Nochmal für Geli und Geli`s Geldbeutel und dem Rest der Dreiradler
Biosprit vor dem Aus
Aus der geplanten höheren Biosprit-Quote wird wohl nichts: Umweltminister Sigmar Gabriel kündigte den Stopp der Pläne an, falls dies bei mehr als einer Million Autos für Probleme sorgen sollte. Branchenkreise rechnen mit bis zu drei Millionen betroffener Fahrzeuge.
Berlin - Die von der Bundesregierung ab 2009 geplante höhere Pflichtbeimischung von zehn Prozent Biosprit zum Benzin steht vor dem Aus - wegen möglicher Schäden an älteren Autos und höherer Kosten für die Fahrer. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel kündigte am Mittwoch den Stopp der Pläne an, falls mehr als eine Million Autos die geplante höhere Biosprit-Quote nicht vertragen.
Auto am Rapsfeld: Der Pflichtbeimengung von zehn Prozent Bioethanol im Benzin droht das Aus
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DPA
Auto am Rapsfeld: Der Pflichtbeimengung von zehn Prozent Bioethanol im Benzin droht das Aus
Tatsächlich dürften es nach Angaben aus der Automobilbranche sogar bis zu drei Millionen Fahrzeuge sein. Offiziell lagen Gabriels Ministerium auch am Mittwoch keine endgültigen Zahlen vor. Der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, wiederholte in Ludwigsburg lediglich die Zahl, dass maximal 375.000 deutsche Fahrzeuge betroffen seien. Importautos sind dabei aber außen vor. Der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller ist noch dabei, die Daten sämtlicher Importeure zusammenzutragen.
Branchenkreise hatten jedoch bereits eine Größenordnung von bis zu drei Millionen betroffener Fahrzeuge in Deutschland bestätigt. Dies entspricht auch den Schätzungen des ADAC.
"Die Umweltpolitik wird nicht die Verantwortung dafür übernehmen, wenn Millionen Autofahrer an die Super-plus-Tankstelle müssen", sagte Gabriel den "Stuttgarter Nachrichten". "Wir setzen die Verordnung nicht in Kraft, solange wir keinen klaren Zahlen haben. Und wir werden sie nicht in Kraft setzen, wenn die Zahl eine Million Fahrzeuge übersteigt."
Vor allem Menschen mit niedrigen Einkommen führen jene alten Fahrzeuge, die einen höheren Bioanteil nicht vertragen könnten, sagte der Minister. Der für alle verträgliche Super-Plus-Kraftstoff ist derzeit 13 bis 14 Cent teurer als Normalbenzin.
Die Bundesregierung will eine Beimischung von bis zu zehn Prozent Bioethanol im Benzin ab 2009; derzeit sind maximal fünf Prozent erlaubt. Die Änderung ist Teil der Strategie der Regierung, im Straßenverkehr mehr Kraftstoff aus nachwachsenden Rohstoffen einzusetzen. Dies soll zum Klimaschutz beitragen.
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Gabriel griff außerdem ADAC und Mineralölindustrie scharf an. Die Einwände des Autoclubs "spiegeln die Interessen des Verbandes der deutschen Mineralölindustrie wider", sagte der SPD-Politiker. "Die wollen eigentlich keine Biokraftstoffe beimischen." Man müsse sich auf die Herstellerdaten verlassen können.
Bayerns Europaminister Markus Söder (CSU) kritisierte in der ZDF-Sendung "Frontal 21", dass Gabriels Strategie falsch sei. Grünen-Fraktionsvizechefin Bärbel Höhn warf der Bundesregierung "Pfusch" vor. Gabriel habe blauäugig allein den VDA-Zahlen geglaubt und die negativen Folgen für die Autofahrer heruntergespielt, sagte sie der "Neuen Westfälischen" aus Bielefeld.
Auch der FDP-Verkehrspolitiker Patrick Döring erklärte, dass es die Beimischungspflicht nur geben dürfe, wenn die Zahl der Fahrzeuge in halbwegs erträglichen Grenzen bleibe, die für den neuen Kraftstoff nicht geeignet sind.
als/AP/dpa