Ich mach hier mal nen Extra Fred auf, damit Fermoyracers Hilferuf nicht zersabbelt wird.
Bremsdruckminderer oder Bremsdruckregler kommen aus dem PKW-Fahrzeugbau. Sie haben die primäre Aufgabe, die Bremslast beider Räder einer Achse zu reduzieren wenn die aufgrund zu gering werdender Last blockieren. Wenn zwei Räder einer Achse blockieren gerät ein 4-Radfahrzeug ins schlingern, es wird unkontrollierbar, auch wenn die andere Achse bremst. Es handelt sich bei dem Bauteil also eigentlich um ein Anti-Blockier System.
Für den Rallyesport wurden solche Dinger mit Handregler entwickelt, gleiches Ziel, aber manuelles, sensibleres Tuning.
Weiterhin gibt es Patente für Radbremsdruckminderer, die auf die Bremssättel der Hinterräder geschraubt werden. Da sie von aussen nicht einstellbar sind, sprechen zwei gleiche auch gleichmäßig an. Einfach nur eine andere Bauart, die es erlaubt, Zweikreisbremsanlagen individuell zu gestalten. Aber bei allen Patenten wird durch den Einsatz der Regler die Bremsleistung erhöht, nicht vermindert. Und zwar in der Weise, dass an den Rädern der geregelten Achse die Radrotation sprich die Haftreibung erhalten bleibt und nicht in die verzögerungstechnisch schlechtere Gleitreibung über geht.
Was in der Dreiradlerei betrieben wird, ein an sich gut bremsendes Seitenrad in seiner Leistung zu reduzieren, lag sicher nicht im Interesse der vlt. 397 Patentinhaber und ist aus meiner Sicht gerade zu widersinnig. Wir sollten stattdessen danach trachten, die Bremsleistung so lange es geht zu erhöhen.
Wenn du ein Gespann mit Scheibenbremsen am Hinterrad und am Seitenrad hast, kann folgendes passieren:
1. Du bremst an, die Seitenradbremse spricht aufgrund der kleineren Kolben eher an, es gibt einen leichten Ruck nach rechts. Dieser Fehler lässt sich durch einen Bremsdruckminderer nicht beheben, er begrenzt nur den Höchstdruck.
2. Du bremst energisch vorn und hinten, Seitenrad blockiert, Hinterrad blockiert, Fahrzeug schlingert oder dreht hinten weg. Hier würde ein Bremsdruckminderer für beide Räder oder einer nur für Hinterrad helfen. Solange das Hinterrad dreht, bleibt das Gespann lenkbar, die Bremsleistung des Seitenrades wird allein schon durch das blockierende Seitenrad reduziert. Die Maschine verzieht nicht.
3. Du bremst stark, vorn und hinten oder nur hinten, Vorderrad und Seitenrad verzögern gut, das Hinterrad ist zu leicht, das Fahrzeug zieht leicht nach rechts, ist aber lenkbar. Sobald das Hinterrad blockiert, das Seitenrad jedoch nicht, drängt die Vorspur des Seitenrades das Fahrzeug aus der Richtung, es stellt sich nach rechts, so dass das Seitenrad in Fahrtrichtung steht, mit dem Vorderrad lenkst du ebenso dahin. Setzt die Blockade des Hinterrades ruckartig oder bei höherer Geschwindigkeit ein, kann der Schwung der Rechtsdrehung den Vorgang übersteuern und das Fahrzeug dreht sich stärker als erwartet oder als bei langsamer Geschwindigkeit.
4. Die Seitenradbremse ist am Vorderrad angeschlossen. Das Fahrzeug bremst sehr gut. Nur bei einer Vollbremsung oder auf regennasser Straße bricht es aus. Siehe 2 und 3.
Als Ursache dieses Phänomens wird gern dem Seitenrad ein "Überbremsen" zu geschrieben. das ist aber imho Unsinn. Ein Rad kann gar nicht gut genug bremsen. Ursache für die Beispiele 2 und 3 ist ein blockierendes Hinterrad.
Der hochliegende Schwerpunkt eines Gespannes wandert über die vordere Kippachse nach vorn, sobald das Fahrzeug vorne einnickt. (Vgl. Bremsmomentabstützung der Vorderradschwinge.) Der nach vorn drückende hohe Schwerpunkt hebelt also das Hinterrad aus, es wird leicht und beginnt zu blockieren. Erst in diesem Moment verliert es seine Spur und das Fahrzeug seinen Geradeauslauf. Das ist leider bei Gespannen mit Trommelbremse hinten und Scheibenbremse an der Seite aber von der Fußbremse angesteuert häufiger der Fall. Wenn das nicht funktioniert, ist es nach meinem Dafürhalten müßig, den einen Blödsinn durch den anderen verbessern zu wollen.
Ich behaupte nun: Wenn du also einen Bremsdruckminderer an das Hinterrad anschließt, erfüllt dieser genau seinen Zweck im Sinne seines Erfinders. Die Bremsleistung am Seitenrad bleibt erhalten, sie wird am Hinterrad gegenüber der Blockade erhöht und: das Hinterrad bleibt in der Spur und das Fahrzeug beherrschbar. Und es spricht nichts dagegen einen Bremsdruckregler zu verwenden, der nur im Fall der Radblockade den Druck mindert, einen last- bzw. bewegungsabhängigen Primitivregler mit Hebelchen a la Fiat Fiorino oder Lada Niva.