Eine etwqas andere Weihnachtsgeschichte..

Hallo liebe Forumsteilnehmer
So, nun auch von mir ein kleiner Weihnachtsgruß an ALLE, die hier gerne mitlesen.
Ich habe das mal schnell in form einer kleinen "Weihnachtsgeschichte! zusammen getippert....
Wie schon befürchtet, geht das beim Schaf vom Deich natürlich nicht in zwei Zeilen...
Also hab ich lieber extra einen Fred aufgemacht, damit sich jeder aussuchen kann, ob er das lesen möchte oder eben nicht.
Für die, die es tun, hier eine kleine „Weihnachtsgeschichte“ die ein bisschen nachdenklich macht...
Aber ich habe in vielen von Euch hinter dem äußerlich harten Kern und den oft witzigen Äußerungen, anlässlich des bedauerlichen Unglücksfalls von Jürgen gelesen und gefühlt, wie sozial und mitfühlend Ihr doch innerlich empfindet.
Also, Glühwein und Kekse neben den Composter packen, geht jetzt los:
Ich war in der letzten Wochen schon ein paar Mal auf dem Weihnachtsmarkt und bin immer wieder erstaunt, wie viele Menschen jedes Jahr von Weihnachten völlig überrascht werden, und dann schwer bepackt mit Geschenken durch die Einkaufsstraßen schieben, getreu dem Motto, wer hat die größten/teuersten Geschenke.
Dabei ist wirkliche Lebensqualität gar nicht am Einkommen, dem Besitzstatus oder den Orden an der Brust festzumachen - sondern an der inneren Einstellung.
Ich habe mich immer am besten im Leben gefühlt, wenn ich gar nichts hatte!
Janis Joplin hat es einmal so treffend besungen (naja, der Text war ja von Kris Kristofferson): Freedom ist just another word for nothing left to lose!
Wohl wahr!
Ich habe nämlich gerade im Spiegel gelesen, dass in Brasilien ein Riesenarmeeaufgebot die Favela Rocinha von der Kriminalität bereinigen soll um bei der Fußball-WM eine saubere Darstellung in der Öffentlichkeit abgeben zu können.
Ich bin dort vor vielen Jahren mal gewesen, auch in dieser Zeit, also genauer zwei Wochen vor Weihnachten.
Hatte da geschäftlich zu tun, die Verhandlungen galten im Vorfeld als sehr schwierig, wir hatten eine Woche geplant und vereidigte Dolmetscher, Personenschutz, Hotel, Heli-Service (ist da so üblich wie hier Auto fahren) und diesen ganzen Mist im Vorfeld buchen lassen.
Dann der Flug und in Rio aus dem Flieger.
Was für ein Kontrast..
Hier im nebligen Frostwetter in den Flieger gekrabbelt, da die Luke auf dem Rollfeld auf geklappt und dieser warme, süßliche Duft, dieses Wärme (war ja Hochsommer), diese freundlichen und fröhlichen Menschen all überall.
Schon auf dem Rollfeld stand da sonne braune Maus nackend an einer Telefonzelle und war am telefonieren.
Donniwetti...
Beim zweiten Blick hatte die aber doch was an! Heißen hier bei uns Tangas die Teile, dort aber viel passender Fio dental (Zahnseide).
So sehen die Dinger dann auch aus..
Boahhhh.. :smt026
Das erste Gespräch im klimatisierten Hotel in Ipanema dauerte keine 2 Stunden und war völlig überraschend für alle auch das letzte, denn, bums waren alle Verträge zur allseitigen Zufriedenheit unter Dach und Fach.
Danach das obligatorische allgemeines Besäufnis auf den Erfolg, und dann voll wie ne Haubitze zurück in den Flieger getragen worden und zurück nach Deutschland.
Nur das blöde Schaf Willy natürlich nicht.
Das trinkt ja keinen Alkohol, hatte auch keine Lust sich das hohle Gelalle der „Geschäftspartner“ anzuhören, und wollte deshalb lieber in der Zwischenzeit birs zum Rückflug am Abend was von der Stadt und den Menschen sehen.
Also in den nächsten Laden (mit Bodygard, weil es unsere Wichtigtuer aus der Teppichetage aus versicherungstechnischen Gründen so vorgeschrieben hatten, grummel), dort T-Shirt, Bermudas, Sandalen und Sonnencreme gekauft.
Meine Tüte mit dem Anzug, der Uhr, den Schuhen und der Geldbörse dem verdutzten Leibwächter in die Hand gedrückt und weg war ich im Getümmel der brodelnden Stadt.
Noch heute laufen wir wohlige Schauer den Rücken runter wenn ich daran zurück denke.
Unfassbare Hektik auf der Straße, überall nur schöne und fröhliche Menschen, Männlein wie Weiblein, überall diese rhythmische Musik die bis ins Mark elektrisiert, überall DIESES Lebensgefühl zum ANFASSEN.
Dann am späten Nachmittag an den berühmten Strand, überall Lagerfeuer, singende und tanzende Menschen, Lebensfreude pur.
Als ich spät abends zurück im Hotel war, mit ohne jede Belästigung durch Kriminelle, geschweige denn Überfall, stand ich dann wie klein Doofie an der Rezeption.
Mitleidige Blicke allerseits, erst wollten die mich da gar nicht wieder rein lassen, in DEM Strand-Outfit…
Zum Glück traf ich im Foyer den Gastgeber, mit dem wir morgens verhandelt hatten. Den Namen kann ich hier nicht nennen, ist ein sehr bekannter Deutscher, der schon ewig lange dort lebt und ein Imperium aufgebaut hat.
Völlig unkompliziert der Typ. Der hatte zum Glück relativ nüchtern das kollektive Besäufnis meiner peinlichen „Kollegen“ überstanden, und hat dann für mich arrangiert, dass ich das ohnehin gebuchte Zimmer die Woche auch benutzen konnte. Dann hat er mir noch ein paar mehr Cruzeiros in die Hand gedrückt und gesagt, ich solle die Zeit und die schöne Stadt genießen, mir würde das sicher gefallen…
Aus dem wäre sicher einer von uns geworden - von der inneren Einstellung her.
Also, ich also erst mal zurück an den Strand.
Wie es dann so ist, eine Frau kennen gelernt, so schön, dass einem (mir) die Luft weg geblieben ist..
Diese Anmut, diese Ausstrahlung, diese leuchtenden Augen, dieses freundliche und fröhliche Wesen, diese entwaffnende Offenheit, diese Gier nach LEBEN - UNFASSBAR....
Für die Singles unter Euch (Männlein und Weiblein!): Wenn es Euch mal möglich ist, SOFORT da hin.
Und das ist jetzt ausdrücklich nicht sexistisch gemeint!!!!
Ihr kommt mit anderen Augen zurück auf unsere Gespannstraßen...
Ganz sicher!
Ich habe keine andere Stadt der Welt erlebt, die sich Tag und Nacht so an sich selbst berauschen kann wie Rio - trotz dieser unbeschreiblichen Schere zwischen arm und superreich.
Also, die Fee ist dann mit aufs Hotel gekommen, wie das eben so ist. Das ging so zwei oder 3 Tage, am Tag war sie weg, musste arbeiten, abends kam sie wieder und wir haben am Strand mit ganz vielen anderen zusammen das Leben gefeiert.
Tagsüber bin ich alleine durch die Stadt gestromert, habe mir einige Sehenswürdigkeiten angesehen, das Leben in vollen Zügen genossen.
Nach drei Tagen wusste ich immer noch nicht, was meine Maus denn so beruflich macht, sagen wollte sie es auch nicht, was nicht nur an den Sprachproblemen lag.
Ich also heimlich am nächsten Tag hinterher, und da ist mir dann wirklich die Kinnlade runter gefallen.
Wir sind eine gute Stunde aus der Stadt gefahren, sie im Bus, ich heimlich im Taxi hinterher. Dann ein langer Fußmarsch, endlich war die "Arbeitsstelle" erreicht.
Ohne Worte.
Man kann es wirklich nicht beschreiben...
Eine Müllkippe, gefühlt so groß wie ganz Hamburg.
Unzählige Piepmätze in der Luft, ein bestialischer Gestank, die Augen haben getränt von den beißenden Dämpfen, auf dem Berg überall Müllautos, die neuen Müll der Millionenstadt abkippten, dazwischen große Raupen und Radlader, die alles irgendwie hin- und herschoben.
Und dann: Überall dazwischen wimmelten Menschen mit Plastiktüten herum, die mit offenen Badelatschen darin rum wateten und irgendwas sammelten.
Getrennt nach Schrott, Kupfer, Alu, etwas noch essbarem!!!!!!, irgendwas, was sich irgendwo eintauschen oder verkaufen lässt usw.
Unfassbar, wenn man sowas nicht mal selbst gesehen hat, kann man es nicht glauben.
Unsere Müllkippen sind dagegen private Einfamiliendeponien.
Wer jemals selbst erlebt hat, wie Menschen so um das tägliche Überleben kämpfen müssen und trotzdem ihre Lebenslust, ihren Stolz und ihre Würde behalten, wird ganz leise, wenn bei uns gejammert wird, weil die Winterreifen zu teuer sind oder das neue Heizvisier.
Abends verschwinden dann alle wie auf Kommando bevor es dunkel wird (geht da ja durch die Nähe zum Äquator dort sehr schnell), verkaufen Ihr "Tagewerk" beim Dealer an der Straßenecke und fahren zu ihrer Familie um die von dem Erlös zu ernähren.
Ich bin dann nach langem Gezeter mit meiner schönen Maus auch mit zu ihrer Familie gegangen.
Eben in diese berüchtigte Favela Rocinha.
Unbeschreiblich…, man muss so etwas selbst erleben um es zu glauben!!!
Hütte auf Hütte am Berg hochgebastelt, mit Wellplatten, Backeband und rostigem Blumenbindedraht. Eine Hütte AUF der anderen!
Dazwischen kleine Bäche mit den Fäkalien, offene Stromleitungen in Kopfhöhe kreuz und quer, Qualm aus den Hütten vom kochen usw.
Unsere deutschen Baubehörden würden das ganze Viertel sofort stilllegen und abreißen lassen.
Aber komisch, nichts fällt dort um oder geht kaputt. Ob das daran liegt, weil da keine deutschen Behörden was zu sagen haben????
Und dann diese Kriminalität dort...
Mein Gott, außer in Kolumbien (Buenaventura) hab ich sowas noch nie selbst gesehen.
Überall an den Zugängen schwer bewaffnete Kinder, nicht mal in der Pubertät, aber mit automatischen und entsicherten Waffen auf dem Schoß!
Die Augen völlig leer und desillusioniert, völlig breit vom billigen Koks, und bereit sofort ohne Anlass den Finger krumm zu machen....
Ein undurchschaubares Alarmsystem meldet JEDEN Eindringling in die Favela, wer sich dort verläuft kommt den Polizeiangaben zu Folge nicht mehr wieder lebend raus.
So wirkt das auch tatsächlich!
Deshalb sind schon die Zugänge weiträumig von der Polizei für Touristen gesperrt gewesen.
Ich kam nur rein durch Rosabella, sie wohnte ja dort.
Als wir in ihrem „Haus“ waren, hat es mir dann erneut die Sprache verschlagen!
In einem Raum, deutlich kleiner als ein Viertel meiner Werkstatt, also vielleicht 25 qm oder so, wuselten Oma, Opa, die Eltern, 7 Geschwister nebst einigen Freunden, zwei Enkelkinder und diverse Haustieren rum.
IN EINEM RAUM!!!
Da wurde im Wortsinn GELEBT, GELIEBT!!!, gestorben und neu geboren.
Und jeder fühlte sich für JEDEN verantwortlich und war um den anderen besorgt.
Unendliche Armut sichtbar und greifbar.
ABER DIESE FRÖHLICHKEIT, DIESE LIEBE, DIESE FÜRSORGE, DIESES ZUSAMMENGEHÖRIGKEITSGEFÜHL, DIESE SUCHT NACH LEBEN!!!
So etwas macht völlig sprachlos und lässt selbst einen die bisherige eigene Lebenseinstellung hinterfragn.
Wir beide sind dann später nochmal runter an die Copa, halt ein bisschen feiern wie jeden Abend im Sommer.
Ich hab da wirklich stundenlang ganz still (ist sonst so gar nicht mein Naturell, ich gehöre definitiv nicht zu den Stummen dieser Welt) am Lagerfeuer gesessen und mir eingebildet, dass gleich ein Piratenschiff um die Ecke biegt, die mich dann kapern und ich deswegen NIE wieder nach Deutschland muss.
Wie kann so etwas sein???
Da kämpfen Menschen ohne jede Perspektive (keine Schulbildung, keine Ausbildung, keine Wohnung, keine Sozial- oder sonstige Krankenversicherung usw., KEINE PERSPEKTIVE! für gar nichts) jeden Tag (7 Tage in der Woche!!!) buchstäblich ums ÜBERLEBEN.
Und wenn es dunkel wird, feiern eben diese Menschen JEDEN Abend so ausgelassen und fröhlich bis in die Nacht, als wenn es der letzte Abend ihres Lebens ist.
Ich bin dann nach knapp zwei Wochen fröhlich und richtig glücklich - und trotzdem innerlich beschämt zurück geflogen, und die Zeit nagt bis heute in mir.
Als ich dann kurz vor Heiligabend hier ankam, kalt, nass, Winter, mein geliebtes Hamburg eben, da bin ich vom Flieger noch direkt in die abendliche und weihnachtlich geschmückte City gefahren und hab mich durch die Massen treiben lassen.
Ich mochte diese Zeit in der Stadt immer sehr, der Duft, die Lichter, die Stimmung.
Der Kontrast nach der Rückkehr aus Rio war allerdings ohne Worte!
Mir ist das vorher nie so aufgefallen, aber in dieser reichen Stadt wuseln Dir Menschenmassen entgegen, voll bepackt mit teuren Geschenken, aber einen Gesichtsausdruck, als wenn sie morgen ins Straflager nach Sibirien müssten.
Mensch, wenn ich ein Geschenk für jemanden kaufe, der mir etwas bedeutet, dann freue ich mich doch schon beim Kauf wie ein kleines Kind auf die spätere Überraschung und die Freude, die ich beim Beschenkten auslöse, oder???
Ist jetzt weit über 10 Jahre her, aber zu Weihnachten denke ich immer noch daran zurück, wenn ich über einen der Weihnachtsmärkte in der City bummel.
Nur Schnee zum Gespann fahren haben sie da leider, leider nicht in Brasilien, aber ansonsten...???
Ich war Jahre davor bereits mal am Amazonas unterwegs gewesen, mitten im Busch, in Tabatinga, und ich war einige Jahre später auch mal zum Karneval dort - aber nichts war so prägend für meine (auch heutige) Lebenseinstellung wie die knapp zwei Wochen LEBEN in der angeblichen gefährlichsten Favela der Welt (ohne irgendeinen materiellen Status).
So, jetzt habt Ihr was zu lesen, ich hab jetzt die Pfoten warm getippert und kann wieder an das Vorderrad von meiner KingKong gehen. Da passt nach jedem Reifenwechsel nichts zusammen, EML sei Dank.
Aber heute Abend muss sie laufen, will mit meinem Schnucki nochmal vor dem Fest auf den Weihnachtsmarkt und warme Kirschtaschen ins Schaf stopfen, damit der Winterspeck nicht weniger wird.
Allen einen schönen Abend und eine wunderschöne Weihnachtszeit – auf dem Gespann auf einer (hoffentlich verschneiten) Straße, oder mit dem Gespann unterm Tannenbaum.
Ich hoffe, ich lerne im nächsten Jahr noch den einen oder anderen hier aus dem Forum persönlich kennen, damit ich dann weiß welche Person mit welcher Persönlichkeit sich hinter dem Pseudonym des Forums verbirgt.
Willy

So, nun auch von mir ein kleiner Weihnachtsgruß an ALLE, die hier gerne mitlesen.
Ich habe das mal schnell in form einer kleinen "Weihnachtsgeschichte! zusammen getippert....
Wie schon befürchtet, geht das beim Schaf vom Deich natürlich nicht in zwei Zeilen...

Also hab ich lieber extra einen Fred aufgemacht, damit sich jeder aussuchen kann, ob er das lesen möchte oder eben nicht.
Für die, die es tun, hier eine kleine „Weihnachtsgeschichte“ die ein bisschen nachdenklich macht...
Aber ich habe in vielen von Euch hinter dem äußerlich harten Kern und den oft witzigen Äußerungen, anlässlich des bedauerlichen Unglücksfalls von Jürgen gelesen und gefühlt, wie sozial und mitfühlend Ihr doch innerlich empfindet.

Also, Glühwein und Kekse neben den Composter packen, geht jetzt los:
Ich war in der letzten Wochen schon ein paar Mal auf dem Weihnachtsmarkt und bin immer wieder erstaunt, wie viele Menschen jedes Jahr von Weihnachten völlig überrascht werden, und dann schwer bepackt mit Geschenken durch die Einkaufsstraßen schieben, getreu dem Motto, wer hat die größten/teuersten Geschenke.

Dabei ist wirkliche Lebensqualität gar nicht am Einkommen, dem Besitzstatus oder den Orden an der Brust festzumachen - sondern an der inneren Einstellung.
Ich habe mich immer am besten im Leben gefühlt, wenn ich gar nichts hatte!
Janis Joplin hat es einmal so treffend besungen (naja, der Text war ja von Kris Kristofferson): Freedom ist just another word for nothing left to lose!
Wohl wahr!
Ich habe nämlich gerade im Spiegel gelesen, dass in Brasilien ein Riesenarmeeaufgebot die Favela Rocinha von der Kriminalität bereinigen soll um bei der Fußball-WM eine saubere Darstellung in der Öffentlichkeit abgeben zu können.
Ich bin dort vor vielen Jahren mal gewesen, auch in dieser Zeit, also genauer zwei Wochen vor Weihnachten.
Hatte da geschäftlich zu tun, die Verhandlungen galten im Vorfeld als sehr schwierig, wir hatten eine Woche geplant und vereidigte Dolmetscher, Personenschutz, Hotel, Heli-Service (ist da so üblich wie hier Auto fahren) und diesen ganzen Mist im Vorfeld buchen lassen.
Dann der Flug und in Rio aus dem Flieger.
Was für ein Kontrast..
Hier im nebligen Frostwetter in den Flieger gekrabbelt, da die Luke auf dem Rollfeld auf geklappt und dieser warme, süßliche Duft, dieses Wärme (war ja Hochsommer), diese freundlichen und fröhlichen Menschen all überall.
Schon auf dem Rollfeld stand da sonne braune Maus nackend an einer Telefonzelle und war am telefonieren.

Donniwetti...

Beim zweiten Blick hatte die aber doch was an! Heißen hier bei uns Tangas die Teile, dort aber viel passender Fio dental (Zahnseide).
So sehen die Dinger dann auch aus..
Boahhhh.. :smt026
Das erste Gespräch im klimatisierten Hotel in Ipanema dauerte keine 2 Stunden und war völlig überraschend für alle auch das letzte, denn, bums waren alle Verträge zur allseitigen Zufriedenheit unter Dach und Fach.
Danach das obligatorische allgemeines Besäufnis auf den Erfolg, und dann voll wie ne Haubitze zurück in den Flieger getragen worden und zurück nach Deutschland.
Nur das blöde Schaf Willy natürlich nicht.

Das trinkt ja keinen Alkohol, hatte auch keine Lust sich das hohle Gelalle der „Geschäftspartner“ anzuhören, und wollte deshalb lieber in der Zwischenzeit birs zum Rückflug am Abend was von der Stadt und den Menschen sehen.
Also in den nächsten Laden (mit Bodygard, weil es unsere Wichtigtuer aus der Teppichetage aus versicherungstechnischen Gründen so vorgeschrieben hatten, grummel), dort T-Shirt, Bermudas, Sandalen und Sonnencreme gekauft.
Meine Tüte mit dem Anzug, der Uhr, den Schuhen und der Geldbörse dem verdutzten Leibwächter in die Hand gedrückt und weg war ich im Getümmel der brodelnden Stadt.
Noch heute laufen wir wohlige Schauer den Rücken runter wenn ich daran zurück denke.

Unfassbare Hektik auf der Straße, überall nur schöne und fröhliche Menschen, Männlein wie Weiblein, überall diese rhythmische Musik die bis ins Mark elektrisiert, überall DIESES Lebensgefühl zum ANFASSEN.
Dann am späten Nachmittag an den berühmten Strand, überall Lagerfeuer, singende und tanzende Menschen, Lebensfreude pur.
Als ich spät abends zurück im Hotel war, mit ohne jede Belästigung durch Kriminelle, geschweige denn Überfall, stand ich dann wie klein Doofie an der Rezeption.

Mitleidige Blicke allerseits, erst wollten die mich da gar nicht wieder rein lassen, in DEM Strand-Outfit…

Zum Glück traf ich im Foyer den Gastgeber, mit dem wir morgens verhandelt hatten. Den Namen kann ich hier nicht nennen, ist ein sehr bekannter Deutscher, der schon ewig lange dort lebt und ein Imperium aufgebaut hat.
Völlig unkompliziert der Typ. Der hatte zum Glück relativ nüchtern das kollektive Besäufnis meiner peinlichen „Kollegen“ überstanden, und hat dann für mich arrangiert, dass ich das ohnehin gebuchte Zimmer die Woche auch benutzen konnte. Dann hat er mir noch ein paar mehr Cruzeiros in die Hand gedrückt und gesagt, ich solle die Zeit und die schöne Stadt genießen, mir würde das sicher gefallen…
Aus dem wäre sicher einer von uns geworden - von der inneren Einstellung her.

Also, ich also erst mal zurück an den Strand.
Wie es dann so ist, eine Frau kennen gelernt, so schön, dass einem (mir) die Luft weg geblieben ist..
Diese Anmut, diese Ausstrahlung, diese leuchtenden Augen, dieses freundliche und fröhliche Wesen, diese entwaffnende Offenheit, diese Gier nach LEBEN - UNFASSBAR....
Für die Singles unter Euch (Männlein und Weiblein!): Wenn es Euch mal möglich ist, SOFORT da hin.
Und das ist jetzt ausdrücklich nicht sexistisch gemeint!!!!

Ihr kommt mit anderen Augen zurück auf unsere Gespannstraßen...
Ganz sicher!
Ich habe keine andere Stadt der Welt erlebt, die sich Tag und Nacht so an sich selbst berauschen kann wie Rio - trotz dieser unbeschreiblichen Schere zwischen arm und superreich.
Also, die Fee ist dann mit aufs Hotel gekommen, wie das eben so ist. Das ging so zwei oder 3 Tage, am Tag war sie weg, musste arbeiten, abends kam sie wieder und wir haben am Strand mit ganz vielen anderen zusammen das Leben gefeiert.

Tagsüber bin ich alleine durch die Stadt gestromert, habe mir einige Sehenswürdigkeiten angesehen, das Leben in vollen Zügen genossen.
Nach drei Tagen wusste ich immer noch nicht, was meine Maus denn so beruflich macht, sagen wollte sie es auch nicht, was nicht nur an den Sprachproblemen lag.
Ich also heimlich am nächsten Tag hinterher, und da ist mir dann wirklich die Kinnlade runter gefallen.
Wir sind eine gute Stunde aus der Stadt gefahren, sie im Bus, ich heimlich im Taxi hinterher. Dann ein langer Fußmarsch, endlich war die "Arbeitsstelle" erreicht.
Ohne Worte.

Man kann es wirklich nicht beschreiben...
Eine Müllkippe, gefühlt so groß wie ganz Hamburg.
Unzählige Piepmätze in der Luft, ein bestialischer Gestank, die Augen haben getränt von den beißenden Dämpfen, auf dem Berg überall Müllautos, die neuen Müll der Millionenstadt abkippten, dazwischen große Raupen und Radlader, die alles irgendwie hin- und herschoben.
Und dann: Überall dazwischen wimmelten Menschen mit Plastiktüten herum, die mit offenen Badelatschen darin rum wateten und irgendwas sammelten.
Getrennt nach Schrott, Kupfer, Alu, etwas noch essbarem!!!!!!, irgendwas, was sich irgendwo eintauschen oder verkaufen lässt usw.
Unfassbar, wenn man sowas nicht mal selbst gesehen hat, kann man es nicht glauben.
Unsere Müllkippen sind dagegen private Einfamiliendeponien.
Wer jemals selbst erlebt hat, wie Menschen so um das tägliche Überleben kämpfen müssen und trotzdem ihre Lebenslust, ihren Stolz und ihre Würde behalten, wird ganz leise, wenn bei uns gejammert wird, weil die Winterreifen zu teuer sind oder das neue Heizvisier.
Abends verschwinden dann alle wie auf Kommando bevor es dunkel wird (geht da ja durch die Nähe zum Äquator dort sehr schnell), verkaufen Ihr "Tagewerk" beim Dealer an der Straßenecke und fahren zu ihrer Familie um die von dem Erlös zu ernähren.

Ich bin dann nach langem Gezeter mit meiner schönen Maus auch mit zu ihrer Familie gegangen.

Eben in diese berüchtigte Favela Rocinha.

Unbeschreiblich…, man muss so etwas selbst erleben um es zu glauben!!!
Hütte auf Hütte am Berg hochgebastelt, mit Wellplatten, Backeband und rostigem Blumenbindedraht. Eine Hütte AUF der anderen!
Dazwischen kleine Bäche mit den Fäkalien, offene Stromleitungen in Kopfhöhe kreuz und quer, Qualm aus den Hütten vom kochen usw.
Unsere deutschen Baubehörden würden das ganze Viertel sofort stilllegen und abreißen lassen.
Aber komisch, nichts fällt dort um oder geht kaputt. Ob das daran liegt, weil da keine deutschen Behörden was zu sagen haben????

Und dann diese Kriminalität dort...
Mein Gott, außer in Kolumbien (Buenaventura) hab ich sowas noch nie selbst gesehen.
Überall an den Zugängen schwer bewaffnete Kinder, nicht mal in der Pubertät, aber mit automatischen und entsicherten Waffen auf dem Schoß!
Die Augen völlig leer und desillusioniert, völlig breit vom billigen Koks, und bereit sofort ohne Anlass den Finger krumm zu machen....
Ein undurchschaubares Alarmsystem meldet JEDEN Eindringling in die Favela, wer sich dort verläuft kommt den Polizeiangaben zu Folge nicht mehr wieder lebend raus.
So wirkt das auch tatsächlich!

Deshalb sind schon die Zugänge weiträumig von der Polizei für Touristen gesperrt gewesen.
Ich kam nur rein durch Rosabella, sie wohnte ja dort.
Als wir in ihrem „Haus“ waren, hat es mir dann erneut die Sprache verschlagen!
In einem Raum, deutlich kleiner als ein Viertel meiner Werkstatt, also vielleicht 25 qm oder so, wuselten Oma, Opa, die Eltern, 7 Geschwister nebst einigen Freunden, zwei Enkelkinder und diverse Haustieren rum.
IN EINEM RAUM!!!
Da wurde im Wortsinn GELEBT, GELIEBT!!!, gestorben und neu geboren.
Und jeder fühlte sich für JEDEN verantwortlich und war um den anderen besorgt.
Unendliche Armut sichtbar und greifbar.
ABER DIESE FRÖHLICHKEIT, DIESE LIEBE, DIESE FÜRSORGE, DIESES ZUSAMMENGEHÖRIGKEITSGEFÜHL, DIESE SUCHT NACH LEBEN!!!
So etwas macht völlig sprachlos und lässt selbst einen die bisherige eigene Lebenseinstellung hinterfragn.
Wir beide sind dann später nochmal runter an die Copa, halt ein bisschen feiern wie jeden Abend im Sommer.
Ich hab da wirklich stundenlang ganz still (ist sonst so gar nicht mein Naturell, ich gehöre definitiv nicht zu den Stummen dieser Welt) am Lagerfeuer gesessen und mir eingebildet, dass gleich ein Piratenschiff um die Ecke biegt, die mich dann kapern und ich deswegen NIE wieder nach Deutschland muss.
Wie kann so etwas sein???

Da kämpfen Menschen ohne jede Perspektive (keine Schulbildung, keine Ausbildung, keine Wohnung, keine Sozial- oder sonstige Krankenversicherung usw., KEINE PERSPEKTIVE! für gar nichts) jeden Tag (7 Tage in der Woche!!!) buchstäblich ums ÜBERLEBEN.
Und wenn es dunkel wird, feiern eben diese Menschen JEDEN Abend so ausgelassen und fröhlich bis in die Nacht, als wenn es der letzte Abend ihres Lebens ist.
Ich bin dann nach knapp zwei Wochen fröhlich und richtig glücklich - und trotzdem innerlich beschämt zurück geflogen, und die Zeit nagt bis heute in mir.

Als ich dann kurz vor Heiligabend hier ankam, kalt, nass, Winter, mein geliebtes Hamburg eben, da bin ich vom Flieger noch direkt in die abendliche und weihnachtlich geschmückte City gefahren und hab mich durch die Massen treiben lassen.
Ich mochte diese Zeit in der Stadt immer sehr, der Duft, die Lichter, die Stimmung.
Der Kontrast nach der Rückkehr aus Rio war allerdings ohne Worte!
Mir ist das vorher nie so aufgefallen, aber in dieser reichen Stadt wuseln Dir Menschenmassen entgegen, voll bepackt mit teuren Geschenken, aber einen Gesichtsausdruck, als wenn sie morgen ins Straflager nach Sibirien müssten.
Mensch, wenn ich ein Geschenk für jemanden kaufe, der mir etwas bedeutet, dann freue ich mich doch schon beim Kauf wie ein kleines Kind auf die spätere Überraschung und die Freude, die ich beim Beschenkten auslöse, oder???
Ist jetzt weit über 10 Jahre her, aber zu Weihnachten denke ich immer noch daran zurück, wenn ich über einen der Weihnachtsmärkte in der City bummel.
Nur Schnee zum Gespann fahren haben sie da leider, leider nicht in Brasilien, aber ansonsten...???
Ich war Jahre davor bereits mal am Amazonas unterwegs gewesen, mitten im Busch, in Tabatinga, und ich war einige Jahre später auch mal zum Karneval dort - aber nichts war so prägend für meine (auch heutige) Lebenseinstellung wie die knapp zwei Wochen LEBEN in der angeblichen gefährlichsten Favela der Welt (ohne irgendeinen materiellen Status).
So, jetzt habt Ihr was zu lesen, ich hab jetzt die Pfoten warm getippert und kann wieder an das Vorderrad von meiner KingKong gehen. Da passt nach jedem Reifenwechsel nichts zusammen, EML sei Dank.


Aber heute Abend muss sie laufen, will mit meinem Schnucki nochmal vor dem Fest auf den Weihnachtsmarkt und warme Kirschtaschen ins Schaf stopfen, damit der Winterspeck nicht weniger wird.

Allen einen schönen Abend und eine wunderschöne Weihnachtszeit – auf dem Gespann auf einer (hoffentlich verschneiten) Straße, oder mit dem Gespann unterm Tannenbaum.
Ich hoffe, ich lerne im nächsten Jahr noch den einen oder anderen hier aus dem Forum persönlich kennen, damit ich dann weiß welche Person mit welcher Persönlichkeit sich hinter dem Pseudonym des Forums verbirgt.

Willy