Oh primi Robby,
das Du so mitfühlend zu mir bist.
Danke.
Ja, Du, Hermann und die anderen, Ihr habt leider völlig Recht!
Viele Blechdosenfahrer mißbrauchen den Sicherheitsgewinn durch ausgefeilte Technik, um noch idiotischer zu fahren.
Aber, da ich mich ja nun in beiden Fahrzeugkategorien ganz gut auskenne, möchte ich doch mal was dazu anmerken...
Kaum einem Blechdosenfahrer ist bewußt, wie dicht er sich am Grenzbereich bewegt, denn heutige Autos sublimieren dem Fahrer oft eine Sicherheit vor, die schlicht nicht vorhanden ist.
Dazu mal eine eigene "Erfahrung" aus dem letzten Winter, die durchaus nachdenklich macht...
Tatbeteiligte: Mein Schnuki und meine Tochter in unserer Blechkiste, ich, das schwarze Schaf, auf dem Crossgespann (BMW 100 GS mit Wasp-Fahrgestell, Kettenantrieb usw.).
Tatzeit und Ort: Tiefster Winter, alles verschneit, sehr kalt - Nordeutschland 2010/2011.
Wir wollten irgendwo gemeinsam hin, ca 100 km Fahrtstrecke.
Bei Schnee mit Auto geht bei mir eigentlich gar nicht, also Gespann.
Das ist den Frauens aber viel zu kalt und unbequem gewesen, also Blechdose.
Damit ich íhnen nicht aus Versehen weg fahre und sie zu gefährlichen Fahrmanövenr verleite, habe ich entschieden, sie fahren vorne weg und
schön langsam und vorsichtig!
Was soll ich sagen, nach ein paar Kurven waren sie weg....
Was ich gesehen habe, während ich mit dem permanent quer stehenden Gespann juchzend durch den Schnee getobt bin:
Die haben NICHTS gemerkt!!!
Haben sich im klimatisierten Auto mit Händen und Füßen unterhalten, Handy am Ohr, eine Hand lässig am Lenkrad und sind nach deren Gefühl schön sinnig gefahren.....
Optisch war auch nichts zu sehen, kein Geschlenker vom Blechdosenheck, weder in den Kurven noch beim Beschleunigen - wirklich auch optisch wie auf Schienen.
Hinterherfahren war für mich selbst bei vollstem Einsatz und hohem Risiko mit dem Gespann schlicht unmöglich.
Als wir dann am Ziel waren, hab ich einen Mordskrach gemacht - völliges Unverständnis auf Seite der Frauens..
Auf der Rückfahrt ist meine Tochter dann die Blechdose gefahren, mein Schnucki war wegen der Meckerei beleidigt.
Das Ergebnis wie gehabt.
Nicht möglich mit dem Gespann hinter der Blechdose hinterher zu fahren, die sichtbar lässig und ohne Probleme durch die verschneiten Straßen davon rollte.
Mein Gespann wog so um die 350kg mit viel Ballast im Beiwagen, hatte Cross-Reifen drauf, die Blechdose wiegt über 2 Tonnen, und selbst beim beschleunigen nach der Kurve kam ich nicht näher ran....
So wird es wahrscheinlich auch der Mehrzahl der anderen Blechdosenfahrer gehen, die merken schlicht nicht, wo die Grenzen sind.
Wir als erfahrene Gespannfahrer haben ja dieses untrügliche Gefühl durch die direkte Lenkung unseres Fahrzeugs!
Wir merken selbst auf gerader Straße eine Vereisung, weil z.B. sofort der minimale Zug im Lenker nachläßt, mit dem das Gespann sonst auf Kurs gehalten wird. Und so kann man ein Gespann halt auch auf sehr glatten Untergründen realtiv sicher bewegen . wenn man buchstäblich mit zwei Fingern am Lenker fährt und wie auf rohen Eiern.
Im Auto anhand des Abrollgeräusches Glatteis rechtzeitig zu erkennen erfordert dagegen sehr, sehr viel Fahrpraxis.
Aber die kleinen Microprofessoren, die da in den dieversen Black-Boxen der überdachten Zündkerzenkarossen sitzen, können es schlicht besser und viel zuverlässiger.
Die unterliegen auch keinen motorischen Einflüssen, wie kalte Hände oder Füße, nassen Klamotten, festgefrorenen Augenliedern, tränenden Augen, weil man witterungsbedingt nur mit offenem Visier im Schneetreiben fahren konnte usw....
Also, hoffen wir, dass wir immer weit genug weg sind, wenn so ein Blechdosentreiber die Grenzen der Physik nicht kennt und ihm die Straße ausgeht.
Allen hier trotzdem eine unfallfreie Winterzeit mit tollen Fahrerlebnissen im Schnee - allen Gefahren zum Trotz.
Ich lasse mir den Winterspaß mit dem Gespann jedenfalls nicht verderben und suche mir dann eben möglichst verkehrsarme Zeiten (Heiligabend wenn alle in der Kirche sind ist gut) und fast unbefahrene Nebenstraßen.
Willy