von schaschel » 7. April 2018 11:51
Als wir letztes Jahr mit unserer Karlotta (K100LT & EML GT3) mal wieder meine langjährige Zweitheimat Isle of Man unsicher machten, hatten Petra & ich zunächst auch gewisse Bedenken wegen Straßenbreite vs. Gespannbreite. Schließlich lasse ich schon den linken Koffer brav zu Hause, damit ich nicht über 2 m Fahrzeugbreite komme und am Ende noch´n gelbes Rundumlicht oben auf dem Helm tragen muß.
Wir kennen die Insel recht gut, sind auch schon häufiger in Schottland und Wales sowie Devon und Cornwall gewesen- eine gute Auswahl an anspruchsvollen Sträßchen also. Doch nun mit dem Gespann und Petra Aug in Aug mit dem Scheinwerfer des im Gegenverkehr befindlichen Milchlasters? Alle Achtung- sie hat das alles ohne Klage weggesteckt, hat meist noch vor Spaß an der Freude gegrinst (ich schwöre, ich habe keinerlei Drogen verabreicht). Wie ich schon an anderer Stelle schrub, wird das in ein paar Wochen wiederholt, eben weil es grandios war.
Man kann sagen, meine Petra scheint mir fahrenstechnisch blind zu vertrauen und hat in der Futzkapsel wohl mindestens so viel Spaß wie auf dem Soziussitz. Man muß sagen, daß mein Fahrstil ruhiger geworden ist. Vor zwei Jahrzehnten, zu frisierten FZR1000er- Zeiten, war das nicht immer so, Petra hatte auch das anstandslos miterlebt.
Allerdings hab ich einen Heidenrespekt vor dem Mut von Schmiermäxen. Die sitzen meist erdnah, ohne den Weitblick des Fahrers zu haben. Hab ich Platz zum Überholen? Ich sehe das, meine Frau noch lange nicht. Sie muß sich ohne sich wehren zu können auf mich verlassen. Die bodennahe Sitzpostion läßt zudem die gefahrene Geschwindigkeit höher erscheinen als sie ist (wie beim Kartfahren) und sie kann keinen Einfluß nehmen oder gar Eingreifen.
Zu dem fetten Gespann paßt für uns beide der eher gemäßigte Fahrstil, der keineswegs immer langsam ist. Meine Schmiermäxin fühlt sich wohl, dann ist alles gut. In den ersten Wochen gab es mal einen nahe kommenden aber schadfrei vorbeiziehenden Pinguin, doch lag das daran, daß ich mir die Fahrzeugmaße noch nicht richtig verinnerlicht hatte.
Jede(-r) Schmiermax (-äxin) wird das natürlich anders empfinden, allerdings habe ich meine Zweifel daran, ob ein um vielleicht fünfzehn cm schmaleres Gespann des Rätsels Lösung wäre. Jedenfalls nicht für mich/ uns: der Beiwagen neigt eher zum (ungewollten) Steigen und Petra´s Sitzkomfort und Raumgefühl, welches sie so sehr schätzt, würde deutlich eingeschränkt. Jedenfalls haben sich enge Straßen, auch nicht im Linksverkehr, bisher nicht negativ auf das Wohlbefinden bzw. das Sicherheitsgefühl meiner Petra ausgewirkt- sie würde mir das ganz gewiß gesagt haben.
Wie nun des Rätsels Lösung ist, wenn sich im Beiwagen Unwohlsein breitmacht? Ich hab meine bessere Hälfte besonders in den Anfängen unserer Gespannzeit wohl öfter als nötig gefragt ob auch alles gut sei und ob ich etwas anders machen soll. Vielleicht kommen wir auch deshalb gut zurecht, weil wir eher zu den Blümchenpflückern als zu den Steinhausens zählen. Mir ist stets bewußt, daß das bißchen GFK- Hülle die einzige Barriere zwischen meiner Frau und den Pinguinen (oder anderen Dingen) ist. So werde ich ganz von alleine ein Stück weit eingebremst. Manchmal schläft sie mir im Beiwagen sogar ein.
Ich erinnere mich gut an ein paar wohlmeindende Zeilen hier im Forum auf meine ersten Fragen: "Verliere nie den Respekt vor dem Gespann." und "Wenn Du glaubst, Du kannst es, dann wird´s gefährlich." Mir hat das jedenfalls geholfen, die ersten 12.000 Gespannkilometer unfallfrei zu überstehen.
Das soll nicht heißen, daß cali nicht ebenso vorausschauend und vorsichtig fährt wie ich das versuche. Leider fällt mir kein guter Rat ein, wie seiner Frau das unsichere Gefühl zu nehmen ist. Ich wünsche Euch viel Erfolg dabei, einen guten Weg zu finden.
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schaschel am 9. April 2018 08:47, insgesamt 1-mal geändert.
...ein Gruß vom Alfred,
nun nicht mehr unterwegs mit einer Stahmer K 100 LT ´91 & EML GT 3.