So, jetzt kommt sie endlich in die Garage, da ist viel Platz.
Man mag sich fragen, warum man um so ein Teil so einen Heck-Meck macht, aber inzwischen hänge ich auch ein bisschen dran. Warum schreibe ich hier darüber? Weil es gelesen wird. Inzwischen gab es auch wieder Post aus Californien.
Bis letztes Jahr hatte ich die Auffassung, ein Mopped ist zum fahren da und hab es tüchtig rangenommen. Der vierte Gang ist schon drei Jahre kaputt, man braucht ihn nicht wirklich. Und auch etwas Ölverbrauch mit den damit verbundenen Spuren erzeugen eine schöne Patina. Einige Leute auch pers. bekannte Forumisti, maulten gelegentlich darüber. dass unter den Instrumenten Kabel und Klemmen zu sehen sind, die Verkleidung über der Lenkungslagerschraube fehlt und die Batterie so monstrant in der Gegend rumhängt. Nein, das muss so sein. Ich habe alle Plastikverkeidungen entfernt, speziell die verchromten.
Inzwischen ist mir aber klar geworden, wie viel Arbeit darinnen steckt, und ich fange allmählich an, auch meine eigene Arbeit wert zu schätzen.
Ich hab natürlich im Vorfeld probiert, die Motorreparatur kaufmännisch zu lösen, ich habe Yamaha Händler in der Kundschaft. Aber bei dem Versuch, Leistung um Leistung pauschal ab zu rechnen, wurde freundlich abgewinkt. Wenn er aufgemacht werden muss, ist der XV-Motor eine Katastrophe. Man braucht auch jemanden, der das früher öfter gemacht hat, die Kerle sind inzwischen in Rente oder sie wissen genau, wie lange es dauert.
Wenn jemand dreimal so schnell arbeitet wie ich, würde er knapp 30 Stunden brauchen. (2Tage mit Gehilfe hiess es.) Bei dem Aufwand muss natürlich alles an Teilen getauscht werden, was einem Suspekt erscheint, schon wegen der Gewährleistung. nach heutigen Masstäben eine Geschichte zwischen 1500 und 2000 Euro also. Zuzügl. Kolbenringe und Ölpumpe. Aber kein Festpreis.
So hab ich mich entschlossen, es selbst zu versuchen, um schliesslich jedes Teil an dem Mopped mal in Händen gehalten zu haben.
Leider kam mir terminlich was dazwischen, aber jetzt muss es fertig werden, es blockiert mir einen Teil der Werkstatt, vor allem scheue ich mich Alu und Messing zu fräsen, die Mikrospäne aus der Hochfrequenzspindel sind ätzend.
Hier schon mal eine Übersicht, was bei dem Teil über die Jahre so zusammengekommen ist.
ModifikationenGabel:
Federn gekürzt, Stehrohre 4cm hochgesetzt, Federverstellung gedreht, Gabelstabi gefräst
Vorderrad:
XS650 Nabe, Morad-Felge eingespeicht, Bremssattel modifiziert, Schutzblech, Jawa umgeschweisst, Haltebleche gefräst
Lenkkopflager:
Sitz nachgearbeitet, Hülse gedreht, Kegelrollenlager planparallel ausgerichtet.
Lenker:
LSL Stummellenker, Passhülsen gedreht
Armaturen:
Starter- und Hupenknopf umgebaut, Bowdenzug-Rohrbögen angefertigt
Instrumente: in MZ Becher verpflanzt, Instrumentenhalter angefertigt, LED Anzeigen, Digitaltacho m. Beleuchtung eingebaut
Tank:
Honda GB 500 Clubman, Adaption modifiziert
Vergaser:
Nebenluftventil geändert, Schieber geändert
Motor:
zerlegt, durchrepariert, Kleinverkleidungen gefräst, Lochblech-Batterieverkleidung.
Auspuff:
abgeflext, umgeschweisst, Harley EVO Tüten, Krümmer poliert.
Kardan:
zerlegt, Spiel justiert
Hauptständer:
abgeflext und umgeschweisst
Lampen:
vorn unverändert, hinten Triumph ohne Prüfzeichen
Hinterrad:
Nabe Honda GL1000, Antriebsadapter gefräst und gedreht, Guzzi (Morad) Felge eingespeicht, Bremsscheibenadapter gedreht, Bremssatteladapter gefräst, Bremsscheibe Honda GL1000, Bremssattel Yamaha XJ900
Fussrasten, Pedale:
Fischer geändert, Fussrastenadapter gefräst, HBZ Kawasaki Zephyr, HBZ-Mechanik gefräst und gefrickelt.
Sitzbank:
Schale aus Plexiglas gesägt, Höcker aus Kunststoffriemchen geklebt und geschliffen, gepolstert und bezogen, auch der Grüne Keder ist selbst gemacht.
Vom TÜV mussten abgenommen werden:
Alle Bremsenteile, Fussrastenanlage, Gabelstabi, Speichenräder, Rücklicht und die geänderten Reifengrössen. Für die selbst gefertigten Teile habe ich Flugzeugaluminium verwendet, jedes Teil war mit einer Fabrikationsnummer zu versehen. Die beginnen übrigens nicht mit "CC"
KostenInvestitionfreudig bin ich eigentlich nur mit Dingen, mit denen ich Geld verdiene. Deshalb habe ich nur Halbzeuge und Dichtungen neu gekauft. Alles andere nach und nach aus der Bucht, die Werkzeuge und Lager nebenan, ein Drehteil bei Kewesta im Nachbarort.
Alu 10 und 20mm 65,-
Ein Drehteil Hinterradantrieb C45 60,-
Honda Hinterrad 45,-
Vorderradnabe 20,-
Clubman Tank einen Gefallen
LSL-Lenker dito
Plexiglas 10,-
Moradfelge mit Block K 45,-
Verkauf Block K minus 40,-
Guzzi Felge 26,-
Vinyl 15,-
XJ Bremsanlage, 2 Sättel, 2 Scheiben 33,-
Jawa Schutzblech 5,-
MZ Instrumente 12,-
gebr. Getriebe 33,-
Grobmotorik Dichtungen 56,-
Lager und O-Ringe 80,-
Schraubenschlüssel 36,-
Gewindeschneider 12x1,25 33,-
Summe: 534,-
Doch ganz schön viel.
Für die Maschine hab ich mal 850,- gezahlt.
Meine Arbeitsstunde kostet 60 Minuten. Ich hab sie nicht gezählt. Aber in der Zeit, in der ich schraube verbrauche ich kein Benzin, manchmal eine halbe Flasche Beck´s.
So sah sie mal aus
Hat ehr was von Mud-Racer als von Chopper, der amerik. Markt ist doof.
Nachtrag: Der TÜV Prüfer ist über die Arbeit zu meinem Freund geworden, er ist so alt wie ich und war von Anfang an in meiner Garage dabei. Er freut sich jedesmal, wenn die Kiste zur HU kommt. Bis 1.Juli ist es wieder so weit.