abacus hat geschrieben:
Abgesehen davon, dass der "massenträgheitsbedingt Unterdruck" physikalisch keinen Sinn macht, nehmen wir mal an er täte das. Da der Kolben im OT "steht" werden maximal 30ccm Abgas mit Frischgas im Brennraum ausgetauscht, durch den "angenommenen Unterdruck an der Auslassseite" und die beiden offenen Ventile pfeifft weiterhin Frischgas in den Auspuff ... und tut dort maximal einen Knall. Oder das Frischgas im Auspuff wird hinten reflektiert (natürlich ohne sich mit dem Auspuffabgas zu vermissen) und quetscht sich am geschlossenen Auslassventil wieder vorbei in den Brennraum, oder wie soll ich mir das vorstellen?
Es tut keinen Knall, wenn die Verbrennung abgeschlossen ist, nur wenn Frischgas im Auspuff ist und das Auslassventil sich öffnet und ja, so musst du dir das vorstellen. Der Wunschfüllgrad 200 oder mehr ccm beim Max Motor wird ja zunächst nur bei recht niedriger Drehzahl erreicht. Deshalb ja die vielen Bocksprünge um den Füllgrad bei steigender Drehzahl zu verbessern, dadurch ist er dann noch einmal recht ordentlich im Bereich des höchsten Drehmomentes. Bliebe er immer gleich, würde die Leistungskurve einfach immer nur steigen. Multiplikation der Verbrennungen.
Und damit sind wir beim Kopfrechnen. Ja, meine Rechnung oben ist richtig, hat aber tatsächlich einen Kommafehler, touché, satisfaktionsmäßig.
Mein Kopfrechner wird alt. Aber mit den richtigen Werten passt es imho auch nicht überzeugend. Es ist übrigens nicht so, dass ich Formeln verachte oder meide. Ich bin nur der Meinung, dass sie das Forenpublikum langweilen.
Also jetzt noch einmal, nachts ist Zeit:
Dichte Luft über 50°C: rd. 1,1kg pro Kubikmeter (0,0011kg/l)
Dichte Benzin im Mittel: 0,75 kg pro Liter
Benzin ist damit nicht 68 mal schwerer als Luft, sondern gut 680 mal ! Ist das richtig? (0,75 : 0,0011)
Multiplizierst du also den Luftgewichtanteil 14,7 in Lambda 1 mit 680 erhältst du einen Volumenanteil von ziemlich genau 10.000. (kann man auch mit Dichte und Dreisatz machen, dann stimmen auch die Maßeinheiten, liest sich aber schwerer und Dreisatz ist unpopulär.)
Benzin Luft-Gemsich für Motoren setzt sich also zu einem Volumenteil Benzin und 10.000 Volumenteilen Luft zusammen. Besteht da soweit Einigkeit?
Nach jetzt 80.000 Umdrehungen bei voll geöffneter Drosselklappe wohlgemerkt, der Motor soll ja 250ccm pro Hub saugen, hat er 40.000 Arbeitshübe à 250ccm also 10.000 liter Frischgas gepumpt in denen 1 liter Benzin enthalten ist. Für die 80.000 Umdrehungen benötigt der Motor aber bei einer konstanten Drehzahl von 4.000 1/min ganze 20 Minuten.
In 60 Minuten sind es 3 also liter, aber das ist dann der maximale Wert, denn der Zylinder ist immer voll und die Drosselklappe immer offen.
Wenn das Motorrad in dieser einen Stunde 100km gefahren ist, hat es 3l auf hundert kilometer verbraucht, mehr ging absolut nicht. Genial, oder?
Und das ohne Ventilüberscheidung?
Gut, wenn es in der Zeit nur 80km weit gefahren ist, (was bei der Standard-Max realistisch ist) stiege der Verbrauch auf satte 3,75l/100km. Wir können uns also die ganze Diskussion sparen, weil mehr als 250ccm passen drucklos einfach nicht in den Zylinder rein.
Was ist mit den 250ern, die doch mehr verbrauchen?
(Geht alles in den Auspuff, zuviel Ventiüberschneidung.)Es geht also "nur" noch darum, den Motor auch bei 8000 1/min zu 100% zu füllen um die Leistung zu verdoppeln.
@Zimmi: Ja, es geht alles einher. Die höhere Verdichtung bewirkt vor allem, dass durch bessere Vorwärmung das Gas nach der Zündung schneller die optimale Brenntemperatur erreicht, denn bei höherer Drehzahl hat es dafür nicht so lange Zeit. Bei niedriger Drehzahl stört die hohe mechanische Verdichtung und die schnellere Verbrennung nur, wenn man das Gas zu weit aufreisst, aber das passiert. Zur Strafe klingelt´s. Weniger Gasladung wird auch weniger verdichtet. (Nein, Klingeln sind kleine Störfeuer, unkontrollierte Verbrennungen am Rande des Feuersteges, "Klopfen" ist, wenn der Kurbelwinkel bei der Entflammung zu gering ist. Das geht tüchtig auf die Lager.)
Die Zündkurve und die Frühzündung kann dagegen nicht ewig gesteigert werden. 36° entspricht 1/1000 Zeitsekunde bei 6000 Umdrehungen. Die wird benötigt, um Gas zu entflammen. Das heisst, die Verbrennung setzt exakt am oberen Totpunkt ein, da ist aber überhaupt kein Kurbelhebel vorhanden. Von daher ist es wünschenswert, dass die Verbrennung am Anfang nicht so schnell vonstatten geht, aber eben gleichmäßig einsetzt. In der Serie wird beim Moppedmotor deshalb der Frühzündwinkel über 5500 Umdrehungen oft nicht mehr erhöht. Drehmoment bringt die vollständige Entflammung mit dem höchsten Druck, die gern als Explosion bezeichnet wird, am langen Kurbelhebel. Die Kunst ist, die Verbrennung so zu steuern und zu kontrollieren. Um mit der Zündung was zu machen, braucht man meist einen Wärmebildkamerad. Bei der 2V BMW sieht man damit den Vorteil der Doppelzündung.