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Mein Wort des Jahres

BeitragVerfasst: 5. Oktober 2021 21:22
von Crazy Cow
Im Zusammenhang mit dem Facebook (Lock-)down gestern gab es wieder mal kritische Presse zur Spaltung der Gesellschaft durch polarisierte Verlinkung, Sturm auf das Capitol usw. Whistleblowing und Anhörung aus den ehemals eigenen Reihen vor einem Untersuchungsausschuss. Ein Begriff fiel mir dabei immer wieder ins Ohr, der sich recht harmlos anhört: "Desinformation". Unsere Sprache erlaubt solche Konstruktionen, sogar extremere wie "Gemütlichkeit" oder "Wahrscheinlichkeit".
"Information" ist sprachlich für mich das Gegenteil von "Formation" und "Desinformation" wieder das Gegenteil davon. Würde man nun Formation und Desinformation gleichsetzen wollen? Wahrscheinlich nicht, letzteres hört sich harmloser an, gesellschaftlich verträglicher und fernsehgerecht. Letztenendes ist aber das was Facebook treibt eine Formation, aber in neuem Stil. Es geht nicht um eine Uniform, sondern immer um zwei.
Die Zahl der Klicks hochzutreiben mit Likes und Unlikes, Spaltung medialer Kommunikation in zwei Lager, die sich gar nicht mehr an Uniformen erkennen müssen, sie kennen sich bei Auftritten bereits durch Facebook, ganz "informell".

Ich hasse Likes.

Re: Mein Wort des Jahres

BeitragVerfasst: 6. Oktober 2021 08:22
von BigNoce
Da würde ich doch sagen: Daumen hoch!

Re: Mein Wort des Jahres

BeitragVerfasst: 6. Oktober 2021 09:27
von fips
Zu der Thematik wurde gestern auf ARTE ein sehr interessanter und sehenswerter Beitrag ausgestrahlt (ist in der Arte Mediathek noch abrufbar).

https://www.arte.tv/de/videos/098157-00 ... ial-media/

LG Fips

Re: Mein Wort des Jahres

BeitragVerfasst: 6. Oktober 2021 11:46
von Crazy Cow
fips hat geschrieben:Zu der Thematik wurde gestern auf ARTE ein sehr interessanter und sehenswerter Beitrag ausgestrahlt (ist in der Arte Mediathek noch abrufbar).

https://www.arte.tv/de/videos/098157-00 ... ial-media/

LG Fips


Ja, ist 'n Thema. Ich bin nun außer in Technik Foren in keinem sozialen Netzwerk aktiv, halte ihren Einfluss aber auch für bedrohlich. Umsomehr als eben der neue Sprachgebrauch, der sich daraus ergibt, nicht unbedingt in unser altes Sprach- und Werteschema passt, so wie wir es einmal bei der Oma oder in der Volksschule gelernt haben.
Durch die Verdenglischung hat man den Eindruck, es handele sich um Ströumungen die nur in den sozailen Medien aufträten.
Tatsächlich gibt es aber auch in Technikforen "Like-" und "Ignore-Buttons". Der Ton wird härter, auch bei einfachen Fragestellungen. Auch Rudelbildungen unter den Wissenden sind zu verzeichnen, die ihre Platzhirschposition entsprechend energisch bis beleidigend vorzutragen wissen. Ganz wie in "Real-Social-Network-Life".
Und damit nicht genug, entblöden sich die öffentlich rechtlichen Rundfunk- und Fernsehmedien nicht, in vermeintlich ausgewogenen Informations- und Politsendungen auf unbekannte Quellen in den Sozialen Netzwerken hinzuweisen, zu zitieren, platzieren sich selbst offensichtlich auch da.

Wir haben das oft thematisiert: am Bildschirm sieht man sein Gegenüber nicht, man kann "ausreden", wird nicht unterbrochen und es spielt keine Rolle, ob man in der Unterhose beim fünften Bier vor dem Bildschirm sitzt. Der andere kriegt es nicht mit, kann es bestenfalls vermuten.

Wenn wir uns am Bildschirm einem Sprach- und Benimmzwang unterwerfen würden, wie wir ihn gegenüber Leuten hegen, die nach dem Weg fragen, oder Nachbarn gegenüber, die eine Bitte haben, wären Fronten oft nicht so dümmlich verhärtet. Insofern bin ich persönlich nicht so darauf verpicht, die Digitalisierung in D voranzutreiben, das ist nach meinem Dafürhalten ein Werkzeug, mit dem auch gebildete Leute nicht umzugehen gelernt haben.

Nicht die Kenntnis, das Vermögen eines toleranten Umgangs allein ist der Schlüssel, die Bereitschaft dazu ist es. Ich bin mir gar nicht so sicher, ob nicht eine mangelnde Bereitschaft, eine ausufernde Streitsucht nicht auch ein natürliches Grundbedürfnis des Menschen ist. Ein spätpubertäres Ausleben jugendlichen, männlichen Kräftemessens (Manta Golf GTI), das im Zuge der Emanzipation auch auf die -innenwelt übergreift. (Sofern es da nicht schon eine ältere Veranlagung gibt, vgl. "Zickenkrieg").

Die virtuelle Welt war anfangs ein Raum für sich, ihre schlechten Gewohnheiten haben nach meinem Dafürhalten schon lange auf unser Alltagsleben übergegriffen. Neulich hatte ich zufällig ein Gespräch mit einem Impfgegner, hat sich am Kaffetisch unterwegs so ergeben. Als ich feststellte, welch weitere platte Parolen damit einhergehn, habe ich die zurückhaltende Diskussion abgebrochen und gedacht: Hat doch keinen Zweck. Dabei kam ich zu dem Schluss: es sind nicht nur die anderen, vielleicht bin auch ich bereits formiert.

Re: Mein Wort des Jahres

BeitragVerfasst: 6. Oktober 2021 11:50
von Hardy
Dieses ganze "Geschiss" was da im Netz passiert, ist allein auf die Anonymität zurückzuführen.

Wenn JEDER mit Klarnamen und identifizierbar unterwegs wäre, würde das alles nicht passieren.

o.k., es gibt sich auch ein paar Bekloppte, die das alles mit ihrem vollen Namen etc. machen,
das wäre aber sicher nur ein geringer Teil, der zudem immer geringer würde ...

Re: Mein Wort des Jahres

BeitragVerfasst: 6. Oktober 2021 14:05
von Ihringer
Tach. Besonders erbaulich auch wenn in Semi-Nachrichtensendern auf die Meinung aus dem Netzwerk zugreifen wird. "Zum Thema neuronale Dysfunktion schreibt uns Jayloh87 auf Tringsdings: Neuronal find ich auch nicht gut. HerbertLongjohn von Zwitter meint dazu: Neuronal? Muss ich mir erst mal durch den Kopf gehen lassen. Und als letzte Stimme aus der Netzwelt die Frage an unseren Moderator gerichtet von Girlie67: Die anderen Sachen kenn ich, An.. Or.. aber neuro? Braucht man da spezielles Zubehör?
Weiter mit dem Wetterbericht.
Beste Grüße!

Re: Mein Wort des Jahres

BeitragVerfasst: 7. Oktober 2021 18:04
von willi-jens
:smt017
Interessant wer da als Protagonist so eine Diskussion startet :wink: