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Wetterverdeck

BeitragVerfasst: 5. Dezember 2010 22:04
von kommmschmit
Ich habe mir für mein EZS- Boot ein Wetterverdeck zugelegt damit meine Süße im Trockenen sitzt. :-D Da das Boot aber eine Klappscheibe hat passt das Orschinoole Verdeck nicht. Deshalb habe ich vom Gespannbauer Stern, der das Gespann auch gebaut hat, ein passendes Verdeck bekommen. Das Gestänge habe ich bereits verspastelt. Jetzt muss noch die Plane verbaut werden. Laut Stern wird das Verdeck an der Scheibe mit T-Nax-Knöpfen befestigt.
Nun meine Frage: Was muss ich bei der Montage dieser T-Nax-Knöpfe auf/ an einer Scheibe beachten? Hat das schon mal jemand erfolgreich gemacht?

BeitragVerfasst: 5. Dezember 2010 22:50
von makoll
Am Eigenbauboot vom Feinmotoriker ist das bspw. so gelöst. Die Stern / EZS RX-5 haben auch ein Verdeck, das an der Scheibe befestigt wird.

- das Portemonnaie muss die rund 3€ pro Stück übrig haben
- ich würde das Unterteil mit Maschinengewinde nehmen (müsste M5 sein)
- Material / Oberfläche ist Geschmacks-, Verfügbarkeits-, Preisfrage (die verchromte sieht z.B. gut aus :-) )
- in den Kunstoff vorsichtig und nicht zu groß bohren, je nach Krümmung passt eine U-Scheibe nur schlecht
- von der Mitte zum Rand arbeiten, damit keine Falte in die Knopfleiste kommt

Wenn deine Scheibe so eine für Stern / EZS typische Form hat (mit Übergang auf die Seite) dann sollte auch der Übergang zur Karosserie schön dicht werden. Falls sich eine Falte in der Knopfleiste nicht vermeiden lässt (dein Boot hat ja wahrscheinlich schon irgendwo fixe Befestigungen für's Verdeck) würde ich sie möglichst außerhalb des Fahrtwinds platzieren.

Etwas richtig spezielles ist da nicht zu beachten. Irgendwann ist zwar Schluss mit weiter Spannen, weil es eine Kunststoffscheibe ist, aber das merkt man sehr gut beim Anbau.

Grüße,

Max

BeitragVerfasst: 5. Dezember 2010 23:49
von kommmschmit
Merci Max.
Wie weit von der Vorder-aussenkante der Scheibe würdest denn du bohren? Ich habe irgendwie Schiss die Scheibe könnte reissen. :? Diese T- Nax Knöpfe wurden mitgeliefert. So schaut übrigens mein Gespann aus.
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BeitragVerfasst: 6. Dezember 2010 01:19
von makoll
Da ist ja "nur" eine 5,1-5,2mm Bohrung nötig. Vorsichtig ca. 4 cm vom Rand der Scheibe entfernt angebracht sollte sie nicht einreisen (nach meiner Erfahrung braucht Makrolon schon ziemliche Spannungen, bis es platzt). Bei unbelasteten Scheiben (als Blenden oder Haltern für Schalter usw.) wird auch wenige Millimeter vom Rand entfernt gebohrt. Bei der Belastung durch das leicht gespannte Verdeck würde ich prinzipiell alles nutzen, was an Länge nach vorne übrig ist, solange es nicht nervig die Sicht stört oder richtig doof aussieht. Da dein Verdeck schon fertig ist, sollte es da ja nicht so viel Spielraum geben.
Wenn das Verdeck eine Naht hat, die nicht ganz am Rand angebracht ist, würde ich mich dann auch aus optischen Gründen nach dem Bereich zwischen Naht und Rand richten (die Knöpfe in die Mitte dieses Bereichs). Ich dachte auch immer, dass dieses umgeschlagene Stück unter anderem für die Befestigung von Ösen oder eben Knöpfen gemacht wird. Aber solche Details kann der Feinmotoriker erklären.
Manche EZS / Stern Beiwagenscheiben habe eine Dichtlippe am Rand. Hast du auch eine bekommen? Ich könnte mir vorstellen, dass die ganz nützlich ist.

Gute Nacht,

Max

P.S.: Den Rally / Kompakt mag ich wie auch den RX sehr. Wobei mir die einfacheren Kotflügel besser gefallen. Du hast da jedenfalls eine klasse Gespann.

BeitragVerfasst: 6. Dezember 2010 01:21
von Crazy Cow
kommmschmit hat geschrieben: Ich habe irgendwie Schiss die Scheibe könnte reissen. :?


moin,
dein Schiss vor dem Bohren ist berechtigt. Die Makrolonscheiben werden bei EZS unter Spannung kalt gebogen. Gebohrt werden sollte nur im entspannten Zustand. Auch versprödet das Material unter Spannung leider recht schnell.

Ein Trick: mit 2 oder 2,5mm vorbohren. Es empfiehlt sich dabei dringend, die Schneiden des Bohrers etwas anzufasen, ein paar mal über einen Stein ziehen reicht schon. Zum Aufbohren den passenden Bohrer links laufen lassen. Dann reisst das Material nicht, aber/weil es erwärmt sich gut und es bleibt Grat stehen.


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BeitragVerfasst: 6. Dezember 2010 01:43
von makoll
Die biegen das Zeug ohne Erwärmung?

Dü-dümm.

Das klingt doch gar nicht mal so klug. Dann jedenfalls nicht mehr an der Stelle mit dem kleinsten Radius bohren. Hat das kalte Biegen für den Scheibennutzer Vorteile?

Nach den paar Bildern auf der EZS Internetseite sind die bzgl. der Position aber auch eher schmerzfrei.

BeitragVerfasst: 6. Dezember 2010 01:59
von Crazy Cow
makoll hat geschrieben:Das klingt doch gar nicht mal so klug. Dann jedenfalls nicht mehr an der Stelle mit dem kleinsten Radius bohren. Hat das kalte Biegen für den Scheibennutzer Vorteile?


Nicht wirklich. Nach der Lesart der 1970er und einem Crashcurs bei Röhm haben die Plattenwerkstoffe aber so etwas wie einen natürlichen Radius, der kalt gebogen werden darf. Es hat natürlich den Vorteil, dass die Spannung auch eine Erhöhung der Festigkeit in 2 Dimensionen mit sich bringt.
Dieser natürliche Radius wird aber bei den Modellen "Compact" und "Rallye" m.E. unterschritten oder liegt genau auf der Grenze des erträglichen. Was im Messebau geht, muss aber auf der Straße nicht unbedingt unbedenklich sein.

Du musst bedenken, dass das Material sich beim kalt Biegen nicht auf der Innenseite verdichtet, sondern nur auf der Aussenseite reckt. Das führt halt irgendwann zu den bekannten Spannungsrissen. Nach intensiver Sonneneinstrahlung, Lösungsmittelbehandlung beim Putzen oder Lösungsmittelaustausch mit PVC Persenningstoffen zum Beispiel.

Gute Erfahrung habe ich mit einer Trennlage SK Folie zwischen Scheibe und Verdeckauflage gemacht. Mit Plexi und Makrolon sind fast alle Folienkleber verträglich. Nicht die Folie selbst witzigerweise. Die verursacht eine Trübung von Makrolon.

edit: Die Scheiben der Zweisitzer werden aber imho warm verformt. Habe noch keine andere gesehen.

BeitragVerfasst: 6. Dezember 2010 08:37
von Feinmotoriker
Ich hab meine Scheibe von "Schöne Linie" als warm gebogenen Rohzuschnitt bekommen.
Ansonsten so bohren wie Max und Crazy Cow geschrieben haben. Ganz wichtig ist noch, daß man auf der Rückseite beim Bohren mit gut anliegendem Holz abstützt, sonst kann es beim Austritt des Bohrers auch gern mal Risse geben. Eine starke Klebefolie auf der Rückseite kann beim Bohren auch helfen. (Das Dicke Klarsichtzeug vom Louis)

und Vorsicht beim Festschrauben.

Falls die Oberteile der Tenax-Knöpfe noch nicht in der plane sind:
Vorher ausprobieren, wie die Plane genau sitzen soll. Die Gewinde der Oberteile sind verdammt kurz. Sie passen nicht, wenn man da noch eine Falte, Doppelnaht oder Nahtzugabe an der gelochten Stelle hat! Doppelter Planenstoff geht gerade so. Es gibt ein extra Werkzeug zum Festdrehen der Deckel der Oberteile. Das geht genau so gut mit einer kleinen Segerring- Zange.

BeitragVerfasst: 7. Dezember 2010 14:36
von kommmschmit
:prayer:
Merci erstmal für eure Antworten. Ich glaube das hat mir schon ne menge Ärger erspart. Das mit dem anphasen wusste ich zum Bleistift noch nicht und dass ich den Bohrer zum fertigbohren links laufen lassen sollte auch nicht.
@ Feinmotoriker: Mit "Vorsicht beim Festschrauben" meinst du sicher lieber handwarm anziehen. Die Tenax- Knöpfe sind weder am Boot noch an der Plane verbaut bisher bzw. vom normalen Verdeck sind jeweils 2 auf beiden Seiten am Einstieg verbaut. Die gilt es auch zu treffen.
@ Verückte Kuh: Was meinst du mit "Gute Erfahrung habe ich mit einer Trennlage SK Folie zwischen Scheibe und Verdeckauflage" ? Was ist SK- Folie und wo machst du die hin? Auf die Scheibe oder auf die Plane? Wozu?

@makoll : Erstmal Danke für das Kompliment. Ich bin mit meinem Gespann auch zufrieden. :-D
Bei mir war keine Dichtlippe dabei. Lediglich auf der Scheibenkante ist ein Kantenschoner angebracht. Was meinst du denn mit Dichtlippe? (klingt eigentlich gut dass meine Holde nicht Nass wird und es nicht so zieht)

BeitragVerfasst: 7. Dezember 2010 15:05
von makoll
Manche RX die ich gesehen habe, haben gar nix an der Scheibenkante, manche einen dünnen Kantenschutz und dann gibt es noch die, wo der Kantenschutz dicker ausfällt. Da das fast aussieht wie die Türdichtung von Autos, halte ich es für eine Dichtlippe.

Ich schreibe dir mal eine PN.

BeitragVerfasst: 8. Dezember 2010 15:31
von Crazy Cow
kommmschmit hat geschrieben:@ Verückte Kuh: Was meinst du mit "Gute Erfahrung habe ich mit einer Trennlage SK Folie zwischen Scheibe und Verdeckauflage" ? Was ist SK- Folie und wo machst du die hin? Auf die Scheibe oder auf die Plane? Wozu?


Hier hat es schon tolle Kommentare gegeben nach dem Muster: ist doch Quatsch, bei mir ist das auch nicht und meine Scheibe ist schon 120Jahre alt.

Fang´mer mal bei den Vorschriften an:

- Scheiben ab 4mm Dicke benötigen keinen Wulst mehr, aber eine gerundete Kante.*

- Plexiglas hat keine Bauartzulassung mehr für Fahrzeuge, auch imho bei Helmen für Verwendung in Fahrzeugen nicht.

- Makrolon(R) o.ä. hat so eine Art Kurzzeit-Bauartzulassung. Der TÜV ist bei jeder HU gehalten den Zustand des Materials zu prüfen. Grundlos?

* Der Scheiben-Radius bei den EZS Einsitzern ist 270mm. Nach der Faustformel würde man dafür ein 2,5mm Material kalt biegen. Die EZS Scheibe ist 3mm.



Zwischen Kunststoffen verschiedener Güte und Härte, auch Lacke, gibt es immer Lösungsmittelaustausch (ausgenommen sind imho PP und PE, bei Delrin, Teflon und Nylon weiss ich nicht). Die Gummikanten wie auch Schläuche und Reifen im Fahrzeugbereich sind schon lange nicht mehr aus Gummi. Der Kautschukanteil ist eher gering. Also auch da sind synth. Weichmacher drin.

Lösungsmittelaustausch führt bei Acrylglas (da leider unsichtbar) und bei Polycarbonat zur Versprödung, Rissbildung und zur Trübung. Das schöne bei PC (PCA) ist, man kann den Alterungsprozess mit bloßem Auge erkennen. Ich habe letztes Jahr 2 zwanzig Jahre alte Plexilichtkuppeln vom Dach geworfen, die sind in 1000 Stücke zersprungen.

Also: SK Folie = Selbstklebefolie (kann man gugeln). Aufgrund der enormen Verwendung im Aussenwerbebereich sind die herstellerseits so eingestellt, dass der Kleber im Gegensatz zur Folie kaum Ausgasung hat, keine Lösemittel freigibt und insbesondere nicht mit Fahrzeuglacken, Plexiglas oder Makrolon tauscht. (alles acrybasierend, also auf unlackiertem GFK schon, da bin ich aus eigener Erfahrung ganz sicher).

Man klebe also eine solche Folie vom Werbetechniker auf die Scheibe und hat damit erst mal acrylverträglich auf Acryl, die Persenning auf der Folie liegt dann Vinyl auf Vinyl, wenn sie nicht aus reinem Nylon ist. Gleiches gilt für evtl Imprägnosen. Die trüben Acrylwerkstoffe auch wunderbar ein. Wir wissen, dass Acrylglas und Polycarbonat zur Herstellung von Kontaktlinsen verwendet werden, weil sie Feuchtigkeit aufnehmen. Sie verdauen also alles was man ihnen nass zu essen gibt, nicht alles bekommt ihnen.

Der Kleber der SK Folien hat übrigens noch andere gute Eigenschaften: er ist so eigestellt, dass er Seife bindet, ja sogar durch sie aktiviert wird.
Warum? Man gibt eine richtig fette Seifenlösung unter die Klebefläche, legt die Folie rein und reibt die Luft mitsamt dem Wasser heraus, das Ergebnis ist tadellos, der Vorgang schnell, nur die Weiterverarbeitung ätzend lang, die Seife verzögert den Klebeprozess, aber die dabei entstehende Klebelösung dringt in jedes Tal der Oberfläche.
Der Lösemittelaustausch zw. Kleber und Folie führt übrigens dazu, dass die Folien im Alter brüchig werden, sich kaum noch entfernen lassen oder sich partiell von der Klebeschicht lösen. Bessere Folien sind deshalb gegossen, hauchdünn (ca 45mü), so dass sie kaum noch eigene Kräfte entwickeln.

Wer´s kann, braucht also keine 3D Carfolien, die Kanäle für die Restluft haben, damit man sie trocken verkleben kann.

Also noch mal: Die Folie wird oben auf die Scheibe geklebt. Basta. Transparente "Steinschlagschutzfolie" ist übrigens aus Polyester. (ca. 200mü)

Ich hab das mal wegen der anderen Folienfreds etwas ausführlicher abgefasst.

BeitragVerfasst: 11. Dezember 2010 10:56
von kommmschmit
Wow....
Klasse erklärt und für einen Laien wie mich verständlich. Danke :prayer:

BeitragVerfasst: 16. Dezember 2010 19:44
von Crazy Cow
kommmschmit hat geschrieben:Wow....
Klasse erklärt und für einen Laien wie mich verständlich. Danke :prayer:


gehört nicht ein Fragezeichen hinter deinen Nick? kommmsch mit?

BeitragVerfasst: 16. Dezember 2010 20:28
von kommmschmit
:smt023
Prima erkannt. Eigentlich ist das ein Teil des Lieblingsspruches eines vor einigen Jahren verstorbenen lieben Freundes von mir. Der sagte bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit: " Verschdeeschd, kommmschmit?" Er verstarb gerade zu der Zeit als ich mich in der SR 500 Scene angemeldet habe und als nach einem Nicknamen gefragt wurde........ :-D

BeitragVerfasst: 16. Dezember 2010 20:38
von kommmschmit
Ach ja: Bisher habe ich die Tenax- Knöpfe an der Scheibe plaziert und am Verdeck passend eingesetzt. Jetzt fehlen aber noch welche und ich kann nicht weitermachen. Mal schaun wann die bestellten Teile von Stauffenbiel eintrudeln.