Meine Tochter Eileen (zum Zeitpunkt des Gespannkaufs 10 Jahre alt) ist an allem schuld! Naja - fast halt
Ich habe mir erst im August 2002 nach gut 15 Jahren Motorradpause wieder ein Motorrad zugelegt, da ich mich erst zu diesem Zeitpunkt fuer vernuenftig genug hielt, mich nicht totzufahren oder totfahren zu lassen. Relativ schnell habe ich gemerkt, was mir die letzten 15 Jahre gefehlt hatte und das Motorradfahren ist recht schnell zum zweiten Lebensinhalt (neben der Familie) geworden.
Ich habe mich den Blue Knights angeschlossen, da ich halt gerne auch in Gruppen fahre und zu einigen Blue Knights Treffen auch meine Tochter mitgenommen, die davon total begeistert war. Leider musste ich zu solchen Treffen mit meiner Tochter mit dem Auto fahren, da ich sie aufgrund einer kleinen Gleichgewichtsstoerung nicht auf der Solomaschine mitnehme.
Da auch ich gerne zusammen mit meiner Tochter unterwegs bin, kam natuerlich irgendwann der Gedanke an ein Gespann auf. Ich habe mir dann erst einmal etwas Fachliteratur zugelegt (Das neue Handbuch fuer Gespannfahrer und Motorradgespanne im Eigenbau) und war schon von der Theorie fasziniert.
Im September 2004 habe ich dann Naegel mit Koepfen gemacht und nach einem geeigneten Gespann gesucht (ohne zuvor auch nur einen Meter gefahren oder mitgefahren zu sein). Die Zielrichtung war klar: Langstreckentauglich, da ich Treffen in ganz Europa besuche, wettergeschuetzter Beiwagen, damit meine Tochter auch trocken sitzt, wenn es draussen mal nicht so toll ist, ganzjahrestauglich, da ich mein Auto verkaufen musste, um mir das Gespann leisten zu koennen.
Fuendig wurde ich recht schnell bei Mobile.de. Ca. 5 km von meinen Elter entfernt im Kreis Dillingen an der Donau - 450 km von meinem Wohnort in der Eifel entfernt - bot jemand seine BMW K 1100 LT mit Jewell Elegance zu einem von mir bezahlbaren Preis an. Also hab ich einen Termin mit dem Anbieter ausgemacht, mich Freitagsmittags auf meine Solomaschine geschwungen und bin die 450 km zu meinen Eltern gefahren.
Dort bin ich noch am gleichen Abend mit dem Anbieter zusammen getroffen und habe mich von ihm eine Stunde lang durch die Gegend fahren lassen. Danach war klar: Dieses Gespann wollte ich haben (bis dahin war ich immer noch keinen Meter selbst gefahren).
Anderthalb Wochen spaeter bin ich dann mit dem Zug nach Ulm gefahren, habe mich dort von meinen Eltern abholen lassen und dann zu dem Anbieter bringen lassen. Wir haben den Kaufvertrag unterschrieben, die Kohle wechselte den Besitzer und danach habe ich das Gespann auf einem kleinen Umweg (insgesamt 10 km) erst einmal zu meinen Eltern gebracht. Auf dieser Fahrt habe ich gedacht, ich muesste sterben
Nicht, dass ich Probleme hatte, das Gespann dahin zu lenken, wo ich hin wollte. Das klappte von Anfang an reibungslos. Aber die wackelige und direkte Lenkung brachte mich fast um.
Am gleichen Abend habe ich dann noch eine 100km Tour gemacht. Dabei hat es mich ein paarmal fast vom Bock gehauen - immer dann, wenn ich auf der Landstrasse Gas weggenommen habe, hat der Seitenwagen der BMW einen Schlag nach links gegeben. Das war extrem gewoehnungsbeduerftig.
Am naechsten Tag habe ich das Gespann dann - groesstenteils ueber Landstrassen - nach Hause gefahren. Dabei habe ich festgestellt, wie spurrillenempfindlich das Gespann ist. Auch das hat mir - speziell auf den wenigen Autobahnabschnitten - einige Adrenalinschuebe verursacht.
Inzwischen habe ich bei einem Besuch bei Volkmar "Traktor" Prietz (Fa. Motek), den ich durch das Flyingbrick Forum kennengelernt habe, den Nachlauf verlaengern lassen. Darueber hinaus hat mir Traktor bei einem Problem mit dem rechten Bremsscheibenadapter schnell und unbuerokratisch geholfen.
Zusammen mit meiner Tochter Eileen war ich inzwischen auf mehreren Treffen, u.a. in Berlin und in Wales. Und wenn ich aus dem Kosovo zurueckkehre, werden wir in den naechsten Herbstferien nach Schottland fahren und dort eine Woche zelten. Insgesamt habe ich in dem Jahr von September 2004 bis zu meiner Abreise in den Kosovo am 29. August 2005 knapp 30.000 km mit dem Gespann zurueckgelegt. Dabei bin ich einmal mit einem Lagerschaden am Vorderrad liegen geblieben (auf der Rueckfahrt von unserer Berlin-Tour).
Naechsten Monat geht das Gespann zur Fa. Motek. Dort bekommt es ringrum drei neue Federbeine von Wilbers. Die Radgroesse vorne wird geaendert (von 145SR15 aus 135/70-15), die vordere Mono-Federbeinschwinge von der Fa. Walter wird an die neue Radgroesse angepasst, gestrahlt, grundiert und beschichtet, beide Bremsscheibenadapter am Vorderrad werden optimiert (u.a. durch die Einpressung von vernuenftigen Edelstahlbuchsen in die Lagersitze) und schwarz eloxiert, die Beringer Verbundraeder der BMW werden gestrahlt, grundiert und lackiert, die vergammelten Stahlflexbremsleitungen vorne fliegen raus und werden ersetzt, zum Hinterrad des Motorrades wird ebenfalls eine Stahlflexbremsleitung verlegt. Den neuen Renthal Alulenker, eigentlich ein Endurolenker, werde ich vorher noch selber montieren und dann gemeinsam mit den anderen Umbauten eintragen lassen.
Das Foto habe ich bei der Uebernahme des Gespanns im September 2004 gemacht.
Inzwischen habe ich dem Seitenwagen neue Beleuchtungseinrichtungen verpasst (LED Ruecklicht, andere Verkleidungsblinker, andere Begrenzungsleute), im Seitenwagen eine Leselampe fuer meine Tochter installiert, da sie unterwegs gerne liest, dabei direkt die komplette marode Elektrik des Seitenwagens ausgetauscht und eine Gegensprechanlage (MIT 100 von Conrad) installiert.
Und nun denke ich darueber nach, mir als weiteres Gespann einen Russenboxer zuzulegen. Man koennte also mit Fug und Recht sagen, ich bin Gespann-infiziert
Als kleinen Nachtrag noch die technischen Daten:
BMW K 1100 LT
EZ 1992
98 PS
Seitenwagen Jewell Elegance 1,5 Sitzer
1996 von der Fa. Walter mit der BMW verheiratet
Mono-Federbeinschwinge der Fa. Walter
vorne Beringer Verbundrad 3,5" mit 145SR15 (aber nicht mehr lange)
hinten Beringer Verbundrad 5,5" mit 185/60-15