wer hätte gedacht, daß Rollertests auch etwas mit Schwenkern

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wer hätte gedacht, daß Rollertests auch etwas mit Schwenkern

Beitragvon willi-jens » 28. Oktober 2020 16:20

Neulich beim Lesen eines Roller-Vergleichstest:

Motorrad 22/2020 / Vergleichstest zwischen Yamaha Tricity 300 & Piaggio MP3 300hpe

Da liest man ohne besonderes zu ahnen obigen Vergleichstest und stolpert dabei über folgende Textzeilen:
Motorrad 22/2020, Test Yamaha Tricity & Piaggio MP3 300hpe hat geschrieben:.... Mit 26 bzw. 28PS sind der Längsdynamik wohl enge Grenzen gesetzt, dem Fahrspaß auf kleinen gewundenen Straßen tut dies jedoch keinen Abbruch. Im Gegenteil. Man muss eher aufpassen, im Rahmen der möglichen Schräglagen zu bleiben, denn wenn die Mechanik am Anschlag ist, ist weiteres Abwinkeln nicht mehr möglich und das Dreirad strebt Richtung Kurvenaußenrand. Also besser rechtzeitig das Tempo anpassen. ....


imho auch ein guter Tipp für alle Fahrer eines Schwenker-Gespannes

im weiteren Teil fand sich dann noch folgender Text:
Motorrad 22/2020, Test Yamaha Tricity & Piaggio MP3 300hpe hat geschrieben:... Interessant bei beiden ist das Verhalten im Regelbereich des ABS. Während bei "normalen" Bikes bei ABS-Bremsungen die Front durch die ändernde Radlast höchstens ein wenig nickt, merkt man bei den zwei Vorderrädern schon deutlich, welches Rad gerade bremst und welches nicht. Der aus dem Versatz des Rades zum Steuerkopf vorhandene Hebel leitet ein spürbares Moment in die Lenkung ein. Die daraus resultierende Unruhe in der Vorderhand ist keineswegs gefährlich, darf aber durchaus als Zeichen zur Mäßigung interpretiert werden. ....

Angesichts von vielleicht 60-70cm Radabstand (also nur der Hälfte davon als Hebelarm) bei den Dreirad-Rollern kann man sich das Moment bei ca. 1,2 - 1,3m Spurweite eines Schwenkers bei zu starker Bremse am Schwenker-BW-Rad in etwa ausmalen...

Viele Grüße

Jens

Nur mal so um die Schwenkerecke mal wieder ein wenig zu beleben.
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Re: wer hätte gedacht, daß Rollertests auch etwas mit Schwen

Beitragvon Toro-Dieter » 7. Februar 2021 12:58

Hallo Willi-Jens

Die beschrieben Reaktion ist ähnlich wie beim Auto.
Auch da merkst du an der Lenkung, wenn eines der Vorderräder ins ABS geht und das andere nicht, nur halt viel gedämpfter durch die Lenkmechanik.

Beim Beiwagenmotorrad kommt die Situation selten vor das nur der Beiwagen bremst. Vielleicht im Winter, wenn das Beiwagenrad am Straßenrand mehr Grip hat, als die Zugmaschine auf der vereisten Fahrbahn.

Aber ich denke wir Reden von der Alltagssituation.

Das Thema ist ja schon oft und mit fast religiösen Eifer bestritten worden und immer gut für ein Sommer… äh... Winterloch.

Meine Erfahrung ist, dass bei den einfachen Schwenkern ohne Parallelmechanik das Bremsen gut und sicher ohne Beiwagenbremse möglich ist.
Gut, weil die original Bremsanlagen der heutigen Mopeds mit den paar kg mehr gut zurecht kommen.
Sicher, weil der Fahrer ohne viel darüber nachzudenken das Motorrad und Lenkwinkel so einstellt, dass der Schwerpunkt des Fahrzeuges hinter dem Aufstandspunkt des Vorderrades steht.
Mein Eindruck ist, aber das wirst du besser beurteilen können, das bei den Einfachschenkern durch die Ausgleichsreaktion die Tendenz eher gegen Straßengraben als Richtung Straßenmitte geht, was im Zweifelsfall eh vorzuziehen ist.
Eine richtig dimensionierte Beiwagenbremse wird dabei sicher nicht schaden, wird aber auch nicht viel bringen, kostet aber Geld, Platz und Gewicht und erfordert zusätzliche Veränderung an der Zugmaschine.

Mit jeder zusätzlichen Mechanik oder Reaktionskraft wird dieser unbewusste Ausgleich aber schwieriger, und die stabilisierende Wirkung der Beiwagenbremse spürbarer.
Beim Parallelschwenker übt das Beiwagenrad wie bei der Einzelradaufhängung am Auto, ein Kippmoment in Richtung Fahrzeugmitte aus.
Beim Auto wird das durch das gegenüberliegende Rad ausgeglichen,
beim Parallelschwenker durch eine asymmetrische Anbindung des Beiwagenrahmens, oder wie beim Toro zusätzlich durch eine asymmetrische Lagerung des Beiwagenbootes zur Schwenkachse. Beim Boot geschieht das wie bei heutigen Radaufhängungen üblich, gedämpft, über Gummidrehelemente.
Das alles führt dazu, dass die Ausgleichsreaktion beim Parallelschwenker komplexer sind und sich die Beiwagenbremse sehr wohltuend auf die Stabilität auswirkt. Dass man nichts von der Bremse merkt ist eher ein positives wie ein negatives Zeichen.

Allerdings merke ich das Fehlen der Beiwagenbremse sehr deutlich, wenn ich den Bremskreis zur Beiwagenbremse durch die Hydraulikkupplung unterbreche, oder, wenn ich mal nur mit der Vorderbremse bremsen kann.
Da habe ich ernsthaft schon über einen zweiten Bremssattel am Beiwagenrad nachgedacht, der mit der Vorderbremse verbunden ist.

Wichtig ist, bei der wahlweisen Nutzung, dass die Steckkupplung für die Bremsleitung ausreichend dimensioniert ist, damit sie im gesteckten Zustand nicht drosselt, und im abgesteckten den Bremsdruck im Bremskreis aushält.
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Re: wer hätte gedacht, daß Rollertests auch etwas mit Schwen

Beitragvon willi-jens » 16. Februar 2021 19:06

Sorry Dieter,

ich habe keine Erfahrung mit dem Auto auf zwei Rädern. :wink:
Insofern kann ich zu vergleichbaren Fahrzuständen in denen die Balance durch die Kreiselkräfte der Räder aufrecht erhalten wird und Kurven durch eine Lenkbewegung in Gegenrichtung eingelenkt werden leider keine Erfahrungen beisteuern.

Grüße

Jens
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