Morgen Wicki,
erster Eindruck :
"Die Hoffnung stirbt zuletzt!" ich bin eher skeptisch, dass Du unter den von Dir beschriebenen Voraussetzungen in absehbarer Zeit ein Gespann auf die Straße bekommst....
Wie das eben so mit Marotten ist.
Ich würde also, wenn Du den von Dir angedachten Weg wirklich so verfolgen willst,
zuerst mal einen TÜV suchen, der das dann am Ende abnehmen soll und mit dem das Prozedere klären!!!
Denn um das überhaupt im Sinne des ZUSÄTZLICHEN Oldtimer-Gutachtens (kostet auch etwas 100 Euronen oder so) "zeitgenössisch" umzubauen, müsste Du einen Beiwagen aus der hier in Rede stehenden Ära auftreiben und dann mit der Firma und dem TÜV klären, ob die das abnehmen.
Das dürfte dann im Fall GL 1200 schon Probleme geben wegen der Räder - damals noch überwiegend Rohrspeichen von EML - und
DIE nimmt Dir heute wohl kaum noch ein TÜV als Gebrauchtteile neu ab! Von der Reifenproblematik (keine Smart-Bereifung heute mehr auf diesen Felgen möglich möglich) mal ganz abgesehen.
Umspeichen auf Speichenräder würde gehen, aber ich glaube mich zu erinnern, dass gerade für die 1200er Wing nur ein Gespann-Gutachten von EML existiert (denn viele wurden davon ja nicht umgebaut) und da sind die Räder mit ein Teil der damaligen Betriebserlaubnis.
Ich müsste das mal nachsehen, ich hab noch alle Originalgutachten und Briefkopien von den jeweiligen Gespannumbauten hier irgendwo in den unendlichen Weiten der Halle rumliegen...
Gespanne aus gebrauchten Komponenten zusamen häkeln ist an sich zwar kein Problem,
wenn man es SELBST kann und dazu exzellente TÜV-Zugänge hat. Ob Dir aber eine Firma das aber machen würde (gerade auch wegen
Haftungsfragen usw.), da bin ich skeptisch - zumindest bei so alten Komponenten.
Früher haben einige TÜVs den Beiwagen ja einfach in den Fahrzeugbrief eingetragen, damit bleibt es dann eine Honda und gut ist. Gab dann aber oft Wochen/Monate nach der Zulassung Mordärger, kam dann ein Schreiben vom KBA mit dem Hinweis, ist nun keine Honda, Kawa usw, mehr, weil grundlegende Fahrzeugkomponenten geändert und ausgetauscht worden sind usw. Dann musste das Gespann noch nachträglich umgetypt werden, gerade bei Maschinen, bei denen Im Brief stand "Für Beiwagenbetrieb nicht geprüft/zugelassen" ein größeres Fiasko, wenn der TÜVer inzwischen versetzt worden war oder krank oder in Urlaub ode rso.
Dann konnte man wochenlang nur das Gespann streicheln auf dem Hof. Naja, oder war eben schwarzes Schaf und hatte rotes Kennzeichen.
Meistens wurde daher der Gespannumbau dann doch gleich auf TP-Nummer umgetypt, u.a. auch eben wegen Haftungsfreistellung des Herstellers der Zugmaschinen, und das geht
rückwirkend sicher nicht mehr.
Gar kein Gedanke. TP-Nummern für solche Umbauten hatten wir immer einige "auf Vorrat" um das bereits in der Werkstatt vor der Bauratabnahme stempeln zu können, und ich habe sogar noch einige dieser Nummern samt zugehörigen Blankobriefen für eigene Umbauten.
Aber ich denke, die sind heute überholt - werden aber dennoch zivil- und strafrechtlich wie ein Urkunde behandelt, ich muss also regelmäßig die ordnungsgemäße Verwahrung nachweisen können - auch heute noch.
Wenn Du also heute ein Gespann umbaust hat das i.d.R. wohl eine aktuelle Umtypung (Hersteller ist dann der Gespannbauer/Umbauer) zur Folge, und damit dann auch neues Baujahr in der Zulassungsbescheinigung (steht dann aber oft drin: " Zusammenbau unter Verwendung aus gebrauchten Komponenten/Maschine" ).
Das wiederum kann dann gewaltige Abgas Probleme bereiten - geht aber derzeit hier und da ohne neues Gutachten (
kostet 4-stellig!) noch.
Also kurzum: Kauf Dir ein fertiges GL 1200 Gebrauchtgespann, dass ist billiger und nervenschonender als jeder Umbau, und dann ist gut.
Die H-Zulassung ist bei einer Goldwing älteren Baujahrs (älter als 20 Jahre) eigentlich sowieso sinnfrei, denn es gibt spezielle Goldwing-Versicherungen, die berechnen einen Pauschalbetrag (auch ohne Rabattstaffelung) die liegt derzeit um 100 Euro im Jahr mit Kasko.
Selbst wenn ein H-kennzeichen etwas billiger wäre müsstest Du aber erst mal die Kosten des Gutachtens wieder dazu rechnen.
Abgasprobleme, auch bei älteren Wings, kenne ich gar nicht, warum also so einen Fickfilm für die 30 Euro alle zwei Jahre?
In der Zeit, wo Du Deinen Plan ausbrütest, und unendlich durch die Republik telefonierst und fährst um die Komponenten zusammen zu holen, kannste schon schön Gespann fahren - echt jetzt.
Manch "günstige" Lösung ist auf den zweiten Blick nämlich gar keine. Deswegen setz ich mich jetzt aufs Moped und düse entspannt über die menschenleeren Straßen und genieße den schönen sonnigen Morgen.
Liebe Grüße an alle hier und schöne Pfingsttage
Willy