse für die Reparatur der Teile ist "der Bonner" aus einschlägigen BMW Foren, soweit er noch aktiv ist.

Hallo Norbert,
danke für deine Antwort.
Es ist offensichtlich das Getriebe.
Wie hast du den Seitenwagen abgebaut.
Erst das Boot dann das Fahrwerk und dann den Hilfsrahmen?
Muss ich danach wieder die Spur einstellen, oder kann man alles so abbauen das
die Einstellung der Spur erhalten bleibt.

Danke

LG
Rüdiger

Genau das ist die Reihenfolge:
Boot, Seitenwagenrahmen und dann muss der komplette hintere Hilfsrahmen bis zum vorderen Hilfsrahmen weg. Besonders lustig dabei ist links unten vor dem Motor die 12er Senkkopfschraube für die Längsstrebe vor den Krümmern.
Dann muss da ganze Plastik weg, das Hinterrad und die Schwinge raus, der Rahmen muss hinten vom Getriebe gelöst werden und vorne am Motor gelockert werden, Einspritzanlage runter und schon kann der Rahmen angehoben werden.
Beim Zerlegen der Hilfsrahmenteile ist es bei EML eigentlich schon fast üblich, daß die Hilfsrahmenteile mit einem großen Sprung auseinander fliegen, meißt ist irgendwas verspannt eingebaut. Ein dicker Gummihammer und Spanngurte haben bei mir immer geholfen, die Teile nachher wieder in Position zu bringen. Da allerdings Schwinge und auch der Seitenwagenrahmen mit seiner Vorspurverstellung an der Seitenwagenradachse unberührt bleiben, spart man sich das neue Einstellen meißt.

Da misst man halt vorher mal das IST, um da später wieder hinzukommen. . .


Stephan

Das hatte ich jetzt mal vorausgesetzt.
Aber zumindest bei meinem Gespann war das nach dem zerlegen nie ein Problem, das hat nachher immer gepasst.

avionicrka hat geschrieben:Mein Freundlicher würde die Reparatur natürlich ausführen aber nur wenn der Seitenwagen samt Hilfsrahmen abgebaut ist.

Norbert hat geschrieben:Boot, Seitenwagenrahmen und dann muss der komplette hintere Hilfsrahmen bis zum vorderen Hilfsrahmen weg. Besonders lustig dabei ist links unten vor dem Motor die 12er Senkkopfschraube für die Längsstrebe vor den Krümmern.
Dann muss da ganze Plastik weg, das Hinterrad und die Schwinge raus, der Rahmen muss hinten vom Getriebe gelöst werden und vorne am Motor gelockert werden, Einspritzanlage runter und schon kann der Rahmen angehoben werden.

Moin,
Ui, wer soweit kommt braucht keinen Freundlichen mehr. Nach Norberts Beschreibung habe ich gerade Kopfkino...Wenn der Hilfsrahmen ausgebaut ist liegt das Getriebe doch schon fast frei, oder?
Gruß
Helmut

Weiß Gott nicht!
Der Hilfsrahmen ist nur der erste kleine Bauabschnitt.
Danach kommt der Endantrieb und die Hinterradschwinge. Da gehen nicht selten die Schwingenbolzen fest. Die Einstellung dieser sind auch beim Wiedereinbau das einzige, kritische Teil.
Wenn die Schwinge raus ist müssen Kühlung und Teile der Elektrik sowie Einspritzanlage und Auspuff sowie die Kupplungsbetätigung weg. Dann kann man den Rahmen mittels Kran o.ä. soweit anheben, daß man mit viel Gefühl das Getriebe rauszerren kann. Bei der LT wird das noch durch den speziellen Anlasser, der als Rückwärtsgang ins Getriebe eingreift, ein wenig erschwert.

Ich hatte zwar nicht den Riesenzauber der LT-Verkleidung und des RW-Getriebes, aber zum Schluß habe ich für das Zerlegen immer so 6-8 Stunden gebraucht, der Zusammenbau etwas länger. Zu dem Zeitpunkt hatte ich aber dann auch eine Traverse aus Baustützen für den Rahmen und eine massive Hebebühne. Den Beiwagenrahmen hab ich dann gar nicht mehr abgebaut sondern nur noch die Hilfsrahmenteile herausoperiert und den Beiwagenrahmen am vorderen Anschluß belassen.

Das Getriebe würde ich dann allenfalls noch ausbauen, aber nicht mehr öffnen. Da muss dann wirklich jemand mit mehr als ein paar Schraubenschlüsseln dran, da muss man wissen, was man macht.

Norbert nochmals vielen Dank.
Muss eigentlich an der Vorderradgabel
etwas gelöst werden?
Also ich komme immer mehr zu dem Ergebnis Seitenwagen und Hilfsrahmen abzubauen und dann die Maschine zum Freundlichen zu bringen.

Du hast die Extenso Drive eingebaut, oder? Die kenne ich nicht, meins war eines der ersten Gespanne auf Basis K1200 RS mit Radnabenlenkung. Meines Wissens hängt das Extenso-Drive nur am Lenkkopf und dem Längslenker, dann braucht da eigentlich nichts abgebaut werden.

Ja ich habe eine Extenso Drive Gabel.

LG
Rüdiger

Norbert hat geschrieben:Weiß Gott nicht!
Der Hilfsrahmen ist nur der erste kleine Bauabschnitt.
Danach kommt der Endantrieb und die Hinterradschwinge.

Ah, OK. Da habe ich dich in #4 falsch verstanden. Hatte gedacht die Schwinge müsste schon raus um den Hilfsrahmen zu demontieren.

Umgekehrt, der hintere Hilfsrahmen muss raus, um die Schwinge zu demontieren - und das Getriebe

Also habe heute das Getriebeöl abgelassen und silberne Partikel am Magneten der Ablassschraube als auch im Öl gefunden.
Denke ein Lager im Getriebe verabschiedet sich.
Werde den Seitenwagen abbauen und dann von meinem Freundlichen das Getriebe ausbauen lassen.
Mal sehen wer das Getriebe reparieren kann.
Austausch-Getriebe sind bei BMW nicht mehr verfügbar, aber alle Ersatzteile gibt es noch.
LG
Rüdiger

Hallo,
Ein wenig metallischer Abrieb (keine größeren Stücke) an der Ablasschraube ist normal, das abgelassene Öl wird immer ein bisschen grau sein. Das kann, muss aber nicht seine Ursache in einem defekten Lager oder Bauteil haben.

Wenn du das Getriebe reparieren lassen willst, ist m.E, "der Bonner" (Michael Giering) die beste Adresse. Er ist in allen einschlägigen BMW-Foren bekannt.

Wenn du eh schon den Beiwagen abbaust ist das eigentlich die halbe Miete, dann könntest du den Rest eigentlich auch selbst zerlegen. Ich würde aber auf jeden Fall beim Abbau des Seitenwagens mal das Spiel an Hinterrad und Schwinge mit prüfen, nicht, daß du am Ende da dann immernoch ein Problem hast.

Die Ablassschraube

Ja, du hast Recht. Ich denke, das ist schon ein bisschen zu viel.

Ich würde mit Michael Gierung telefonieren. Stell ihm evtl. die nackte Maschine ohne Hilfsrahmen hin und er oder ihr baut das Getriebe aus. Er kann dann auch alle Komponenten von Getriebe bis Endantrieb checken und ihr könnt überlegen was bleibt oder durch Neu- oder Gebrauchtteile ersetzt wird.
Beim Freundlichen gibt es nur noch wenige die diese Schönheit des Gelsenkirchener Barocks kennen. Da wirste gut Geld lassen. Bin diese Kombination übrigens vor 18 Jahren auch mal gefahren.
Bis auf die Extenso Schei.. Gabel hat mir das Teil recht viel Spaß gemacht, und mit 70 Litern Sprit hab ich mich eifrig in Deutschland rumgetrieben.
Viel Glpck beim Schrauben.
Und schau mal unter http://www.fyingbrick.de nach. Da treiben sich die alten K Fahrer rum, mit viel Erfahrung und Hilfsbereitschaft.

Giering, ist das „der Bonner“? Der kann das. . .


Stephan

Ja genau

Vielen Dank an alle für eure super Tipps
LG
Rüdiger

Hallo an alle,
also ich hatte mein Getriebe beim "Bonner" (Echt ein super Fachmann).
Das Lager an der Getriebeeingangswelle war hinüber.
Er hat mein Getriebe überholt.
Mein freundlicher wird es wieder einbauen und ich kann dann den Seitenwagen mit allem Drum und Dran wieder anbauen.
Nun habe ich aber noch eine Frage an euch.
Wenn schon alles offen ist, sollte ich dann auch noch einen neuen Anlasser einbauen lassen?
Denn den Anlasser zu wechseln ist genau soviel Arbeit wie jetzt das Getriebe zu wechseln.
Ich denke der Anlasser ist durch den Rückwärtsgang besonders belastet und ich habe keine Lust
in 5.000 oder 10.000 km wieder alles auseinander zu bauen.
Ein neuer Anlasser kostet bei BMW ca. 450€ der Getriebe Aus- und Einbau ca. 1.500€ ohne meine Arbeit.
LG
Rüdiger

Also, ich hab in 22 Jahren auf 220000 km keine Anlasserprobleme bekommen. OK, das war der normale Anlasser, nicht der für den Rückwärtsgang, aber ich sehe da erst mal keine Notwendigkeit.
Wenn du das Thema sonst weiterspinnst, müsstest du sonst mindestens noch die Lichtmaschine tauschen.
Was du m.E. in jedem Fall tun solltest, ist den Kurbelwellensimmering tauschen, der geht gern mal drauf und auch die Kupplung.

Und bevor es an den Zusammenbau geht: BMW hat sich -zumindest bei den K1200 RS, also wohl auch den LTs- ein Ablaufloch im Kurbelwellengehäuse gespart.
Ich hab da so weit wie möglich unten ein 8mm Loch gebohrt. Das kann einem den A.... retten, wenn der Simmering aufgibt oder der Kupplungsnehmerzylinder. Dann bleibt die Flüssigkeit nicht in der Kupplungsglocke stehen und du merkst den Defekt, bevor du ohne Kraftschluß an der Kupplung liegen bleibst.

Hallo, nur mal eine Frage, funktioniert der Anlasser durch die andere Drehrichtung als Rückwärtsgang.
Vielleicht könnte man der R1100R dadurch auch ein Rückwärtsgang verpassen, währe evtl. günstiger ale ein Getriebe Umbau.

Schönen Tag, Gruß Dirk

Nein, leider nicht.
Der LT-Anlasser ist ganz was spezielles, der hat zwei Abtriebe. Mit dem einen greift er ganz normal in den Anlasserfreilauf im Zwischengehäuse ein, der andere Abtrieb geht direkt ins Getriebe und treibt dort den Rückwärtsgang an. Wie genau, weiß ich nicht, aber ich wollte damals mal das LT Getriebe mit Rückwärtsgang in die RS einbauen, da hab ich aber schnell die Finger von gelassen, der Aufwand wäre immens gewesen. Ein komplett anderer Kabelbaum mit Steuerung hätte auch dazu gehört.

Danke für die Info

Norbert hat geschrieben:Hallo Rüdiger
.... gelöscht...
Meißt ist übrigens der Austausch der defekten Teile durch gebrauchte Teile günstiger als Neukauf und Einbau beim Freundlichen.
Eine gute Adresse für die Reparatur der Teile ist "der Bonner" aus einschlägigen BMW Foren, soweit er noch aktiv ist.

Ist er, der Bonner.
Hier geht es direkt zu seiner Seite. Der Betrieb der Metallverarbeitung hat er zwar abgegeben, aber für die bricks ist er nach wie vor da.
Tel. Rücksprache führt enorm weiter.

Nicht nur für die. Auch den R1xxx V4 Fahrern kann er weiterhelfen. . .


Stephan