von Crazy Cow » 1. Juni 2018 02:30
Ich habe ja nun an meinem Ross lange nichts gemacht und so schleichen sich manchmal Fehler ein, die man nicht wirklich bemerkt, weil man sich schnell an die keinen Veränderungen gewöhnt. Ostern gabs nen Ölwechsel, der wirkt sich nicht wirklich auf das Fahrverahlten aus, aber die neuen Reifen. Zwei von dreien gab es und es war ein ziemlicher Umstand, weil ich es vorzog, das Hinterrad allein aus und ein zu bauen. Das ganze passierte also draußen, weil ich als juristischer Fremdling nicht in die Werkstatt durfte. Nach ewigen Wartepausen und zwei Stunden in der Sonne habe ich dann nicht mehr drauf bestanden, dass der neue zweite nach vorne kommt, er wurde wieder auf die Seite montiert.
Genau ab dann konnte ich Veränderungen bemerken. Fahrwerksunruhe beim Lastwechsel, beide Bremsen ziehen rechts zuerst. Dann kam dieser Fred und ich beschloss, ausser nach dem Luftdruck auch nach dem vorderen Radlager zu sehen. Kerolas, waren schnell nachgestellt, und Luftdruck vorn (schleichend gefallen) 1,5; rechts 1,8bar; korrigiert auf vorn 2,0 bar, rechts 1,7.
Sofort Verbesserung. Nur die vordere Bremse hatte einen falschen Druckpunkt, fest aber zu tief. Da man mir schon früh vorwarf, das Gras wachsen zu hören, bin ich bis gestern damit rumgefahren, fuhr und bremste ja ordentlich. Aber: zum einen waren die Räder noch nicht gewechselt, zum anderen war das Vorderrad über die Maßen mit Bremsstaub zugemüllt.
Also an die Großtanke im Nachbarort, meiner neuen Außenwerkstatt, und beide Räder ab. Leider nur das Bordwerkzeug inkl. Wagenheber und Dreibein dabei, aber schnell den inneren Bremsbacken als Übeltäter ausgemacht. Hab die Kolben nicht wirklich zurück drücken können, eins, zwei Millimeter vielleicht. Bremse wieder eingebaut, Räder vertauscht und Luftdruck angepasst. Das Gespann geht jetzt wieder wie nach meiner großen Inspektion vor vier Jahren. Es hat immerhin schon ü 40tkm seit der Zeit gelaufen, die Bremsbeläge sind halb runter, die Scheiben noch lang gut.
Langer Rede kurzer Sinn:
1. Bei zwei gleichen Reifen vorne und rechts, den neueren immer nach vorne, das rechte Rad neigt ja grundsätzlich zum überbremsen, da gibt man ihm nicht noch das bessere Profil.
2. Zwei Fälle sind mir bekannt, Bridgestone und Metzler Motorradreifen, bei denen auf unterschiedlichen Märkten oder im Zuge technischer Weiterentwicklung die Gummimischung bei gleichem Handelsnamen und -profil geändert wurden, möglicherweise hat das auch Fulda bei seinen PKW Reifen gemacht. Man bezahlt zwar den gleichen Reifen, es gibt aber keine Garantie, dass es auch der gleiche ist.
3. Nachstellbare Kegelrollenlager wirken sich grundsätzlich auf Bremssättel und das Pumpen mit kleinen Bremsgebern aus. Da passen Auto- und Motorradtechnik nicht zusammen und bei mir sind schon die Sättel auf drei Uhr und auf neun Uhr platziert. Bei Sätteln die auf zwölf Uhr hängen geht es eigentlich gar nicht, oder nur solange bis die Rechnung bezahlt ist.
4. Ich kann nur jedem raten, so oft am Rad gearbeitet wird, die Nehmerkolben der Bremssättel zurück zu drücken. Gerade bei Lagerspiel kann sich immer mal ein Kolbenklemmer einschleichen, wie auch bei abgenutzen Belägen.
5. Ebenso empfehle ich, regelmäßig die Bremsflüssigkeit zu wechseln, aber keinesfalls, weil man sonst nichts zu inspizieren hat, den Ausgleichsbehälter außer der Reihe nach zu füllen, damit er schön voll ist. Genau das verhindert, dass man die Kolben jederzeit ordentlich zurückdrücken kann. Ist der Flüssigkeitsstand zu niedrig, wird es Zeit für ein paar neue Beläge. Und ja, man kann dann im Gespannbetrieb die Beläge oft nur zur Hälfte nutzen, aber nicht nur die stählernen Kolben verschleissen, sondern zuerst die Zylinderwände im Bremssattel bei Schwerlastbremsungen. Die Kolben neigen entsprechend früher zum Klemmen, das ist mit neuen Belägen weniger der Fall.
6. Druckpunkte "wie Eisen" gibt es m.E. bei Bremsanlagen mit 16mm Geberkolben und 2m Stahlflexleitung zum Beiwagen gar nicht. Wenn doch, ist imho was faul. Auch meine geht jetzt wieder schön weich, man spürt bei halben Durchziehen, wie die Beläge sich anlegen und welches Rad zuerst anbremst. So mutt dat. Es soll keiner glauben, dass Stahlflexleitungen aus flexiblem Stahl sind, reine Wortspielerei. Der dünnwandige Kunststoffschlauch im inneren kann sich natürlich dehnen, er wird nur durch das Stahlgeflecht außen irgendwann daran gehindert.
Die Vollbremsung geht interessanterweise auch mit den oben beschriebenen Schwächen gut (wenn man nicht pumpen muss), beim Anbremsen spürt man, wie gut eine Bremse eingestellt und gewartet ist.
BTT:
Das Vorspannen über nacht hat meines Wissens keinen besonderen Effekt, ausser das am nächsten Tag beim TÜV die Bremsen gut gehen. Sviw zerfallen durch den hohen Druck beim Vorspannen die Luftblasen in lauter kleine und verteilen sich dabei, so dass ihr Vorhandensein sich weniger auf den gefühlten Druckpunkt auswirken, als eine große. Es lässt sich aber nicht vermeiden, dass die Bläschen sich wieder zu einer großen zusammen finden. Hält meist nicht länger als einen Tag vor.
Beim Entlüften die Hohlschrauben nicht vergessen, sie sind die wahren Luftnester, wie auch Schleifen, die über Rahmenteile gelegt werden müssen. Eine Bremsleitung sollte am besten stetig steigen oder stetig fallen.