29. September 2006 22:55
Russengespanne:Wenn man sich dem Gespannthema nähert und die Masse des Geldes nicht unendlich ist, kommt man relativ schnell auf 2 Gespanne: Die Russen (Ural oder Dnepr) und MZ. Zu den MZ kann ich nix sagen, aber vieleicht mal einige Worte zu den Russen:
Man sollte zuerst mal bedenken, dass es für wenig mehr Kohle des Presies eines vernüftigen gebrauchten Russen (s. u.) oft auch etwas älteres Gespanne mit japansicher Zugmaschine bekommt. Grundsätzlich ist ein ausgelutsches Japanergespann etwa so, wie der Russe neu
. Damit will ich sagen, dass die Basis der Japaner auch nach Jahren meist noch intakt ist (Rost, Lack, Lager usw.). Mit mehr oder weniger Bastelaufwand bekommt man die Dinger wieder zum mittelfristig langen Leben.
Aber zurück zum Russen: Die Dinger sind besser als ihr Ruf. Nur sollte man wissen, wo man kauft. Technik aus den 50er und 60er Jahren mit sehr variabler Verarbeitungsqualität. Ein gebrauchter Russe vom autorisierten Händler sollte fit sein. Ein gebrauchter Russe von ebay kann -und es wird zur Regel- Müll sein.
Wer einen Russen fährt muss Schrauben wollen und halbwegs können (keine Hexerei) oder er liefert viel Geld für Wartung/Reparatur beim Händler ab. Die Dinger sind schlicht und einfach wartungsintensiv. Dafür kosten die Ersatzteile nur Bruchteile gegenüber BMW oder Japanern.
Ein Russe ist nicht vollgasfest. Dauerreisethempo 80-90 km/h für ein 650er und vieleicht 90 bis 100 km/h für die die neuen 750er sollte Limit sein. M. E. wird ein Großteil der zerstörten Motoren auf den Autobahnen zu suchen sein. Kalter Motor, Mutti und den halben Haushalt im Boot und auf der Dosenbahn mit Reisebusen das Rennen gestartet: Das ist der Tod des Russen.
Ein Russe im Winter leidet: Lack, Stahlqualität und Verabreitung lassen den Rost erblühen. Dagegen gibts es nur ein Mittel: Keine Fahrten im Salz. Allerdings wird es kaum einer erleben, dass ihm der Russe durchrostet. Trotzem: Einmal ist die Entscheidung zu treffen, ob Salz dran kommt oder nicht. Wenn sie pro Salz gefallen ist, ist es vorbei mit der schönen Optik. Solche Russen gibt es für ganz kleines Geld, aber mit viel Edelrost
gebraucht. Der Funktion tut der Rost keinen Abbruch.
Ab so 2.500 € gibt es wirklich gute Russen gebraucht beim Händler mit Garantie. Das ist ein Wort, aber ein Teil des geringen Preises wird man auch in den nächsten Jahren in Teile investieren müssen.
Neu gibts das Zeug ab so irgendwas über 7.000 €. Auch das ist ein Wort für ein Gespann. Und die neuen Russen sind Lichtjahre besser, als die Krücken, die nach der Wiedervereinigung in den Westen gespühlt wurden und die den Ruf ruiniert haben. Aber es sind immer noch keine Rundumsorglosgespanne moderner Bauart.
Wer Schrauben will und kann und beim Wegfliegen eines Lackteils beim Putzen keinen Heulkrampf bekommt, wer auch mal am Straßenrand eine Kleinreparatur einschieben kann und wer in seiner Garage nur eine alte eingtrocktnete Dose Lackpolitur von Muttis Auto findet, statt dem neuesten Nano-Beschichtungsset aus dem Baumarkt, kann mit dem Russen zufrieden leben.
Wer bei dem letzten Satz lachen musste, weil er es so nicht als "normal" sieht, sollte die Finger vom Russen lassen.
Olli