Off-topic: Ich musste mich leider neu anmelden, da ich beim Wechsel der Email rausgeflogen bin und mich als Pe-Po nicht mehr einloggen konnte. Mit keiner meiner Emails konnte ich das Passwort wiederherstellen. Keine Ahnung, was ich da gemacht habe.Hier mal wieder ein Zwischenbericht zum Rückwärtsganggetriebe (RWG). Das Getriebe ist inzwischen 28.000 km problemlos gelaufen und auch die Kupplung hat gehalten

!
Es blieb das Thema Leerlauf einlegen zu bearbeiten, was ja Voraussetzung dafür ist, dass ich den Rückwärtsgang einlegen kann.
Zur Einstimmung ins Thema zitiere ich Beiträge von Crazy Cow, der das leider nicht mehr lesen kann, und von dreckbratze.
Crazy Cow hat geschrieben:Pe-Po hat geschrieben:Crazy Cow hat geschrieben:@Pe-Po: den Leerlauf findest du wahrscheinlich leichter, wenn du zum Einlegen des RWG kurz den Motor ausmachst.
Hallo Olaf,
ja, wie Stephan auch schon schrieb, so mache ich es dann auch so.
Dazu kommt noch, dass ich die rechte Hand für die Bremse brauche (Fußbremse is ja nicht), falls das Motorrad rollt weil ich in einem Gefälle/Steigung stehe. Dann kann ich den Rückwärtsgang nicht einlegen, dafür braucht man auch die rechte Hand. Also Motor abstellen. Das Bremsenthema werde ich aber jetzt wohl durch eine pneumatische Feststellbremse erledigen. Da die Fußbremse eh schon pneumatisch betätigt wird, brauchte es dazu nur eine weiteres handbetätigtes Ventil und etwas Schlauch. Und durch die Corona-bedingte quasi Ausgangssperre habe ich dann wohl auch genug Zeit dafür.
Huch! Ich dachte der RWG wird mit der linken Hand geschaltet. Da bin ich wieder bei meinem Thema: man braucht eine ordentliche Funktionsanalyse.
Ich würde davon ausgehen, dass du mit der rechten Hand bremsen kannst und den Motor abschalten/starten.
Mit der Linken den LL suchen, den RWG einlegen und beim Starten auskuppeln kannst. Auch sollte (besonders für Rollifahrer) ein Zwangsleerlauf beim Betätigen des RWG Hebels möglich sein. Gab es ja alles schon mal, bei Honda zum Beispiel, den Zwangsleerlauf jetzt.
dreckbratze hat geschrieben:eine feststellbremse wäre hier hilfreich.
Sowohl das Thema Leerlauf einlegen und als auch das Thema Feststellbremse habe ich inzwischen zufriedenstellend gelöst.
FESTSTELLBREMSE:
Natürlich habe ich schon 2012 für die Zulassung in Österreich am Gespann eine Feststellbremse gebraucht. Hierzu habe ich ein Blech zweimal gelocht, passend gebogen und hinter dem Lenkergewicht am rechten Lenkerende montiert (siehe Bild1). Wenn man die Feststellbremse benutzen will, zieht man den Handbremshebel an und schiebt das Blech mit dem Loch am Ende über die Kugel des Handbremsgriffs. Für die Zulassung ist das ausreichend, leider ist das aber keine echte Einhandlösung und der Bremsdruck lässt nach einigen Stunden nach, so dass sich das Fahrzeug eventuell sogar wieder schieben lässt.
Bild1Zu meinem Handicap-Umbau gehört ja eine pneumatisch betätigte Fußbremse. Betätigt wird die über ein Schwenkhebelventil, das auf dem Bremsflüssigkeitsbehälter der Handbremsarmatur sitzt (Bild1) und durch einen Schlepphebel mit dem Handbremsgriff betätigt wird. Schon lange ging mir die Frage durch den Kopf, warum nicht dieses Ventil bzw. den pneumatischen Zylinder am Fußbremshebel nutzen?
Im ersten Versuch habe ich in die Luftleitung vom Schwenkhebelventil zum Zylinder am Fußbremshebel ein 2/2-Wege-Kipphebelventil eingebaut. Wenn man dann die Handbremse zog bis das Schwenkhebelventil Druck auf die Fußbremse gab, konnte man dieses 2/2-Wege-Kipphebelventil schließen und damit "den Druck einsperren". Danach konnte der Handbremshebel loslassen werden, die Luft konnte ja nicht mehr über die Entlüftungsbohrung am Schwenkhebelventil entweichen. Diese Anordnung hat funktioniert, hatte aber mehrere Nachteile.
Zum Ersten habe ich den Schlepphebel des Schlepphebelventils für die Fußbremse so eingestellt, dass er nur bei einer Vollbremsung das Schwenkhebelventil betätigt. Man muss also ziemlich am Handbremshebel ziehen, damit das Schwenkhebelventil betätigt wird.
Zweitens ließ sich für das 2/2-Wege-Kipphebelventil kein wirklich guter Platz finden, so dass eine Einhandbedienung ging, aber schwierig war.
Der dritte und größte Negativpunkt war aber, dass man das 2/2-Wege-Kipphebelventil versehentlich schließen konnte, wenn das Bremssystem z.B. drucklos war. Dann konnte man losfahren, ohne eine funktionierende Fußbremse zu haben, da der Luftweg ja gesperrt war. Das war also keine Lösung, schon gar nicht eintragungsfähig.
Ich brauchte also ein 3/2-Wegeventil (siehe Bilder 2-5). Das 3/2-Wegeventil kann ich so vor dem Schwenkventil anordnen, dass der Weg der Druckluft entweder über das Schwenkhebelventil geführt wird und die Betriebs-Fußbremse anspricht, oder aber im zweiten Weg am Schwenkventil vorbei direkt zum Fußbremszylinder geführt wird, was dann als Feststellbremse wirkt.
Wenn jetzt jemand im drucklosen System, z.B. wenn das Motorrad länger auf einem Parkplatz steht, an dem Hebel des 3/2-Wegeventils spielt und auf Stellung Feststellbremse geht, ist das kein Problem. Während bei dem 2/2-Wege-Kipphebelventil so die Betriebs-Fußbremse unbemerkt ausgeschaltet war, füllt sich beim 3/2-Wegeventil nach Einschalten der Zündung, also wenn der elektrische Kompressor anläuft, das System mit Druckluft und betätigt die Fußbremse als Feststellbremse. Man kann also gar nicht losfahren und merkt sofort, dass das 3/2-Wegeventil falsch steht, auf Position Feststellbremse.
Zur Abrundung des Ganzen ist in der direkten Leitung vom 3/2-Wegeventil zum Pneumatikzylinder des Fußbremshebels ein Rückschlagventil montiert, so dass die Leitung nicht drucklos wird, wenn bei längerem Stillstand das pneumatische System Druck verliert.
Bild2
Bild3
Bild4
Bild5Bei den ersten Fahrten habe ich bemerkt, dass das Ventil keine Selbsthaltung ind der von mir gewählten Fahrposition hat. Auf schlechtem Untergrund konnte es passieren, dass der relativ schwere Hebel in die Position "Feststellbremse" sprang. Das ist zwar nicht dramatisch, das Gespann macht dadurch keine Vollbremsung, aber es darf so nicht sein. Daher habe ich eine Feder (sieht man am besten auf Bild3) konstruiert, die jeweils eine von zwei Rastungen auf den Stiel des Hebels drückt. Hierdurch wird der Hebel besser in einer der beiden Positionen gehalten.
Jetzt kann ich also anhalten, üblicherweise bin ich dann im 1. Gang, halte links die Kupplung, ziehe rechts die Bremse und bei vollständigem Stillstand dann den Hebel für die Feststellbremse. Jetzt ist die rechte Hand frei, ich wechsele mit ihr nach links und halte mit Rechts die Kupplung gezogen. Hierdurch wird die linke Hand frei und kann mich runterbeugen um mit der Linken den Schalthebel leicht und gefühlvoll (was die Pneumatik ja nicht kann) in die Leerlaufposition zu ziehen.
LEERLAUFSCHALTHEBEL:
So weit, so gut. Den Leerlauf einlegen ist immer noch etwas Turnerei. Da das "Anlupfen" des Schalthebels zum Einlegen des Leerlaufes ja keine große Kraft braucht, bin ich auf die Idee gekommen, mir da eine Zugstange als Schaltstange anzubauen (sieh Bild6). Hierzu habe ich einen 6 mm Aluminium Rundstab auf die richtige Länge gebracht und in Form gebogen, anschließend an beiden Enden ein 6 mm Gewinde geschnitten. Unten habe ich ein Kugelgelenk angeschraubt, das auf der gleichen Schraube sitzt, mit der das Kugelgelenk des pneumatischen Schaltzylinders an den Schalhebel geschraubt ist. Oben wird eine Kugel aufgeschraubt, um das Ende besser greifen zu können und Verletzungen am Stabende zu vermeiden. Im oberen Bereich, auf Höhe des oberen Rahmenrohres, wird die Stange dann noch einmal geführt (Bild7).
Jetzt kann ich, was ich meistens schon während des Anhaltens beim noch rollenden Fahrzeug mache, die Schaltstange nach oben ziehe, nachdem ich zuvor in den 1. Gang runter geschaltet habe. Im Stand ziehe ich dann, je nach Bedarf, die Feststellbremse und kann z.B. an einer Ampel mit laufendem Motor warten ohne die Kupplung ziehen zu müssen. Früher ging das nicht, ich musste entweder die Kupplung gezogen halten oder den Motor ausmachen.
Bild6
Bild7Alle schwarzen Befestigungsteile in den Bildern habe ich gezeichnet und dann in PLA 3-D-gedruckt. Bis Feder, die einmal gebrochen ist, hat bisher alles gehalten.
Wer das hier liest, der hat es geschafft, den ganzen langatmigen Text zu lesen. Wahrscheinlich sind das nur wenige Technik-Interessierte. Ich räume auch ein, das dieses Thema überwiegend Menschen mit Handicap betrifft. Ich hatte hier im Forum bisher nur mit Zweien Kontakt. Einer war querschnittsgelähmt und hatte ein Problem mit seiner Bremse. Wir haben einige Berechnungen und Erfahrungen ausgetauscht. Leider hat er sich dann nicht mehr gemeldet. Der andere ist einseitig beinamputiert und hat sich, von meinem Gespann inspiriert, eine pneumatische Bremse angebaut, die dann auch vom TÜV abgenommen wurde. Ich hatte ihm die Teileliste geschickt und ihn später beim Einbau beraten.
Ein Dritter hat mich über meine frühere Website erreicht, er suchte ein umgebautes Gespann um die Führerscheinprüfung abzulegen. Also den Führerschein hatte er, war aber die 25 Jahre seit seinem Unfall nicht mehr Motorrad gefahren und musste nun laut Gerichtsbeschluss den Nachweis erbringen, dass er auch mit Querschnittslähmung fahren kann, oder der Führerschein sollte gelöscht werden. Natürlich bekam er meinem Zweitgespann um ein paar Stunden zu üben und dann damit die Prüfung zu machen. Einige Zeit später hat er mein Zweitgespann, eine Jialing, dann gekauft. Nach 25 Jahren hatte er wieder Blut geleckt..
Es ist ja gut, dass es nicht mehr sind, die mit einem Gespann unterwegs sind. Allerdings könnten es vielleicht mehr sein, wenn sie wüssten, was geht.
Wer einen Schreib- oder Grammatikfehler findet, darf ihn behalten
Edit: 2/1-Wegeventil durch 2/2-Wege-Kipphebelventil erstezt.