3_beiner hat geschrieben:„Vorschlag für eine Verordnung des europäischen Parlamentes und des Rates über Anforderungen an die kreislauforientierte Konstruktion von Fahrzeugen und über die Entsorgung von Altfahrzeugen, zur Änderung der Verordnungen (EU) 2018/858 und (EU) 2019/1020 und zur Aufhebung der Richtlinien 2000/53/EG und 2005/64/EG“
Das ist eigentlich nichts neues, darüber habe ich mir schon vor etwa 20 Jahren in einem Zeitungsartikel meine Gedanken gemacht.
Der Zweck heiligt die Mittel:Verwertung statt Entsorgung- Sind die heutigen Entsorgungspraktiken aus ökologischer und ökonomischer Sicht wirklich sinnvoll?
Neulich, ich glaube, es war in Rottweil, habe ich mitten in der Stadt, in einem Park, eine Skulptur gesehen, die aus einem alten Golf gemacht war. Sie stellte einen Drachen dar. Das Auto war der Länge nach in der Mitte durchgetrennt, hinten waren als riesiger Schwanz irgendwelche Bleche angeschweißt und ganz hinten an dem Schwanz hing die Tür.
An einer anderen Stelle der Stadt, auch in einer Grünanlage, war die andere Hälfte des Golf. Auch hier war daraus ein Kunstwerk entstanden.
Das hier ein ganzes Auto verwertet wurde, konnte man erst auf den zweiten Blick erkennen. Ich habe eine Frau beobachtet, wie sie ihrem Enkel, der eine der Skulpturen ganz fasziniert bestaunt hat, gezeigt hat, wo sich daran überhaupt Autoteile befinden.
Ich habe mich gefragt, warum alte Autos eigentlich als Abfall oder sogar Sondermüll gelten müssen. Eigentlich ist doch nur die Frage, welchem Zweck so ein altes Auto dient.
Ein Auto wird dazu gebaut, das man damit von A nach B fährt, dabei sich und andere in mehr oder weniger große Gefahren begibt, je nachdem, wer wie damit fährt. Das alles ist völlig legal.
Traut man sich dann irgendwann nicht mehr, das Auto den Gefahren des Straßenverkehrs auszusetzen, weil irgendwelche tragenden Teile durchgerostet sind oder andere technische Mängel einen daran hindern, überhaupt noch damit zu fahren, begibt man sich in eine rechtlich sehr brisante Situation: Da das Auto jetzt seinen eigentlich angedachten Zweck nicht mehr erfüllt, wird es rein rechtlich jetzt als Abfall, ja sogar als Sondermüll betrachtet.
Wer ein solches Auto besitzt, damit handelt oder es anderweitig verwerten will, macht sich damit strafbar, wie wir alle schon in diversen Beiträgen in der „Oldtimer Markt“ lesen konnten.
Man wird seitens des Staates gezwungen, sein nicht mehr verkehrstüchtiges Fahrzeug „ordnungsgemäß“ zu entsorgen und der Zulassungsstelle einen Nachweis darüber abzuliefern. Und das alles zum Wohle der Umwelt.
Dabei wissen wir doch längst, daß die Verschrottung eines alten Autos sowohl ökologisch als auch ökonomisch der blanke Unsinn ist, weil dazu Unmengen an Energie verbraucht werden.
Wir sollten lieber überlegen, wie wir so ein altes Auto sinnvoll weiternutzen können. Wie oft schon hat man in Vorgärten alte Waschmaschinentrommeln gesehen, die mit Blumen bepflanzt waren? Hat sich wegen so einer Waschmaschinentrommel schon irgendwann mal das Ordnungsamt gemeldet, weil die Trommel nicht mehr ihren ursprünglichen Zweck erfüllt oder Waschmittelreste ins Erdreich gelangen könnten? Und darüber, ob so eine Waschmaschinentrommel im Vorgarten wirklich schön ist, kann man streiten.
Ich habe mich schon geärgert, daß ich meiner Frau ein Gewächshaus gekauft und aufgebaut habe. Ich habe das gern für sie getan, aber eigentlich hätte ich auch meinen alten VW-Bus nehmen können, genau wie andere ihre Waschmaschinentrommel. In dem Bus wird es im Sommer genau so heiß, wie in dem Gewächshaus. Außerdem hatte er eine Standheizung, mit der man ihn im Winter hätte beheizen können und auch dann frische Tomaten hätte, wenn es in dem Gewächshaus längst zu kalt dafür ist.
Ein Schiebedach zur Belüftung hatte er auch und aus der Scheibenwaschanlage hätte man eine wunderbare Beregnungsanlage bauen können. Meine Frau hätte beim Gärtnern in dem Bus sogar Musik hören können, was ja angeblich sogar für das Pflanzenwachstum gut sein soll.
Aus den Sitzen hätte man zwei bequeme Gartenstühle und zwei Bänke machen können.
Den Motor und das Getriebe hätte ich ausgebaut und zerlegt. Das Öl daraus hätte ich direkt in die Erde laufen lassen, damit daraus wieder Erdöl wird und somit die natürlichen Ressourcen geschont werden.
Aus den Zylindern hätte ich wunderschöne Blumentöpfe zum Anpflanzen machen können. Die Ölwanne könnte dem Hund als Fressnapf und die Ventildeckel unter dem Walnussbaum den heimischen Vogelarten als Vogeltränke dienen. Der Motorblock und die Zylinderköpfe im Gartenteich wären ideale Höhlen für die Fische, die sich geschützt im Einlasskanal paaren und im Auslasskanal laichen könnten.
Das Frischluftgebläse hätten wir in den Hamsterkäfig gestellt und damit endlich ein Hamsterrad gehabt, das nicht quietscht. Wer Lust hat, kann das Gebläserad auch an der Lichtmaschine befestigen, allerdings braucht er dann einen kräftigen Hamster oder besser noch ein Meerschweinchen.
In die Kolben hätte ich Rindertalg und Sonnenblumenkerne gießen und sie im Winter als Meisenfutter mit den Pleueln an den Walnussbaum hängen können.
Der Auspuff, an dem bereits das Endrohr gefehlt hat, wäre im Winter ein idealer Unterschlupf für einen Igel.
Zwei Felgen hätte ich mit Beton ausgegossen und daraus je einen Ständer für die Wäschespinne und einen für den Gartentisch gemacht. Die Reifen hätte ich an die Kinderschaukel gehängt und die restlichen drei Räder - schließlich hatte ich ja auch noch das Reserverad - mit Erde gefüllt und mit Blumen bepflanzt, damit ich mir nicht so eine hässliche Waschmaschinentrommel in den Vorgarten stellen muss.
Aus den Scheinwerfern könnte man wunderbare Lampen für die Wegbeleuchtung machen und aus den Blinkern und den Rücklichtern die Effektbeleuchtung für die Gartenparty. In die Radkappen könnte man kleine Teelichter stellen und sie dann abends auf dem Gartenteich schwimmen lassen.
Mit der Kupplung könnten die Kinder Frisbee spielen und das Getriebegehäuse, das man von innen beleuchtet, hätte den Kürbis für die Halloweenparty standesgemäß ersetzt.
Die Scheibenwischer mit den als Griff angeschweißten Stößelschutzrohren hätte ich meiner Frau geschenkt, damit sie sich beim Fensterputzen leichter tut.
Aus den Radschrauben könnte man Schachfiguren herstellen. Bei Vierlochfelgen hätte man genau die sechzehn Bauern, die man braucht. Die abgeflexten Achsstummel der Hinterachse mit den aufgeschraubten Kronenmuttern wären die Könige und die der Vorderachse mit ihren selbstsichernden Muttern die Damen. Die Ventile mit den an den Ventiltellern angeschweißten Federn wären die Springer, ohne Federn dienten sie als Läufer. Fehlen nur noch die Türme. Hier könnte man eventuell aus den Radlagern oder irgendwelchen Getriebeteilen etwas machen.
Die, die sich ihren Traumwagen nicht leisten können, könnten ihn sich wenigsten als Wrack in den Garten stellen, sich hineinsetzen und darin träumen.
Wer möchte, pflanzt noch irgendwelche Sträucher um das Wrack herum. Sehr gut dazu geeignet sind Rankgewächse. Im Frühjahr, aber erst nach dem letzten Nachtfrost, bläst man es mit Pressluft ab und bestreut es mit Hornmehl. Das gibt eine wunderbare Moosbildung und das Wrack fügt sich so sehr schön in die Umgebung ein.
Natürlich können nicht alle alten Autos auf diese Art weiterverwendet werden. Die restlichen stellt man einfach in den Wald, wo sie den dort lebenden Tieren als Zuflucht oder Unterschlupf dienen. Die Natur sorgt dafür, daß man schon nach wenigen Jahren nichts mehr davon sieht.
Ein altes Auto könnte aber noch viel mehr leisten, zum Beispiel einen Beitrag zur Verkehrssicherheit: Ein Unfallwagen, der an einer gefährlichen Stelle am Straßenrand aufgestellt wird, mahnt andere Verkehrsteilnehmer zur Vorsicht.
Auch an Autobahnparkplätzen oder auf öffentlichen Plätzen in den Städten könnte man die Unfallwagen aufstellen, damit sich die Gaffer sie in aller Ruhe ansehen können, ohne dabei andere zu gefährden oder einen Stau zu verursachen.
Ein ausrangiertes Polizeiauto am Ortseingang oder vor Schulen aufgestellt, erspart so manche Radarkontrolle.
Ich könnte dieses Thema noch stundenlang und seitenweise fortführen. Es sollte eigentlich nur als Anregung dafür dienen, darüber nachzudenken, ob es wirklich sinnvoll ist, alte Autos unter hohem Aufwand an Primärenergie zu Würfeln zu pressen und einzuschmelzen. Außerdem sollte geklärt werden, ob es nicht dem Gleichbehandlungsgrundsatz widerspricht, wenn jemand, der sein altes Auto in den Garten stellt, dafür bestraft wird, weil dieses nicht mehr seinem ursprünglichen Zweck dient und deshalb rechtlich als Abfall gilt, und der andere, der dies mit einer Waschmaschinentrommel tut, straffrei davonkommt.
Auch verstehe ich überhaupt nicht, warum man hierzulande so ein Theater um die Umwelt macht. Unser Gebrauchtwagenhandel ist nach der Einführung des Katalysators regelrecht eingebrochen. Besonders die schönen und großvolumigen Autos, die heute zu gesuchten Youngtimern zählen würden, waren durch die drastische Anhebung der Hubraumbesteuerung nicht mehr bezahlbar und wurden reihenweise in den Ostblock verkauft, wo sie nach wie vor ungefiltert ihre Abgase in die Weite der polnischen, tschechischen oder russischen Landschaft blasen.
Aber ist unsere Luft dadurch wirklich besser geworden? Sind es nicht gerade die kalten und sonnigen Wintertage, die die Luft gerade dann besonders klar und rein erscheinen lassen, wenn bei Ostwind die Abgase unserer alten Autos zu uns herübergeweht werden?