Guten Morgen Leute,
ich lese hier schon seit Tagen immer mal schnell zwischendurch, aber mit großem Interesse für zukünftige eigene Basteleien, bei diesem Thema mit...
Ich war in der 80er Jahrenab und zu als Sachverständiger für Unfallschäden an Mopeds tätig und hatte in der Zeit auch einige wenige verunfallte Gespanne zu gutachten, zum Glück nur wenige.
Was auffallend war: Die Verletzungen der Beifahrer waren generell weniger schlimm, als diese gewären wären, hätten die Personen die im Beiwagen saßen auf einer Solo hintendrauf gesessen. (gleiche Geschwindigkeiten und Unfallparameter vorausgesetzt)
Auch die Verletzungen der Gespannfahrer selbst waren durch die Bank weniger dramtisch als wenn diese Unfälle solo passiert wären.
Offensichtlich löst man sich beim Aufschlag doch anders vom Gespann als von der Solo, vielleicht dadurch, dass fast immer eine Drehung des Gespanns durch den Aufschlag voraus gegangen war.
in einem ganz krassen Fall hat der Beiwagenpassagier sogar einen mehrfachen Überschlag fast unbeschadet überstanden.
Auslöser der Unfalls mit einem richtig vollbeladenen Z 1300 Gespann (Rückfahrt aus dem Urlaub) war, dass ein betrunkener Autofahrer das Rotlicht einer Ampel nicht beachtet hatte und mit recht hoher Geschwindigkeit linksseitig frontal in das fahrende Gespann gescheppert ist.
Das Gespann wurde nach mehrfachem seitlichen Überschlag über den Seitenwagen, auf dem Kopf liegend, etwa 20 Meter!!!!! weiter aufgefunden.
Die Frau im Beiwagen hatte wohl instinktiv den Kopf eingezogen, die Scheibe des Beiwagens war zersplittert, der GFK-Aufbau auch arg ramponiert, aber ihr ging es gut.
Das lag aber auch an den diversen "Airbags" im Beiwagen. Die Maus war gerade mal 160 groß und 45 kg schwer, und rundrum vollgestopft mit Reisesäcken voll Wäsche und was man eben so auf Urlaubstouren so miktnimmt. Der Beiwagen war ein GT 2, also jede Menge Staureserven für Polster.
Den Fahrer hatte es dagegen schwer erwischt.
Der linksseitige Rahmen der Z 1300 war bis auf die rechte Seite zusammengedrückt, das Bein des Fahrers war dort reingequescht, wo sonst die Vergaserbatterie sitzt, aber er hatte sich beim folgenden Überschlag irgendwie nicht von der Maschine gelöst, möglicherweise, weil das Bein so verkeilt im Moped war.
An der Maschine war auch eine Frontverkleidung, die runtergedrückt worden ist, und ihm zusätzlich die Arme am Lenker eingequescht hatte.
Die Folge waren dann auch erhebliche Kopfverletzungen, bedingt auch durch den Jethelm - aber er hat es überlebt und fährt schon lange wieder Gold-Schwein solo, mit einem Bein.
Aus meiner eigenen Erfahrung, und der vieler Bekannter, die mit kleineren Kindern unterwegs sind, würde ich trotz der hier schon beschriebenen Nachteile,
aber IMMER einen Beckengurt einbauen.
Das man mit Kindern im Beiwagen immer besonders sinnig fährt (jawoll, auch schwarzes Schaf vom Deich macht das so!!!) ist ja selbstverständlich, aber ich kenne mehrere Fälle, wo die Kleinen bei einer Notbrmesung aus ganz geringen Geschwindigkeiten (z.B. Ball auf die Fahrbahn gerollt in der Ortschaft) vom Sitz gerutscht sind und sich die Schnute an der vorderen Beiwagenkante arg weh getan haben.
Waren zum Glück noch die Milchzähnchen, aber die Schmerzen sind trotzdem für uns Erwachsene größer...
Und beim schnellen Fahren mit Erwachsenen im Beiwagen ist so ein Gurt auch eine Überlegung wert, manchmal.
Aber dann lieber 3-Punkt-Gurt wegen Klappmesserfekkt, wenn die Bremsen richtig greifen..
Übrigens ist die Eigenbewegung der Passagiere beim schnellen Kurvenfahren, Schleuderwenden oder so um ein vielfaches größer als beim Bremsen an sich. Da bumsen die dann schon mal rechts und links an die Scheibe und wachen wieder auf..

Erlebe ich immer, wenn ich mal irgendeinen mit zum Dom nehme und dann dort zügig rechts abbiege und beim beschleunigen links plötzlich ne Lücke zum Parken sehe, wo das Gespann irgendwie reinpassen könnte.
Ihr wisst schon was ich meine....
Dann schmecken die Apfeltaschen und das Bier hinterher den Beiwagenpassagieren besonders gut - und sie sind wieder für Wochen aus der eigenen Lebenslethargie aufgewacht.
Gespannfahren ist zu und zu geil, ob mit oder mit ohne Gurt.
Ein schönes und unfallfreis Wochenende Euch allen und liebe Grüße aus dem Norden.
Willy