Guten Morgen liebe Degenhardt-Fans,
bei mir ist es genau andersrum..
Ich bin meistens mit Olaf einer Meinung und habe schon viele neue Dinge durch ihn kennen gelernt!
Und oft auch mit FredB teile ich eine Meinung, obwohl der mich ja gerne kritisiert wegen meins nicht vorhandenen Hubschraubärs, hihi..
Aber ich finde sein Comete-Gespann eben auch soooo prima.
Nur hier und jetzt bin ich mal nur ganz wenig Meinungskonform mit Euch...
Ich bin ja bißchen älter als die meisten hier und habe dementsprechend eine andere, persönlichere Wahrnehmung an die Zeit von Degenhardt und Co.
Es ist nicht so, dass ich nicht einige seiner Lieder toll finde und fand, aber die Zeit, als ich damit "in Verbindung" kam, muss ich nicht mehr unbedingt wiederholen.
Ich habe es erlebt und war im Wortsinn dabei, wovon andere nur reden oder lesen.....
Bei mir ist es die Zeit Ende 60er, also mit den Kommunen in Berlin und Hamburg.
Drogen, hirnlose Laberei in Meetings mit abgebrochenen Studenten, lange Haare, alle wollten alles bestimmen, gemeinsam das Volksvermögen verbraten aber nichts dafür tun....
Ich kannte viele der Figuren, die damals oft in den Schlagzeilen waren persönlich und sehe heute einige von denen ab und zu sogar wieder.
Und dazu die Spontisprüche der Studentenrevolten...
Da graust es mich!!!!
Maximal 5 Prozent haben von denen seit deren Jugend ein tolles Leben, ein Großteil liegt dagegen bereits bei den Würmern, und ganz viele sind heute die Leute,
vor denen ich meine Tochter immer gewarnt habe....
Beruflich nie was auf die Reihe gekriegt, eine Therapie nach der anderen (damit die Laberei mit den Räucherstäbchen nicht aufhört..) immer mißmutig und griesgrämig - und dazu noch neidischer auf andere, als ich es früher schon bei denen empfunden habe.
Alle, die damals mehr als eine Jeans hatten waren schon etablierte Scheißer....
Ich war der Schlimmste, ich hatte außer der Jeans einen Helm und ein Moped (also CB 450).
Die wenigen Ausnahmen, die ich kenne (Uschi O.,Rainer L.,usw.) rechtfertigen auch im Rückblick nicht die verschrobenen Meinungen und die teilweise falschen Lebensvorstellungen und Modelle, und auch nicht einige Phrasen der damals gängigen Liedermacher.
Ich war speziell in der Degenhardt-Ecke bei uns der Verpönteste, weil so gar nicht konform.
Das ging schon mit dem falschen Studium los...
Wie kann man irgendwas Techn./wissenschaftliches studieren?????
Naja, aus Interesse vielleicht???
Neee, angesagt waren vor allen Dingen die PHs, dann Politologie, vor allen Dingen aber Psychologie usw.
Wenig Unterricht, in den Semsterferien (waren gefühlt für die immer) mal schnell für ein paar Wochen/Monate auf ein Hausboot nach Katmandu und Hasch rauchen usw.
Keine Ahnung, wie die ihre Scheine geschafft haben.
Und dann war ich noch der einzige, der ein Moped fuhr.
Ach Du Scheiße, was war ich doch für eine Lusche: Musste dafür
fremdbestimmt (das war damals das Schlagwort schlechthin) in Nachtschichten bei dem Axel Springer (DAS Feindbild par excellence) jobben. In den Semetsreferien, als die anderen bekifft in den Tag gedöst haben, musste ich sogar im Hafen richtig schwer malochen,
7 Tage die Woche, um die neue 750er bezahlen zu können usw.
Als ich dann beim Bombenanschlag im Springerhochhaus in Hamburg (Ulrike und Co, das waren damals unsere Kumpels!!!!!!) beinahe mit in die Luft geflogen wäre (ich hatte gerade Schicht und stand an der Packmaschine L 13, an der der Sprengsatz nicht funktionierte - weiß ich noch wie heute), war Schluß mit diesem hirnfreien, verkifften und asozialem Umfeld - und mit der Musik der Liedermacher, die viele als Rechtfertigung für eigenes falsches Handeln benutzten.
Deshalb ist der Begriff Jugend für mich wirklich weniger verklärt, als für die meisten anderen.
Easy-Rider Feeling einmal ausgenommen!
Die JUGEND ist niemals ein Abschnitt des Lebens, sie ist EIN ZUSTAND DER SEELE!!!
Ich erlebe hier jeden Tag völlig ausdrucklose Jugendliche, die sitzen unmotiviert in der Gegend rum (nee, falsch das nennt sich heute chillen und abhängen) und haben im Wortsinn kein Interesse an gar nichts.
Meine Güte.
Zum Glück sind das (hoffentlich) die Minderzahl...
Auf der anderen Seite erlebe ich, wenn ich unterwegs bin, oft alte Menschen, 80, 90 Jahre alt, die sitzen vor dem Haus auf der Bank und genießen selbstzufrieden und glücklich die letzten Sonnenstrahlen des Jahres oder ihres Lebens!!
Und winken mir mit dem Krückstock freundlich hinterher, wenn ich an denen mit dem Moped vorbei düse.
Manchmal nehme ich mir die Zeit und halte an.
Solche strahlenden Augen und so eine liebevolle Verbundenheit habe ich ganz selten bei einem Jugendlichen gesehen.
Wenn ich dagegen einen der alten Kumpels in der City treffe (ist erst ein paar Wochen her), dann graust es mich.
Zwar viel Kohle vom Papa geerbt und daher finanziell unabhängig, aber ansonsten miesepeterich, alles ist schlecht, keine Motivation und Interesse für gar nichts, in jeder Beziehung völlig emotionslos, dafür mal wieder ne neue Therapie (für WAS???) usw.
Also FredB, wenn ich Dich neben so einen "Vertreter" meiner guten alten 68er stelle, dann überstrahlt
Deine Zufriedenheit und Deine Begeisterung fürs Leben und Deine Gespannfahrten diese Leute um Längen.
Es ist nämlich doch nie das Geld was glücklich macht, sondern dass, was man daraus macht.
Früher, also in der Jugend, genauer gesagt in meiner Jugend,war ich für die Kumpels der Alptraum schlechthin: kurze Haare (naja, was für eine Scheiße mit der langen Zottelmähne, hatte ich ja auch mal, aber diese Kletten nach jeder Mopedfahrt, also mehrmals am Tag, mit der Drahtbürste rausreißen...??), zu festen Zeiten arbeiten, Lehre, Studium, eigenes Fahrzeug, eigene Meinung, eigenen Geschmack, eine eigene, mir gefallene Schönheit bei Menschen und Dingen.
Das ging gar nicht und war sooo spießig!
Heute ist meine Seele dafür voll mit tollen Erinnerungen an fast jede Zeit meines Lebens, und wenn der Deckel bei mir morgen zugeht, kann ich sagen: Ich habe wirklich gelebt und ALLES genossen, was mir möglich war.
Vor sich hinvegetieren wie so viele aus der Degenhardt-Generation wollte ich nie und werde ich nie.
Trotzdem habe auch ich mir seit Olafs Thread nochmal einige seiner Lieder angehört - und viele alte Erinnerungen sind wieder ganz lebendig, Spiegelneuronen nennen das die Wissenschaftler.
Der angesprochens Bushido ist ebensowenig meine Welt wie dieser elende Volksmusik-Tralala, aber auch Grönemeier ist mir in seiner Art des "Singens" viel zu depressiv.
Da gibt es wirklich Besseres - auch mit inhaltlich anspruchsvollen Texten.
Im Prinzip ist ein Volk, wo jeden Abend Millionen Volksmusik hören unregierbar.
Aber Differenzierungen in der Musik gab es auch bei uns in späteren Jahren.
Abba war z.B, total verpönt, wer sich für in hielt hörte Genesis und Supertramp.
Komisch baer, dass ich heute immert sofort gute Laune kriege, wenn mal im Radio irgendwas von der damals verpönten Mucke läuft.
Hm...
Uschi, damals inbegriff der Mommune 1 hat es übrigens richtig gemacht... Die hat hier in Hamburg einen der damaligen Top-Zuhälter kennen gelernt, was für ein Drama....
Ex-Kommunardin lässt sich mit der Gegenseite ein, aber so hieß das damals nicht. Da war der Rainer aber baff, grinsss.
Aber unser Hamburger Dieter mit seinem vielen Geld und seiner Art der Leichtigkeit des Seins hat Uschi im Wortsinn umgehauen. Für beide war klar, weder kommuardes Leben noch Zuhälterei ist eine Grundlage für eine Partnerschaft.
Und so haben sie sich einen alten Omnibus ausgebaut und sind mit dem Ding jahrelang durch die Welt getingelt, bis Dieter irgendwann in Mexico mit dem Moped tödlich verunglückt ist.
Geht doch, der Ausstieg vom Austieg...
So, hab nach den Degenhardt-Liedern, die ich hier nebenbei gehört habe noch schnell was anders aus der Zeit in den MP 3 geladen, dass macht sofort gute Laune:
http://www.youtube.com/watch?v=mZTPsrcf ... re=related
So, fertig, ich hüpf ich jetzt mal gleich aufs Moped und verschieb die Arbeit ne Stunde oder zwei.
Einen schönen Tag Euch allen hier...
Willy das Schaf vom Deich,
- dass nie erwachsen wird..sagt man