Hallo,
manche werden sich erinnern, dass ich vor etwas über 4 Jahren einen Unfall hatte, ein LKW-Fahrer hatte mich nicht gesehen, mir die Fahrbahn auf 0 reduziert. Das eigentliche Unfallgeschehen und rund eine Stunde danach, ist in meiner aktiven Erinnerung nicht vorhanden. Ich dachte immer, --wie vom Arzt im Krankenhaus auch so erklärt--, das sei doch eher positiv für mich.
Wenige werden selber erlebt haben, was monatelange massive Schlafstörungen bewirken können. Je mehr die körperlichen Schmerzen nachliessen, desto weniger gab es eine vernünftige Erklärung dafür. So wanderte ich ins Schlaflabor, alles ok. Schlafmittel wirkten überhaupt nicht. Dazu kamen ebenfalls (damals) unerklärbare Panikattacken in scheinbar harmlosen Situationen. Ich war kurz vor einer Arbeitsunfähigkeit, da wurde ich auf die Behandlungsmöglichkeit einer Traumatherapie hingewiesen und begab mich erfolgreich in Behandlung. Kurz nach dem Ende der Behandlung telefonierte der Therapeut mit mir und bat mich um die Mitwirkung bei einem Filmbericht am Beispiel meines Motorradunfalls. So kam ich mit einem Team des Südwestfunks in Kontakt, Ende 2011 machten wir an zwei Tagen einen Film, der nun am Sonntag, den 22.07.2012 im ersten Programm der ARD um 17:00 Uhr im Rahmen der Sendung W wie Wissen (Thema: Unser Gehirn der heimliche Herrscher) ausgestrahlt werden wird. Meine MZ und ich werden eine Minute gemeinsam „auftreten“, diese Aufnahmen hatte ich vorab bekommen, sind in der Qualität erste Sahne. Vielleicht gibt es auch ein paar Sekunden von meinem Moto Guzzi Gespann.
Nun ein paar Sätze, wieso Traumatherapie notwendig war und für mich eine Rückkehr zur normalen Belastbarkeit bewirkt hat.
Im Moment des Unfalls sind auf mein Gehirn massivste Eindrücke und Reize eingeströmt. Das Unfallerlebnis an sich in seiner Einmaligkeit wird in der Regel vom Kurzzeitgedächnis ins Langzeitgedächnis verlagert, auch alles was drumherum ist (daher wissen viele Menschen heute noch, was sie sonst noch so am 11ten September –Twin Tower New York--gemacht hatten). Durch die massiven Schmerzen, 13 Knochen brachen, viele Muskeln und der rechte Lungenflügel wurden massiv verletzt. In der Situation war das Gehirn mit dem Chaos an vielen Bildern, Geräuschen und Schmerzmeldungen überfordert. Das Unfallereignis kam nicht ins Langzeitgedächnis, verlieb im Kurzzeitgedächnis, beschäftigte mich im Hintergrund (wie ein Virenschutzprogramm im PC den Arbeitsspeicher den Prozessor des PC belastet, andere Programme verlangsamt) und ließ mich immer müde sein, da ich nie entspannt und durch die Schlafstörungen nie ausgeschlafen war. Dauernd wurden Alltagssituationen und das damalige Ereignis mit der Gegenwart verglichen. Wenn dann die Gegenwart in Ansätzen der damaligen Situation glich, kam es zur Panikattacke, da dann alles auf Flucht aus der scheinbar lebensbedrohlichen Situation gestimmt war. Rational gab es dann keine Erklärung, außer Ratlosigkeit. In der Traumatherapie wurde erreicht, dass das Unfallereignis ins Langzeitgedächnis kam, wo es auch hingehört, mein Gehirn in der Gegenwart sich nicht mehr damit dauernd beschäftigt. Seitdem geht es mir wesentlich besser.
Es kann sein, dass nicht Jeder meine Schilderung und die Art der Behandlung so ganz verstehen wird, mir hat es eindeutig geholfen. Mit der Teilnahme an der Fernsehsendung möchte ich dazu beitragen, dass darüber informiert wird, dass mit dem Abheilen von körperlichen Verletzungen nicht immer automatisch alles wieder in Ordnung sein muss, dass auch die Seele mit einem solchen lebensbedrohlichen Erlebnis zu kämpfen hat, Hilfe sinnvoll und heilend sein kann.