SideBiking II - Querstabilisator

Dämpfer, Räder, Bereifung usw.

SideBiking II - Querstabilisator

Beitragvon Crazy Cow » 20. Juni 2012 11:07

SideBike Fahrwerke haben einen Querstabilisator. Haben MZ Fahrwerke auch. Betrachtet man aber nun die verbauten Komponenten und Einstellvorgaben von SideBike, kommt man zu dem Schluss, dass der SideBike Stabilisator genau die umgekehrte Funktion des MZ hat.

Normal federt bei einem Gespann in der Linkskurve das Seitenrad tief ein, der Stabilisator trägt dazu bei, dass das Hinterrad dies gleichzeitig tut, so dass Schräglage und Kippmoment reduziert werden. Auch wird bei der MZ die sehr elastische Schwinge des SW Rades stabilisierend mit dem Hinterrad gekoppelt.

SideBike Fahrwerke nach den ersten XS1100 haben aber vor allem auf moderne japanische Moped-Fahrwerke mit langen Hinterradschwingen und solchen aus Alu ein zu gehen. Alle stabilisierenden Vorkehrungen, die normal ein Gespannbauer zu treffen hat, hat man offensichtlich versucht, in einer Seitenwageneinheit zu treffen, alle Fliegen mit einem Streich zu fangen.

Das kurze Federbein im SW hat nur einen Hub von 45 - 50mm, liegt aber obendrein schräg, sagen wir 45 Grad, so dass nur ein Radfederweg von gut 30 - 40mm übrig bleibt. Eine solch extreme Federung muss leider hart sein. (vgl. Morgan +8) Dadurch bleibt der erwartete MZ-Effekt bei Querrillen aber eben auch aus: Seitenrad taucht ein, Hinterrad ein bisken, dann taucht das Hinterrad ein, Seitenrad ein bisken.

Stattdessen reagiert das SideBike ohne Passagier eher so:
Seitenrad springt, weil Federung viel zu hart und Luftdruck nur 1,5bar, Hinterrad reagiert nicht, weil die Seitenradfederung nicht anspricht. Dann taucht das Hinterrad ein, das Seitenrad leicht, die org. Mopedfeder wird durch den Stabilisator und die Seitenradfeder verstärkt. Bei meinem Kyrnos werden Querrillen also leider nicht wie in einer Sänfte geschluckt, sondern es folgen viele Stöße in kurzer Folge.

In der Linkskurve spürt man dann die Vorteile der Konstruktion: Seitenrad taucht nur wenig ein, Hinterrad auch ein wenig, kaum Neigung. Rechtskurve genauso: taucht das Hinterrad ein, neigt sich auch der SW zunächst nach rechts, (bevor er abhebt :) ) Interessanterweise spürt man den Übergang überhaupt nicht. Kein "Schrecklenken".

Vor allem aber wird eine lange Hinterradschwinge der Zugmaschine in Kurvenfahrt gut stabilisiert, weniger Verwinden, weniger Materialermüdung, weniger Kettenfluchtprobleme, weniger Beeinträchtigung der Kardanlagerung usw.

_____


Der Kerngedanke eines SideBike Fahrgestelles ist also nach meiner Überzeugung, die Zugmaschine bis auf die Räder und die Vorderradführung möglichst unverfrickelt und original zu belassen, auch wenn das Fahrzeug zunächst mal einen ganz anderen Eindruck macht. Alle für den SW Betrieb nötigen und sinnvollen Änderungen werden in den Aufbau rechts vom Fahrer gepackt.

Dennoch bleiben ja o.e. Verbesserungswünsche offen. Gerade der Familienaspekt, oder alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern will nicht so recht zu dem sehr sportlich abgestimmten Fahrwerk passen. Dazu gibt es allerlei White-Power Zeugs, aber bitte: Wenn auch Federung und Dämpfung sensibler ein zu stellen sind, ändert das doch nichts an dem kurzen Federweg des Seitenrades und der dadurch nötigen Federhärte.
Zunächst müsste also entgegen der SideBike Philosophie die Hinterradfederung deutlich "versportlicht" werden, um die SW Federung zu entlasten. Genau da gehen aber andere Gespannbauer und auch Fahrer etwas sorglos an das Thema heran: Der unverstärkte Motorradrahmen bzw. die Umlenkung müssen das auch ertragen.
Im nächsten Schritt könnte ich mir zur Komfortverbesserung vorstellen: Front- und SW Federbein, etwas länger, weicher aber progressiv gewickelt, von aussen einstellbare Federhärte (Gas oder Luft) nicht jedoch einstellbares Niveau. Das braucht man bei 30-40mm nicht. Aber negativer Federweg ist schon angenehm.

Bis dahin scheint es mir tatsächlich ratsam, der BA folgend mit mind. 30kg Ballast zu fahren. Mähdrescherbatterie im SW verbauen? Und vorne die Flutlichtbeleuchtung für eine Goldwing?
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Reifendruck

Beitragvon Crazy Cow » 8. September 2012 22:00

Ich habe heute mal wieder eine längere Tour durch den Vogelsberg gemacht, am Ende erfahren, dass heute auch Horex Treffen in Burgholzhausen war, aber was soll`s. Andere Baustelle.
Bisher war ich der Meinung, Herr Side-Bike hätte sich schon irgendwas dabei gedacht, als er die Reifendruckempfehlung 1,5bar für alle drei Räder nieder schrieb. Aber Herr SideBike ist eben Franzose und er hatte sich wohl gedacht: Döschwo.

Uli Jacken empfahl mir beim EGT, bei harten Federn zu bleiben, um die Nachlaufveränderung beim Einfedern gering zu halten. Aber, hüstel, gerade der Döschwo hatte mechanisch die gleiche Vorderradaufhängung wie die Kyrnos XJ und der fuhr auch. Mit weichen Federn.

Zwischendrin hatte ich noch theoretisiert: ein hart aufgeplumpter Ball springt höher als ein schwach aufgeplumpter und so hatte ich meine Kyrnos XJ bisher vorn und seitlich mit 1,7 und hinten mit 2,1 gefahren. Aber bei flotter Fahrt sprang eben der leere SW auf einer schlechten Autobahn. Tüllich nicht die ganze Zeit, nur so ab 120, 130. Sehr witzich.

Heute habe dich die Pneus nach meiner eigenen Regel befüllt:
Gürtelreifen nicht unter 1,9. Hinten wie Solo, vorne und seitlich so viel, dass die Reifen die Backen genau so dick aufblähen wie der hinten. Resultat: Hinten 2,8; vorn und seitlich 2,1.

Was soll ich sagen: kein Dotzen mehr.

Ich führe das darauf zurück, dass wenn die Reifen zu wenig Luft haben, eine harte Feder überhaupt nicht anspricht, nur bei extremen Schlägen. Sämtliche normale Stoßenergie wird von den zu schwach befüllten Reifen auf gefangen. Und so bleibt auch der angenehme Effekt einer Stabilisatorfeder aus. Heute konnte ich schön spüren, wie Hinter- und Seitenrad gleichmäßig einfedern. Das Vorderrad nicht übermäßig komfortabel, aber am arbeiten.
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Re: Reifendruck

Beitragvon side-bike-rudi » 9. September 2012 18:05

:grin:
Gruß
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Re: SideBiking II - Querstabilisator

Beitragvon Smile » 9. September 2012 18:52

Moin Olaf,
der Renaissance hat ja das Kyrnos Fahrgestell. Leider natürlich ohne Stabi und nur mit hydraulische Beiwagenlenkung. Achsschenkellenkung hat die F6 natürlich auch nicht.
Deine Gedanken sind sehr interessant. Einiges kann ich nachvollziehen. Der leere Beiwagen entwickelt tatsächlich manchmal eine eigene Dymanik. Aber mit Passagier hat sich noch niemand über mangelnden Komfort beklagt. Und zuletzt war ich mit meinem alten Herrn (78Jahre) unterwegs. Das Hauptproblem ist bei allen Sidebike Fahrzeugen das ein- und aussteigen. Anscheinend sollen wir nur junge Mädchen mitnehmen. Reifendruck ist bei mir auch eher über 2,5bar.
Die Beiwagenlenkung lässt sich über Hydraulik nicht spielfrei hinbekommen. Ich fahre seit 30.000KM ohne Lenkung. Aber nächsten Jahr versuche ich es nochmal und baue mir gerade eine Vorrichtung für den Ölwechsel und zum Entlüften der Hydraulikzylinder.
Ich freue mich auf weitere Ausführungen von dir.
Gruss Curd
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Re: SideBiking II - Querstabilisator

Beitragvon Crazy Cow » 10. September 2012 22:56

Smile hat geschrieben: Der leere Beiwagen entwickelt tatsächlich manchmal eine eigene Dymanik. Aber mit Passagier hat sich noch niemand über mangelnden Komfort beklagt.



Hallo Curd,
ja tatsächlich wird der Kyrnos als komfortabel empfunden, wenn man erst mal drin ist. Wegen der recht weit vorne befindlichen Sitze nimmt auch das Vorderrad gleich eine einen negativen Federweg an. Es ist auch das einzige Gespann, das ich kenne, dem man absolut nicht anmerkt, dass der Schwerpunkt so weit vorrückt, wenn einer mitfährt.
Man sollte schauen, dass die Hinterradfederung nicht zu hart eingestellt ist, denn die lässt sich ja verstellen. Ich finde es wichtig, dass die Hi-Feder ebenso weit eintaucht wie die anderen, wenn jemand zusteigt, eher weiter. Das reduziert den Rechtszug, verringert die Maschinenneigung nach rechts und verhindert, dass das gelenkte SW Rad auf der rechten Kante läuft und nach rechts zieht. Das wird aber natürlich auch besser wenn das SW Rad genügend Luft hat.

Vorne muss man beim Kyrnos-Gespann auch nicht bange sein mit dem Luftdruck, Achsschenkelgespanne höre ich, oder wenigstens einige gute haben keine Probleme mit Spurrillen. Das ist einer der Punkte, die nicht übertragbar sind. Wenn man wegen der Spurrillengierigkeit wenig Luft (oder gar Roller-Diagonalreifen) fahren muss, kann man imho vorne keine harten Federn gebrauchen.

Der Luftdruck muss zur Feder passen. Das war der Aufhänger meines Beitrages.
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