von Crazy Cow » 1. Juni 2013 14:05
Ist natürlich ein heisses Thema, zu dem man kaum was sagen kann, ohne es sich mit allen zu verderben. Aber es sollte was gesagt werden, denn die Verbreitung bösen Blutes hat es imho auf dem Privatkanal nicht schwerer.
Wir stehen in D und in Europa erst am Anfang einer Entwicklung, mit der Verbraucher und vor allem Kleingewerbetreibende erst umgehen lernen müssen.
Zunächst das Brautkleid:
Natürlich ist es verbraucherseits hinterlistig, das Hochzeitsgewand nach der Trauung zurückgeben zu wollen, aber: der Verkäufer hat diesem Vorgang die Tür geöffnet, ist voll ins Risiko gegangen, obwohl er die Regln kannte, sollte sich also nicht wundern.
Wenn die Verbraucher ein Rückgaberecht haben, dann kann ich als Unternehmer eben nicht auf diesem Wege dieses Produkt verkaufen, sofern ich die Menge der Rückgaben nicht auf den Verkaufspreis umlegen kann. Lege ich ihn um, bin ich auf einmal teurer als ein bereits etablierter Fachhandel.
Gleiches gilt doch für die provozierten Ladendiebstäle. Je besser der kapitalistische Kaufanreiz funktioniert, desto größer ist sein Appell an die niedrigen und unmoralischen Instinkte im Menschen.
Im Bereich der Stoßdämpfer heisst das:
Es gibt bereits Hersteller, die aufgrund des Umsatzes, der Verkaufszahlen, also langjähriger Erfahrung rel. treffsicher Fahrwerkskomponenten kalkulieren können. Die ihre Rückläufer in jährlich festen Größen auf der Kostenseite verbuchen können und sie sind groß genug um Fachleute ein zu setzen, damit die Zahl der Rückläufer möglichst klein bleibt.
Diese Lieferanten sind aber inzwischen ewig teuer. Auch Alpahtec zum Beispiel mit seinen Bitubo Stoßdämpfern.
Das ermutigt natürlich weitere kleine Newcomer in diesen Markt ein zu steigen, nicht nur HU. Denn der Einkauf von günstigen Komponenten ist zunächst nicht das Problem. Der Verkaufsakt, der Moment mit dem Kunden ist in D immer noch am teuersten. Aber: wenn ich mich in der Kalkulation verdonnert habe, ist es nicht vernünftig, das an der bestehenden Kundschaft aus zu lassen. D.h.: wenn ein Kunde wandeln möchte, nimmt man halt zurück, es gibt ja eine Rechtsgrundlage, interpretationsfähig zwar, aber es ist auch besser für's Geschäft.
Es scheint zwar unfair, dass die Kosten dafür die künftigen Kunden tragen müssen, aber das ist das Wesen des Kapitalismus, früher "Freier Markt" genannt.
Und in der Zukunft zeigt sich dann, ob man wirklich konkurrenzfähig ist gegenüber den etablierten Betrieben. Es war noch nie leicht, in einen bestehenden Markt ein zu dringen und man braucht ein bisken Kapital, um aus seinen Fehlern zu lernen.
Diese Einsichten habe ich als Unternehmer, als Verbraucher und als kritischer, mehrfacher Besucher der USA gewonnen. Erst spät, oft gar nicht danach gehandelt, weil mein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn natürlich auch dem die Kosten aufegeben wollte, der sie verursacht hat und auch entsprechend darunter gelitten.
Heute weiß ich, dass die Schuld nicht beim Kunden lag. Wenn ich Hähnchen mäste, muss ich auch damit leben, dass es einige gibt, die nicht recht wachsen wollen.
Es empfiehlt sich grundsätzlich, für komplexe Aftersales-Situationen eine freundliche Dame ein zu setzen, die nichts verdirbt und nichts verspricht, aber in der Lage ist, den Kunden zu halten und dem Chef auch mal den Kopf zu waschen. (Bei weiblichen Kunden würde ein junger Herr gebraucht, aber keinesfalls der Chef.) Solche Mädels und Jungen sind aber im Prinzip unbezahlbar und die Produkte wären es damit auch.
Ich hatte in meiner operativen Zeit meist en passant derartige Unterstützung. Einige Kunden fanden meine Arbeit aber dann auch viel zu teuer. Ich weiß heute, es waren die, welche die Probleme nicht durchschauten sondern sie verursachen halfen.
Wer ein Problem hat, schaut normal erst mit dem zweiten Blick auf den Preis. Wer das mit dem ersten Blick tut, ist evtl. bereit, etwas zu kaufen, was er gar nicht braucht. Das ist doch wieder eine ganz andere Baustelle.