Guten Morgen liebe Leute,
muss dazu doch auch mal meinen Senf ablassen...
Also, was Ralph da in Bezug auf die Drehbank schreibt, die der hauseigene Banker nicht finanzieren will, diese Problme kenne auch ich aus eigener Erfahrung.
Ich habe mich Mitte der 70er Jahre in der Branche selbstständig gemacht, und wirklich alle Höhen und Tiefen mitbekommen, und gesehen, wieviele enthusiatische Firmen in der Mopedbranche daran kaputt gegagngen sind, weil sie wirklich Null Ahnung von einfachsten BWL-Regeln hatten.
Und das zweite Problem war (und ist), dass man es sich in der Regel nicht leisten kann, Hobby und Beruf zu eng zu verbinden - man verliert die Ertragszahlen aus den Augen, die den Fortbestand des Unternehmens sichern.
Ich weiß, wovon ich rede, ich war damals wirklich besessen, von allen Dingen, die mit Mopeds zu tun hatten, war mit fast allen Kunden mindestens bekumpelt usw...
Folge bei mir, wie bei anderen: Die Kunden lassen sich ausführlich beim freundlichen, persönlichen Händler beraten, fahren dort Probe usw. - und kaufen dann bei Tante Louise, weil die zu Preisen verkauft, für die ein kleiner Händler nicht mal einkaufen kann.
So fegt man den Markt leer..
Aber, ich war lernfähig und zwar sehr schnell...
Nachdem mir das ein paar Monate so passiert war, habe ich diese Methoden kopiert (mit Ducati, Bimota und EML) , und siehe da.. plötzlich war das mit der Drehbank gar kein Thema mehr, da brauchte ich keine Bank mehr vorher fragen.
Aber selbst dann, mit 7-stelligen Umsätzen (und das war damals richtig viel Kohle) hat die Bank im Winterhalbjahr gemosert, weil die Umsätze einbrechen, aber die Kosten weiter laufen.
Banker halt, nicht in der Lage Saisongeschäfte übers Jahr umzurechnen..
Als ich dann meinen Gespanntick richtig ausleben wollte und in kurzer Zeit (paar Monate) zehntausende D-Mark in meinen Traum vom Allradgespann versenkt hatte, gab es die rote Karte.
Da es heute Geschichte ist, kann ich es schreiben: Ich habe dann erstmal in wenigen Wochen alle Konten bis über die Schmerzgrenze "belastet" (Basel II und irgendwelches Ranking war noch nicht erfunden), und dann den Laden einfach dicht gemacht.
Großes Hallo und ganz großes Kino im Nachgang.
Aber, mein Alter war Banker, ich weiß also auch was da geht und wie der Hase läuft..
Da hatte ich dann erstmal genug Zeit und Geld, ohne Alltagsanforderungen meinen Mopedträumerein nachzuhängen und in Etappen um zu setzen.
Die nächste Branche (Insovenzabwicklung großer Industrieunternehmen) war dann so gestrickt, dass der Finanzbedarf meiens Hobbys
(das mal aus ÜBERZEUGUNG mein Beruf war), gar keine Rolle mehr spielte.
Übrigens, weil hier in einem Fred die Rede war, wie MV überleben kann..
Früher, in den späten 70er Jahren, gab es in Deutschland nur eine Handvoll MVs, zu teuer, zu exotisch usw. Dann kam jemand hier aus dem Norden, den ich gut kannte, und wollte eine haben. MV-Importeur in Baden-Baden (bei Hansen) hat keine liefern können oder wollen - an den forschen Jungunternehmer.
Böser Ausnahmefehler...
Es gibt immer viele Mitläufer und Bedenkenträger im Leben, aber leider nur wenige MACHER!
Der war einer von den Machern, ähnlich wie ich es mit Bimota und Ducati zuvor gemacht hatte, ist er zum Hersteller und hat dem ein Angebot gemacht, dass der nicht ablehnen konnte.
Folge: Der Kumpel hat in einem Jahr mehr MVs hier im Norden verkauft, als Hansen vorher in 5 Jahren in ganz Deutschland absetzen konnte.
Wie kommt das???
Ganz einfach, durch Verhältnismäsigkeit.
Der Kumpel war eigentlich nur ein kleiner Vertreter für OP-Technik, aber er war pfiffig und sehr geschäftstüchtig.
Zu den Terminen mit den Chefärzten ist er mit seiner MV vorgefahren....
Wer für mehrere Mios einen kompletten OP kauft, für den sind abgezweigte 30 Mille für einen erfüllten Jugendtraum Peanuts.
Also hat der Chefarzt oder Klinikchef gleich noch ne MV dazu geordert..
Ich kenne einen der damaligen Kunden, der hat 2 (zwei) sündteure Arturo Magni-MVs auf diesem Wege gekauft, und eine steht seit dem bei ihm vorm Kamin zum angucken. Km-Stand: 0 Kilometer!!! Seit 1978!!
Ich habe damals, nach Aufgabe des Mopedgeschäfts, zwar nicht mehr für fremde Leute geschraubt, aber meine umfangreiche Werkstattausrüstung die ich mir größtenteils erst danachzugelegt hatte, hätte damals und würde heute mühelos für die Ausstattung eines mittelständischen Unternehmens ausreichen.
Deshalb habe ich seit dem (seit Mitte der 80er Jahre) immer wieder versucht, mit gleichgesinnten Menschen zusammen zu kommen, die mit Ideen und Enthusiasmus mit mir zusammen ein paar bezahlbare Gespanne entwickeln wollten - die Finanzierung wäre kein Problem gewesen.
Aber entweder Hirnis, weltfremde, ahnungslose - oder Leute, die einfach schnell viel Geld machen wollten.
Der letzte "Interessierte" (wohl mehr an meinen technischen Möglichkeiten und an meinen Beziehungen zu Wirtschaft, Finanzwelt und Behörden) in dieser Richtung war ein bestimmter Hersteller aus dem hohen Norden, der auch hier immer mal gerne erwähnt wird (TÜV-Richtlinien.....
Noch Fragen...?????
Inzwichen habe ich mein Vorhaben aufgegeben. Hätte ich z.B, Olaf vor 10 Jahren schon gekannt, hätte ich ihn sicher einmal angesprochen um zu klären, ob man gemeinsame Vorstellungen hätte und sich vorstellen könnte, diese technisch, handwerklich und betriebswirtschaftlich zukunftssicher umzusetzen.
Übrigens konnte auch in den 70er Jahren kein Gespannbauer (EML vieleicht ausgenommen) von seiner Arbeit leben, auch Manni Stahmer hätte ohne seine Stahbau-Firma des öfteren das Handtuch schmeißen müssen.
Das für die heutige Jugend (also alles bis an die 40 Jahre) Mopeds out sind, hat vielleicht auch mit der Protesthaltung zu tun, die man ja immer gegen seine Eltern hat, früher waren es halt Rockmusik, Drogen und lange Haare - heute Mopeds.
Man will halt aus Prinzip nicht machen, was die Eltern einem vorgemacht haben...!!!
Auch meine Tochter, quasi von der ersten Lebensstunde nur auf dem Moped zu Hause, fährt nicht einen Meter seit sie erwachsen ist, weder selbst noch mit.
Sie ist jetzt 30, verbeamtet (
ich muss mal n Vaterschaftstest machen, ich kann doch nicht so einen Mist fabriziert haben), erklärt mir mit gesundem Halbwissen die Vorteile ihrer Öko-Blechdose - während Papi sich danach unbelehrbar in den V 8 wirft und grinst...
Die Luxus-Kunden, die Firmen wie dem Hersteller aus dem Norden (und ein paar anderen) Unsummen lässig über den Tresen schieben, gibt es immer, die hatte ich früher auch, und die haben mindestens 80% meines Gewinns ausgemacht.
In den 70er Jahren waren es hier in Hamburg die Angels, die Zuhälterbanden wie Nutella und GmbH, einige andere "Gewerbetreibende" aus der Ecke, bei denen ein paar Mille nie eine Rolle spielte. Unterweltleute waren damals in Hamburg, anders als heute, fast schon Kult und sehr gesellschaftsfähig - das hat sich erst in den 80er geändert.
Heute sind es die alleinstehenden, gutverdienenden Yuppies die die Kohle haben....
Bloß, wenn wir uns hier mal zusammen setzen würden (vielleicht 10 bis 15 hier im Forum, die wirklich Ahnung haben und ohne Polemik ein Thema diskutieren könnten) und einen Laberkreis aufmachen würden, wie müsste heute ein modernes, marktfähiges Gespann ausehen usw., dann wäre es wohl doch zu spät.
Mit uns gehen auch die Gespanne vermutlich unter, den Rest besorgen die neuen Zulassungsvorschriften.
Unser Altersschnitt hier belegt ja eindrucksvoll, wo wir stehen!
Ich errinnere mich mit Grausen, dass ich neulich in einem Fred ganz verwundert festgestellt habe, wieviele von uns schon bemerkenswerte Wehwehchen haben und sogar dafür hier im Forum schon Medikationstipps ausgetauscht werden.
Also, genießen wir jede Stunde und jeden Kilometer mit unseren Mopeds, ein Quantensprung, dazu bezahlbar, wird es auf dem Gespannsektor wohl in absehbarer Zeit nicht geben.
Liebe Grüße von Willy,
der auch der einzige in der Familie ist, der Gespann fährt und der einzige Winterfahrer im Bekanntenkreis, allen Bedenkenträgern zum Trotz..
Nur komisch: ICH habe keine Wehwechen und fast immer gute Laune, alle, die mich kritisieren, laufen ständig muffelig durch die Botanik und gucken abends Gesundheitssendungen im Farbfernseher, wie kann das denn sein..??
