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Zitat von der Internet-Seite der "Oldtimer-Markt" zu dem Thema :
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Spachtelbomber ist so ziemlich das übelste Schimpfwort, das man einem Klassiker anhängen kann. Denn Polyesterspachtel gilt als Inkarnation des Bösen und hat nach landläufiger Meinung auf einem Top-Auto nichts verloren. „Unsinn!“, sagt Hans Kleissl, dessen 300 SL-Restaurierungen zum Besten gehören, was man für Geld kaufen kann – ein Widerspruch?
Gerade bei US-Importen hat Kleissl schon tief ins Jammertal der Spachtelkunst blicken müssen. Zentimeterdicke Polyesterschichten waren bei 70er-Jahre-Restaurierungen an derTagesordnung – selbst bei wirklich teuren Autos wie dem Mercedes 300 SL. Hier liegt vermutlich der Hauptgrund, weshalb Polyesterspachtel einen so furchtbaren Ruf genießt: Zu lange war er in den Händen von Pfuschern das wichtigste Handwerkszeug, wenn es darum ging, Rostlöcher und lausige Blecharbeiten zu kaschieren. Verzinntes Blech hingegen gilt unter Freunden klassischen Karosseriebaus noch immer als Zeichen höchster Handwerkskunst. Die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte. Hans Kleissl: „Selbst nach hervorragenden Blecharbeiten bleiben winzige Unebenheiten, die geglättet werden müssen. Im Optimalfall reicht dazu ein Hauch Spritzspachtel als Füller – aber ohne den kann kein Lackierer auf handwerklich gefertigtem Blech ein wirkliches Spitzenergebnis abliefern! Zinn wäre für diese Zwecke aus zwei Gründen nicht geeignet. Erstens: Auf großen Flächen wie Hauben, Dach oder Türen würde sich das Originalblech verwerfen, wenn es beim Verzinnen erhitzt wird. Zweitens: Karosseriezinn, das übrigens mehrheitlich aus Blei besteht, ist derart schwer, dass es bei beweglichen Karosserieteilen zerstörerische Schwingungen erzeugen kann – etwa, wenn eine Haube unsanft zufällt. Vom Gewichtszuwachs des Fahrzeuges ganz zu schweigen. An anderen Stellen ist Spachtel die schlechtere Wahl, etwa an exponierten Kanten, die abplatzen können, wie zum Beispiel rund um die Türen. Aber: Überall, wo Mercedes- Benz am 300 SL Zinn verwendet hat, tun wir das auch – schon aus Originalitätsgründen!“ Der Schlüssel zum Erfolg lautet also: das richtige Mittel zum Zweck. Genau hier können ambitionierte Hobbyschrauber aber eine Menge falsch machen, vor allem, wenn sie auf die vermeintliche Rostschutzwirkung von Zinn vertrauen. Im Namen alter Handwerkskunst legt dann so mancher Feierabend-Restaurator mit Zinnpaste und Lötlampe eine Saat, die schon wenig später böse Rost-Blüten treibt.
Der vollständige Artikel, mit vielen weiteren Bildern,
ist in der Ausgabe OLDTIMER MARKT 12/2006 erschienen
Gruß B.