Moin Moin,
Ich muss doch noch mal was zum Schwenker loswerden, hatte ja so ein Teil auch mal.
ACHTUNG, länglich und ACHTUNG, stellt nur meine Meinung dar ohne jemandem etwas aufzwingen zu wollen.
Die Eierlegende Wollmilchsau, kann wirklich alles oder nichts wirklich richtig?
Ich fange vorne an.
Nach vielen Jahren mit grossen, leistungsstarken Gespannen (starr) standen wir aus verschiedenen Gründen vor der Entscheidung, ein Gespann haben zu wollen, mit unserer vorhandenen BMW R1150GS und ohne Vorstellung was genau.
Nachdem ich ein Schwenker-Gespann Probe gefahren hatte (danke Ralph), und generell der Preis niedriger erschien als bei einem starren Gespann, entschieden wir uns für einen solchen Umbau.
Heraus gekommen ist die GipSyQ, eine Kombination aus Solomotorrad und einem Schwenker-Gespann mit der Option für starres Fahren.
Der Umbau wurde durchgeführt bei der Fa. Mobec.
Generell war Manfred Beck nicht so überzeugt davon, mir einen Schwenker zu verkaufen, und überhaupt nicht angetan war er von meinen 'starr'-Wünschen. Er liess sich letztendlich aber darauf ein, mich bei meinen Ideen und Wünschen zu unterstützen.
Ich kann Manfred verstehen, wenn er die Existenz meines Gespannes nicht öffentlich bekannt gab und einen solchen Umbau nicht anbietet. Es gibt definitiv Punkte, die zu bedenken sind. Ich versuche mal zu beschreiben, was in den einzelnen Versionen so an Vorteilen und kleinen Nachteilen vorhanden ist.
Solo: Generell muss ich sicher nichts zur R1150GS sagen, allerdings ist meine umgebaut auf R1150RT-Federbeine, und damit ca. 5 cm tiefer gelegt. Die Bodenfreiheit ist damit geringer, allerdings fahre ich kein Gelände, daher egal. Und die etwas eingeschränktere Schräglage ist auch nicht so schlimm, ich komme gut klar. Die später eingebaute Gespannfeder hinten ist eigentlich nur etwas hart, wenn ich kompl. leer unterwegs bin. Man bringt halt Gewicht mit
Schwenker: Eine sehr interessante Variante des Gespannfahrens, die mir generell sehr viel Spass macht. Solobewegungen des Motorrades mit leichten Gespann-Einflüssen, Gespannfahren mit den Bewegungen einer Solo. Aber bitte aufgepasst, bei etwas sportlicher Fahrweise wird ein Schwenker-Gespann sehr breit in Linkskurven, schmale Strassen müssen mit ruhiger bedachter Fahrweise genommen werden. Daraus resultiert für mich, dass Schwenker-Fahren mehr Konzentration verlangt vor allem auf engen, schmalen Strassen, aber sehr fahrdynamisch ist auf breiteren geschwungenen Wegen. Die durch die Schwenker-Konstruktion bedingte geringe Bodenfreiheit ist bei schlechteren Strassen noch zu bedenken. Lustigerweise nimmt man beim Schwenker eine(n) Mitfahrer(in) lieber auf dem Motorrad mit, wegen der besseren Gewichtsverteilung. Der Schwenkbereich ist dann etwas eingeschränkt. Gepäckmitnahme ist nicht das Ding eines Schwenkers, aber sicher reicht es für das leichte Gepäck für die nette Wochenend-Tour.
Starr: Generell ist dieses Gespann nicht für den starren Betrieb vorgesehen. Aber mit den entsprechenden Massnahmen kann hier einiges bewegt werden. Nach zunächst nur einer Konstruktion für den Fall 'es wird glatt' wurde nachträglich die Konstruktion zum Starr-Fahren noch deutlich verbessert. Mit drei Streben ist der Rahmen deutlich stabil. An der BMW-Schwinge wurden die original Lagerbolzen ausgetauscht gegen hochfeste Bolzen von Armec die die Stabilität der Einarmschwinge und vor allem der Lagersitze unterstützen. Dann wurde noch eine Gespann-Feder für das hintere Federbein eingebaut, und schon war es wieder einen riesen Schritt besser.
Soweit so gut, man kann starr fahren. Aber sicher nur sehr ruhig und mit Verstand. Das Boot ist unbeladen sehr leicht und kommt bei leichtem Zug am Lenker hoch. Weiterhin ist ja die Lenkgeometrie nicht verändert, somit der Nachlauf am Vorderrad recht lang was bedingt, dass zum Kurvenfahren die Lenkkräfte etwas höher sind. Einen unerfahrenen Gespannfahrer kann das an die Grenzen der Fahrdynamik führen. Die Federbeine, ausgetauscht wie beschrieben gegen RT-Federbeine für den Schwenkerbetrieb sind nicht straff genug für starren Betrieb, deshalb haben wir jetzt für das hintere Ferderbein eine Gespann-Feder einbauen lassen, und schon ist das Dreirad wie ausgewechselt. Die Federung des Gispy-Bootes, eine Gummifederung, reicht für den Schwenker aus, wenn gleich sie sehr eingeschränkt in ihren Reaktionen ist, kann aber beim starren Betrieb die Kräfte, die in Linkskurven auf das Beiwagenfahrwerk einwirken, nicht ganz auffangen. In Summe muss also das Starrfahren recht ruhig angegangen werden. Der Solo-Reifen am Hinterrad ist nicht optimal, er wird recht schnell verschlissen.
Fazit: Eine Eier legende Wollmilchsau war die GipSyQ eben doch nicht. Es gibt ein paar Kompromisse, die man eingehen muss, wenn man die Möglichkeit alles wahlweise fahren zu können nutzen möchte.
Wer also meistens ein Gespann mit Familie bewegen möchte und auch mit Gepäck, sollte doch eher nach einem von vornherein starr konstruierten Dreirad schauen (meine Meinung! und nur als Empfehlung). Wer aber mit dem Motorrad öfter solo unterwegs ist, dennoch ab und zu mit drei Rädern und Frau und Kind auf kleine Tour gehen will, findet im Schwenker eine nicht uninteressante Alternative. Der Umbau von Solo zum Schwenker und umgekehrt geht in ca. 5 Minuten.
Ich habe bestimmt nicht alle Punkte angesprochen, aber wohl diejenigen, die mir am Herzen liegen. Meine GipSyQ war sicher sehr speziell, ein paar Einschränkungen aber vor allem auch sehr spassig und interessant.
Mir hat die GipSyQ wirklich Spass gemacht auch wenn ich dann doch wieder auf ein starres Gespann umgestiegen bin, ein solches ist eben kein Kompromiss, sondern konsequent für einen Einsatzzweck konstruiert.
Bin ich nun dafür oder vielleicht doch dagegen?
Eigentlich nicht wirklich dafür, aber wie schreibt Ralph, 'starr'-Fahrer sind für's Schwenkern vers**t