Alu-Blind-Niet, Setzkopf abgerissen, was nun?

[hubschraubär]

Guten Morgen werte Mitstreiter,

ich bräuchte mal Euren Rat:
O.g. Niet befindet sich an einer GFK-Composite-Kofferraumklappe und befestigt dort ein Scharnier.

Warum auch immer ist einer der zwei Nietköpfe abgeschert /-gerissen und nun ist natürlich das Gelenk ziemlich wackelig und es dürfte nur eine Frage der Zeit sein bis sich auch der zweite Nietkopf verabschiedet.

Der Nietkörper selbst ist aus recht weichem (Rein-?)Alu gefertigt, jedoch ist der innenliegende Abreißstift aus ziemlich hartem Stahl.

Ehrlich gesagt möchte ich da nicht einfach die Bohrmaschine ansetzen. Mir erscheint die Gefahr des Bohrerauswanderns zu groß und ich möchte vermeiden an der Stelle letztlich ein 10er Loch zu haben.

Was habe ich für realistische Möglichkeiten? Bitte laßt mich an Eurem Wissen teilhaben.

Euch Allen eine möglichst angenehmen Feiertag,

MfG hubschraubär

[motorang]

Servus
hast Du ein Foto von der Stelle? Ist halt immer situationsabhängig. Wenn der Kopf komplett weg ist (eventuell mit einem Senker/Ausreiber/Bohrer nachhelfen) kannst Du den Nietrest einfach nach hinten rausschlagen, da müsste ein Hohlraum sein, oder? Dann neu vernieten.
Den Abreißstift ausbohren kannst Du vergessen, der wird sich irgendwann mitdrehen.

Wenn man es schön machen will: alle Niete ausbohren und dort stattdessen Nietmuttern setzen, dann lassen sich die Scharniere künftig verschrauben.

Gryße!
Andreas, der motorang

[Slowly]

Ja, Bilder sind für eine Empfehlung wichtig.
Wenn aus irgendwelchen Gründen dort nur gleiche Blindnieten verwendbar sind und die alte Bohrung gelitten hat,
nehme ich schon mal eine neue Niete mit größerem Durchmesser und in besonders schwierigen Situationen zusätzlich eine dazu passende U-Scheibe zur Vergrößerung
der Auflagefläche (Stabilisierung).
Aber, wie gesagt: Bitte mal Fotos!

[hubschraubär]

Hallo Zusammen,

erstmal vielen Dank für Eure Ratschläge.

Und ja, natürlich wären Bilder sehr informativ. Z.Z. geht's bei mir nicht mit digitalen Bildern.

"Asche über mein Haupt" hatte ich doch vergessen zu erwähnen, daß besagte Nieten "selbstverständlich" in Sacklöchern stecken und somit leider, leider die Möglichkeit des Austreibens nach hinten NICHT gegeben ist.

Im Augenblick überlege ich folgende Vorgehensweise:
- außen auf dem Kofferraumdeckel ausreichend groß Papierklebeband aufbringen
- mittels verschiedener Messzeuge die innere Position des Nietkopfes möglichst exakt bestimmen
- diese Position außen auf dem Papierklebeband möglichst genau markieren
- VORSICHTIG ankörnen
- mit 3,5er Bohrer bis auf den Stahlstift bohren, vorsichtig ohne viel Druck
- dann durch dieses Loch den abgerissenen Niet heraustreiben
- ist das geglückt, Loch auf 5,5mm aufbohren und 5mm Schlossschrauben aus VA mit balligem Kopf nach außen einsetzen
- Scharnierhälfte mit selbstsichernder Mutter befestigen

Natürlich könnten auch Senkkopfschrauben verwendet werden.

Wie sieht Eure Meinung hierzu aus?

Danke für Eure Zeit.

MfG hubschraubär

[motorang]

Servus
Dein Plan klingt gut. Aber ich nehme an dass Du den kompletten Niet nach der anderen Seite entfernen musst - der Abreißstift zieht sich in vielen Fällen dermaßen in den Niet dass man ihn nicht herausbekommt. Ich hab Alukoffer gebaut da sind nach 20 Jahren immer noch die meisten Abreißstifte im Niet drin.

Loch bohren, Niet von der anderen Seite durch das Loch raustreiben, Schlossschraube.

Aber geht das Scharnier dann noch zu, mit Mutter innen?

Gryße!
Andreas, der motorang

[hubschraubär]

Moin Andeas,

> den kompletten Niet nach der anderen Seite entfernen musst - der Abreißstift zieht sich in vielen Fällen dermaßen in den Niet dass man ihn nicht herausbekommt.
... da wirst Du wohl recht haben. Letztlich wäre es ja so, als wolle man den Abreißstift weiter in den Niet hineintreiben...

> Loch bohren, Niet von der anderen Seite durch das Loch raustreiben, Schlossschraube.
...ja, dieses wird wohl der Weg sein...

> Aber geht das Scharnier dann noch zu, mit Mutter innen?
...danke für den Hinweis!!! Habe gerade nochmal nachgeschaut. Eine aufsitzende Mutter wird dankenswerterweise kein Problem sein. Im Zweifelsfalle ließe sich die zweite Schraube ein wenig versetzen um eine Berührung mit dem Dichtprofil zu vermeiden...

Besten Dank für Deinen / Euren Rat. Ich bin jetzt ein gutes Stück weiter...

MfG hubschraubär

[Crazy Cow]

moin SideBikender,

ich habe letzte Woche etliche Blindnieten in der Mega Comete Karosse ausgebohrt und hatte keine Probleme.
Der Fehler, den man machen kann, ist den Bohrer zu klein zu wählen. Ich bin mit nem 4,5mm Bohrer auf die 3mm Niete los.
Was passiert? Der Bohrer versucht gar nicht erst, in die Mitte des Hohlniets ein zu dringen, sondern fräst den Niet von oben her ab.
Er zentriert sich dabei im Hohl und drückt den Stahlnagel vor sich her. Ist genügend ab gefräst, liegt der Niet aussen bündig mit dem GFK und fällt zur Mitte hin konisch ein. Dann kann man ihn sehr leicht hinein drücken.
Der Zugnagel im Niet ist in Wirklichkeit nicht fest, denn er hat beim Ziehen den Niet geweitet und der ist so geblieben, oft ist er nur krumm oder im ersten Moment schwergängig. Ganz früher hatte ich 1,5er und 2mm Durchschläge. Natürlich habe ich sie misshandelt und sie sind irgendwann abgebrochen. Wenn du wirklich mal einen winzigen Durchschlag brauchst, nimm einen Bohrer aus dem Bohrkästchen. Die Schneidseite dem Hammer zuwenden und beherzt draufklopfen.

Danach neu kaufen oder schleifen.

Übrigens habe ich wieder neue Blindniete eingezogen. Für die nötigen Schrauben waren meine Finger zu groß.

[Slowly]

... Er zentriert sich dabei im Hohl und drückt den Stahlnagel vor sich her. ...

Dann muß nach meiner Erfahrung der innere Stahlstift, der mit seinem Kopf die eigentliche Niete spreizt, aber locker sein.
Das hatte ich bisher sehr selten.
Ist er fest, rutscht man mit dem Bohrer seitlich ab und wird konzentrisch.
Das habe ich erst kürzlich am LKW erfahren.
Gruß

[Crazy Cow]

... Er zentriert sich dabei im Hohl und drückt den Stahlnagel vor sich her. ...

Dann muß nach meiner Erfahrung der innere Stahlstift, der mit seinem Kopf die eigentliche Niete spreizt, aber locker sein.
Das hatte ich bisher sehr selten.
Ist er fest, rutscht man mit dem Bohrer seitlich ab und wird konzentrisch.
Das habe ich erst kürzlich am LKW erfahren.
Gruß

Ja, der Stahlstift ist grundsätzlich locker, oder jedenfalls nicht fest. Beim Einziehen "bohrt" sein Kopf einen Kanal in den Niet, er weitet ihn. Er sitzt nur fest, weil er konisch ist. Ich glaube, das Abrutschen des Bohrers passiert dann nicht, wenn die Querschneide breiter ist als der Stift. Eine dünner Bohrer mit einer schmalen Querschneide würde immer versuchen, aussermittig in den Spalt zwischen Stift und Nietwand zu gelangen. Ein guter 3-Blatt Senker müsste auch zum Abfräsen gehen.

Beim Wiedereinziehen der Niete habe ich übrigens eine M3 Mutter über den Stift unter die Zange gelegt, ist deutlich fester geworden, als das was man sonst so von der GFK Nieterei kennt. Wie das zusammenhängt weiss ich nicht, aber es half.

[motorang]

Wenn der Niet die korrekte Länge hat schon. Wenn er etwas zu lang ist kann es den hinten beim Einbringen schiefziehen, dann geht der (gerade) Stift nie mehr raus, eher klappert er rum und verkantet beim Bohren.

Gryße!
Andreas, der motorang

[hubschraubär]

Guten Morgen, Alle zusammen,

habt Dank für Eure Meinungen und Ratschläge.

Laßt mich aber noch bitte eines sagen: grundsätzlich gibt es halt ZWEI ARTEN wie ein Blindniet eingesetzt ist:
1. zwei bis mehrere Schichten Material aufeinander. Durch alle läuft eine entsprechende DURCHGANGSBOHRUNG. Der Schließkopf ist von der Rückseite erreichbar. Hier helfen die meisten der vorgebrachten Vorschläge.

2. wie oben, jedoch steckt der Niet in einer SACKLOCHBOHRUNG. Somit ist der Schließkopf von der Rückseite NICHTerreichbar; damit fangen dann die genannten Probleme an.

Nochmals danke für Eure Unterstützung

MfG hubschraubär

[Crazy Cow]

2. wie oben, jedoch steckt der Niet in einer SACKLOCHBOHRUNG. Somit ist der Schließkopf von der Rückseite NICHTerreichbar; damit fangen dann die genannten Probleme an.

Nochmals danke für Eure Unterstützung

MfG hubschraubär

Ja, das ist eine chöne Cheisse und mit der stehst du ganz allein da. Niemand kriegt den Rest da raus, ohne gleichzeitig die Konstruktion zu ändern. Ausser einem Kniechirurgen vielleicht, oder einem Zahnarzt. Man muss ja leider davon ausgehen, dass der Niet das Sackloch im unteren Bereich geweitet hat.
Und da spielt auch das rein was der Motorang schrub. Das Schiefziehen und verdrücken des GFK passiert ja nicht nur bei falscher länge oder falschem Bohrmaß. Eine gute Nietzange ist was schwerer als ne billige, sie ist nicht wirklich gefühlsecht. Es besteht dann immer Gefahr, dass was schief zieht und das GFK lässt sich das leider gern gefallen.

[motorang]

Es gäbe, wenn ich das richtig einschätze, eine brauchbare Reparaturmöglichkeit.

Alle Nieten aufbohren und den Deckel entnehmen.
Mit einem kurzen Bohrer und eventuell einem Führungsbrettchen die Löcher im mutmaßlich mit einlaminierten Blech auf Nennweite* aufbohren.
Aus den nun freigelegten Sachlöchern die Nietenreste rauspopeln.
Die Sachlöcher in mühevoller Kleinarbeit unter dem mutmaßlich mit einlaminierten Blech wieder etwas aufweiten (Dremel) damit in weiterer Folge nicht das GFK gesprengt wird.

Nietmuttern* einsetzen.

Scharnier anschrauben.

Gryße!
Andreas, der motorang