Ein gar grausiges Erlebnis eines samstäglichen Maifahrers

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Ein gar grausiges Erlebnis eines samstäglichen Maifahrers

Beitragvon Crazy Cow » 23. Mai 2016 02:19

Der Graus war eigentlich ein kurzer aber ein nachhaltiger und erschreckender, so soll es nicht verwundern, dass das Erlebnis natürlich mit den schönen Dingen beginnt.
Ich hatte noch ein paar Lenkergriffe liegen und einen Auspuff. Der hat keine E1 Typierung und ist offensichtlich etwas umgearbeitet. Den hatte ich mit Antiblau auf Vordermann gebracht und wollte beides meiner Solo angedeihen lassen, mit der ich auch gern mal wieder einen Ausflug unternehmen wollte.
Ich bin da nicht mehr ganz frei von Skrupeln, nachdem ich vor sieben Jahren abgeschossen wurde und letztes Jahr mein schwergewichtiges Schätzchen im Stand umgeworfen habe, oder besser sie mich.

Schau mir also alles an und denke noch: "solange von außen nichts kommt". Ist dann schön gelaufen, die EFI. An Frankfurt vorbei, Langer, ich schau beim nächsten Mal herein ;), Ausfahrt Friedberger Warte durch die Obstgärten, wo Frau Rauscher ihren Most holt. Weiter durch die südliche Wetterau in den Vogelsberg, meinen alten Heim- und Hausrundkurs. Diesmal mehr an der Hauptstrecke orientiert, keinen Bock auf das Pistengepolter. Die Straßen im Vogelsberg sind einfach um Klassen besser als in den anderen Mittelgebirgen und der Auspuff machte einen angenehmen spürbaren Druck. Hat schon Spasz gebracht.
Im Oldtimercafe, neuer Wirt, die gleichen Torten, aber die Stücken kamen mir größer vor. Pott Kaffee an Donauwelle, tadellöser. Das ganze bei herrlichem Wetter. Falcone getroffen, nach Jahren mal wieder, und auch andere Leut aus vergangener Zeit. Man merkt dass man älter wird.

Zurück zu Südkurs gewählt, über die Käffer, in denen Samstag abends junge Bauernmädchen mit Kopftuch den Hof kehren, bevor sie sich für die Disco fein machen. (Sagt man heut´auch nicht mehr, oder?) Vlt. erinnert sich einer an die Ausfahrten vom Oldtimercafe aus?
Ja gut, so schweift man ab. Und genau so merkte ich, dass ich müde wurde, es war ja auch alles so wie es sein sollte, eher besser. Ich hielt also kurz vor der Bahn, um noch mal einen Schluck Eistee und einen Schwyzer Chräutr Zuckr nach zu legen, es waren ja schon fast 200km in der Sonne gefahren und zuletzt auf dörflichen Straßen abgespult. Ich legte mich also in die Kurve der Autobahnauffahrt und gab Gas. Nein, auch hier war noch alles in Ordnung. Flugs war ich in Hanau vorbei, wo der Verkehr sich spürbar verdichtete. Ich glaube, das Phänomen "Landflucht" lässt sich wunderbar auf solch einer samstäglichen Fahrt beobachten.
Ja, beobachten, das ist das Stichwort. Während ich allgemein, wenn mit der Solo unterwegs, jeden anderen Verkehrsteilnehmer als Feind und potentiellen Mörder und Gewalttäter betrachte, fuhr ich heute einfach an ihnen vorbei, ohne ihnen besondere Beachtung zu schenken. Verkehr dicht, links 120 rechts 100, ich links. Im Nachhinein würde ich sagen, ich träumte an ihnen vorbei.

Bamms!

Das Auto vor mir schlingert, weicht aus und in diesem Moment sehe ich zwei Torfballen auf mich zu dotzen. Ich hatte das Fahrzeug auf der rechten Spur nicht beachtet. Ein Kompaktwagen (Skandalklasse) mit Anhänger. Verdammt, wenn Samstags um halb sieben abends ein solches Fahrzeug über die Bahn rappelt, dann schaut man, was auf dem Anhänger steht und was er geladen hat. Dann weisst du auch gleich, welche Schlafmütze die Ladung gesichert hat. Auf dem Anhänger war "Bauhaus" zu lesen und die Torfballen waren einfach auf die Pritsche gestellt. Ein potentieller Mörder, ein Gutmensch der unter der Woche einer geregelten Arbeit nach geht und am Wochenende versucht, mit zwei linken Händen seiner Familie was an Haus und Garten zu sparen.

Scheisse. Wir waren bei Bamms.

Ich kann nicht mehr genau sagen, was ich in welcher Reihenfolge tat. Erst mal bremsen, ich kann mich an kein Ausweichmanöver erinnern, wohl aber daran, dass die Drecksballen nicht aufhören wollten zu springen, dass ich keine Idee davon entwickeln konnte, wo sie beim nächsten mal landen würden. Fragt nicht, was ich gedacht habe, ich weiß es noch, vollkommen absurd.
Die Ballen hoben übrigens immer zur gleichen Zeit ab und schlugen ebenso gleichzeitig wieder auf. Manchmal werfe ich mir selbst zu zögerliche Reaktion vor, in diesem Fall muss ich aber einräumen, bis dahin war alles richtig. Bei einem Ausweichmanöver hätte mich jetzt einer der Ballen abgeschossen. Es war aber inzwischen zu spät, sinnvoll zu reagieren, sie dotzten immer noch auf mich zu. Beim letzten Hüpfer passierte etwas seltsames: Der linke Ballen sprang nach links und der rechte nach rechts und ich

fuhr mittendurch.

Glück gehabt, einfach nur Glück gehabt. Ich fuhr zu dem verträumten Ehepaar mit getunten Bärten vor, hupte rhytmisch und gestikulierte bedrohlich, sie blickten vollkommen entgeistert, sie hatten von alledem nichts bemerkt. Es ging alsbald ihr Warnblinker an und sie fuhren auf den Standstreifen. Hätten sie mal während ihrer ganzen Fahrt machen sollen.
Sie hätten auch nicht bemerkt, wenn ich zu Fall gekommen wäre, oder schlimmeres passiert. Vor uns liegt das Glück, für uns gibt es kein zurück. So oder so ähnlich.

Ich war nicht zufrieden mit mir, keine Anzeichen von Schweissausbruch oder Adrenalinüberschuss, die ich von früher her kenne, bezichtigte ich mich, nichts unternommen zu haben, der Situation zu entrinnen und trotzdem war es mir doch gelungen. Gibt es sowas wie Überreaktion? Wird man mit zunehmendem Alter cooler oder einfach nur träger?

Was denkt man nun in so einem Moment kurz vor dem Sturz? Nein, es lief nicht mein Leben vor mir ab, die ganze Geschichte hat vielleicht zwei bis drei Sekunden gedauert, ich weiß nicht, ob mir in der Zeit alles eingefallen wäre. Als ich das Unheil kommen sah, habe ich mich gefragt, ob es wohl eine Chance gäbe weich zu fallen, da es sich doch um Torf handelte.

Möglicherweise war ich einfach nur zu warm angezogen für solch einen Tag.

Jedenfalls kriegt ein LKW Fahrer Fahrverbot, bis er seine Ladung ordentlich gesichert hat, wenn er schlampert erwischt wird und eine empfindliche Geldstrafe. Privatleute hingegen dürfen mit einer nach Anbauanleitung nachgerüsteter Anhängekupplung, die nie einen TÜV gesehen hat, mit einem geliehenen Autoanhänger, der ohne Inspektion einfach von Kunde zu Kunde weiter gereicht wird, mit einer Fahrerlaubnis zu deren Prüfung sie nie einen Anhänger bewegen mussten und einer Ladung, zu deren Sicherung es keine Unterweisung oder Kontrolle gab über die Piste brackern und harmlose Motorradfahrer bedrängen.
Ich sach dir: Autofahn is wie Fernseh, durch die Scheibe betrachtet ist alles viel weniger real.
Gute Fahrt, Gruß
Olaf
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Re: Ein gar grausiges Erlebnis eines samstäglichen Maifahrer

Beitragvon schauglasgucker » 23. Mai 2016 05:25

Moin,

nenne es Schicksal, du warst noch nicht an der Reihe... :wink:

Gruß s.
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Re: Ein gar grausiges Erlebnis eines samstäglichen Maifahrer

Beitragvon Richard » 23. Mai 2016 06:00

olaf-im-glück kwasi. :smt023 :supz:
die torfis hatten wohl nen anderen auftrag.
das sinnvollste ist meist, möglichst lange den bock noch kontrollieren zu können.
wegwerfen bevor alle register gezogen wurden bringts nicht.
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Re: Ein gar grausiges Erlebnis eines samstäglichen Maifahrer

Beitragvon Neandertaler » 23. Mai 2016 06:31

Puuuh -

ich nenne es - bei aller Erfahrung und Aufmerksamkeit - das Quentchen Glück, was man als Moppedfahrer immer gehabt hat, wenn man in unserem Alter noch fit und mit heilen Knochen noch unterwegs sein kann.
Die gewonnene Erfahrung steigt direkt proportional mit dem Wert des zerstörten Gegenstandes.

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Re: Ein gar grausiges Erlebnis eines samstäglichen Maifahrer

Beitragvon urban warrior » 23. Mai 2016 06:41

Moin,

und meinen herzlichen Glückwunsch zum guten Ausgang!

Es darf doch ruhig mal Alles gutgehen, obwohl es schiefging. Andersherum ist es doch schon viel zu oft passiert!

Cheers
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Re: Ein gar grausiges Erlebnis eines samstäglichen Maifahrer

Beitragvon Michael1234 » 23. Mai 2016 07:28

Hi Olaf,

letztens hatten wir es noch davon (dass solofahrn halt doch manchmal etwas risikobehafteter ist).

Glücklicherweise kommen Deine Zeilen nicht aus irgendeiner Station in der Klinik.

Gruß Michael
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Re: Ein gar grausiges Erlebnis eines samstäglichen Maifahrer

Beitragvon Cali » 23. Mai 2016 07:35

Mensch Olaf - da ist ja wirklich dein Schutzengel auf dem Soziussitz mitgefahren - eine solche Situation will ich mir in
den schlimmsten Alpträumen nicht vorstellen. Du sieht quasi den Tod auf dich zukommen - egal wie du reagiert, kann falsch sein -
du kannst machen nix - und nur hoffen das es an dir vorüber geht. Deine Zeit war noch nicht gekommen - ich gratuliere dir von ganzen Herzen, dass das so gimpflich abgelaufen ist.

Beste Grüße / Bernd
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Re: Ein gar grausiges Erlebnis eines samstäglichen Maifahrer

Beitragvon T. » 23. Mai 2016 08:03

Glück gehabt...

Wie erwähnt du warst noch nicht dran...
Feier deinen 2. Geburtstag.
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Re: Ein gar grausiges Erlebnis eines samstäglichen Maifahrer

Beitragvon Aynchel » 23. Mai 2016 08:28

gewerblich darf keiner Anhängerlast ohne Netz fahren
bei Privathansel fragt keiner
dabei kosten die Dinger nur ein Appel und Ei
https://www.google.de/search?q=anh%C3%A4ner+netz&ie=utf-8&oe=utf-8&client=firefox-b&gfe_rd=cr&ei=r7BCV9bxIKWr8wfguYn4AQ
ich muss nicht alles verstehen
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Re: Ein gar grausiges Erlebnis eines samstäglichen Maifahrer

Beitragvon Skiffle » 23. Mai 2016 08:40

.. schön d a s zu lesen.
Nachdenkenswert ist der Umstand, das vermutlich die allermeisten von denen, die seit Jahrzehnten jedes Annum zigtausende Kilometer auf Zwei- und Dreirädern abspulen von solchen oder ähnlichen Erlebnissen zu berichten wissen.
Sinngemäß: Wenn einer eine Reise tut, dann hat er was zu erzählen.
Wenn du zuhause mit Smartphon und Fernbedienung in der Hand auf dem Sofa hockst, passiert dir natürlich nix - garnix halt...
Schlußfolgern darf man, das man Glück braucht. Ohne Glück hat man ganz schnell Pech.
Du selbst kannst fast alles richtig machen, Acht geben, voraus schauen, gepolstert sein, frisch gewaschen und gut gelaunt sein; wenn du nur einmal Pech hast nützt dir das alles kaum noch was.
Ein kurzer Augenblick Pech kann ein langes glückliches Leben kaputt machen.

Cool oder träge? Ich denke man wird auf Dauer zum Stoiker!
Ertrage dein Sein mit Gelassenheit und Würde; vielleicht gelingt es einem dann ja, die Momente des Glücks intensiver zu genießen.

Mit Grußhand
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Re: Ein gar grausiges Erlebnis eines samstäglichen Maifahrer

Beitragvon Cali » 23. Mai 2016 09:03

Skiffle hat geschrieben:..
Cool oder träge? Ich denke man wird auf Dauer zum Stoiker!
Ertrage dein Sein mit Gelassenheit und Würde; vielleicht gelingt es einem dann ja, die Momente des Glücks intensiver zu genießen.

Mit Grußhand


schön gesagt - dem kann ich nur zufügen: genieße jeden Tag, denn es könnte dein letzter sein ! ;-)

Gruß / Bernd
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Re: Ein gar grausiges Erlebnis eines samstäglichen Maifahrer

Beitragvon Slowly » 23. Mai 2016 10:05

Die Verkehrspolizei macht bei Kontrollen keinen Unterschied zwischen privaten und gewerblichen Fahrzeugführern.
Beide unterliegen den gleichen Vorschriften.
Prima, CC, dass Dir nichts passiert ist.

SL 8) LY,
dessen Mietanhängerkunden immer Leih-Zurrgurte angeboten und auf die Transportsicherung hingewiesen wurde(n).
Wir hatten viele Jahre bis zu deren Pleite die HEINEMANN-Vertretung in Mönchengladbach, zugleich mit einem Anhänger-Mietzentrum.
Hauptsächlich haben wir aber die HEINEMÄNNER zu umweltfreundlichen Geschirrspülmobilen ("Waschbär") ausgebaut und verkauft oder vermietet.
Zuletzt geändert von Slowly am 23. Mai 2016 19:02, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ein gar grausiges Erlebnis eines samstäglichen Maifahrer

Beitragvon schauglasgucker » 23. Mai 2016 11:01

Slowly hat geschrieben:Hauptsächlich haben wir aber die HEINEMÄNNER zu umweltfreundlichen Geschirrspülmobilen ("Waschbär") ausgebaut und verkauft oder vermietet.


Na, der Name kommt doch bestimmt nicht von Dir, oder? Sonst müsste es doch Waschhuhn heissen...

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Re: Ein gar grausiges Erlebnis eines samstäglichen Maifahrer

Beitragvon Stephan » 23. Mai 2016 11:40

Wie schon erwähnt, Olaf, du warst noch nicht dran.



Stephan, der was ähnliches vor 32 Jahren mit einer Schaumstoffmatraze auf der linken Spur erlebte. Ich drüber. Der 911 nach mir in die Leidplanke. . .
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Re: Ein gar grausiges Erlebnis eines samstäglichen Maifahrer

Beitragvon AlexEF » 23. Mai 2016 11:53

Klingt nach dem, was Bernt Spiegel mit "Flow" bezeichnet.
Grüße aus Erfurt


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Re: Ein gar grausiges Erlebnis eines samstäglichen Maifahrer

Beitragvon dieter » 23. Mai 2016 12:07

Ich hatte vor ein paar Jahren ein ähnliches Erlebnis auf der A45. Nur der Verursacher war wohl schon länger weg. Ich fuhr mit meiner kleinen Solo auf der rechten Spur und hielt Gott sei Dank einen größeren Abstand. Da wich der Vordermann aus. Und was sehe ich da, einen Dachgepäckträger. Allerdings am falschen Ort. Ich konnte noch problemlos auf die Standspur ausweichen da ich das Teil recht früh sah. Meine Frau mit der Dose etwas weiter zurück auch. Aber einige andere dann wohl doch nicht mehr. Mit der Dose ist so etwas ja nur teuer. Mit dem 2Rad sicher deutlich unangenehmer. Ich wollte es dann doch nicht testen. Bis ich meinen Warnruf verbreitet hatte brauchte es auch seine Zeit. Gestern lag vor mir eine Eisenstange auf der Fahrbahn, allerdings normale Landstraße. Da habe ich meinen neuen Warnblinker getestet und das Teil zur Seite geschafft. Auf der Dosenbahn wäre das wahrscheinlich nicht so gut gewesen. Die Solo hatte ja auch keine Warnblinkanlage. :wink:

Gruß
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Re: Ein gar grausiges Erlebnis eines samstäglichen Maifahrer

Beitragvon Crazy Cow » 23. Mai 2016 13:03

Was für mich die Situation auch so unfassbar machte ist, dass ich nicht einschätzen konnte, was als nächstes passiert, solange sich beide Ballen bewegten.
Ich hatte schon mit einem Geisterfahrer zu tun, der fährt entweder ganz rechts oder ganz links, da kommst du vorbei. Ein LKW, der plötzlich rauszieht macht dir einen Keil in den du reinmusst, möglichst links, Vollbremsung und hupen. Auch ein schleudernder PKW vor der Nase bewegt sich letztlich vorwärts, solange du besser verzögerst als er, kommst du vorbei. Du musst in beiden Fällen nicht in den Stillstand.
Ich bin mir heute erst drüber klar geworden, was da mit den Torfballen passiert ist. Sie hatten ja eine gewisse Bewegungsenergie, bewegten sich also im Flug noch vorwärts. Allerdings wurde ihre Vorwärtsbewegung mit jedem Aufschlag langsamer und die Bewegung auf mich zu immer schneller solange ich nicht intensiver verzögerte als sie. Und eine Vollbremsung in den Stillstand schied für mich aus, wegen des Verkehrs hinter mir. Dessen war ich mir schon bewusst. Ich hatte auch nicht den Nerv in den Rückspiegel zu schauen. Also irgendwie reagieren tut man schon, sinnvoll und richtig kannst du aber erstmal ausklammern, das weisst du erst hinterher. Es hätte halt auch voll daneben gehen können.

Ne andere Geschichte ist ja, wenn du in der Rechtskurve mit dem Gespann in den Gegenverkehr kommst, da fällt dir auch nicht mehr viel ein. :|
Gute Fahrt, Gruß
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Re: Ein gar grausiges Erlebnis eines samstäglichen Maifahrer

Beitragvon dreckbratze » 23. Mai 2016 17:22

vor ca. 20 jahren bin ich mit dem mz-3rad nach holland. auf der mittleren spur beim überholen eines lkw sehe ich nur noch bremslichter und rauchende reifen vor mir. die bahn war sehr stark befahren. wild schlingernd bin ich zwischen(!) den letzten autos zum stehen gekommen.
und was war? da hält so ein vollidiot auf der mittleren fahrspur an um seinen verlorenen kram aufzusammeln :roll:
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Re: Ein gar grausiges Erlebnis eines samstäglichen Maifahrer

Beitragvon Einzylinderfahrer » 23. Mai 2016 17:33

Glückwunsch Olaf, zum glimpflichen Ausgang!!! Das perfide ist die totale Unberechenbarkeit der von Dir beschriebenen Situation. Auf so was kannste dich auch nicht gedanklich vorbereiten. Ich durfte mal erleben wie stark ein gestürzter Motorradfahrer verzögert. Bin damals mit dem Motorrad vorbeigekommen. Als Dosenfahrer hätte ich ihn erwischt, glaub ich.
Es wurde jetzt mehrfach auf das höhere Risiko mit der Solo hingewiesen - wäre die Situation mit dem Dreirad besser zu meistern bzw. weniger gefährlich???

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Re: Ein gar grausiges Erlebnis eines samstäglichen Maifahrer

Beitragvon schraddelpeter » 23. Mai 2016 18:14

Hallo Olaf

Glückwunsch für das Glück und die gute Reaktion.

Mir ist in den 90ern mal ein Lichtschacht aus PVC von einem Bautransporter entgegengesegelt. Auch auf der Autobahn.

Gruß Peter
Wenn alles unmöglich wäre hätten wir noch nicht mal Motorräder. Von allen anderen Dingen ganz zu schweigen.

Wenn das Leben dich f.... nicht gleich aufgeben. Warte doch erst mal ab ob es danach nicht noch mit dir kuscheln will.
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Re: Ein gar grausiges Erlebnis eines samstäglichen Maifahrer

Beitragvon Slowly » 23. Mai 2016 18:56

schauglasgucker hat geschrieben: Sonst müsste es doch Waschhuhn heissen...

Zu jener Zeit hatte ich noch keine Hühner.
Und den "Waschbär" hatte ich im Patentamt München als Wort- und Bildmarke schützen lassen.
Falls Du noch keinen hast, lege ich mal so ein Werbe-Kuschelkerlchen für Dich beiseite.
Aber nur, wenn er Dreirad mitfahren darf - er mag nämlich auch Eifel und Ardennen.
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Re: Ein gar grausiges Erlebnis eines samstäglichen Maifahrer

Beitragvon Stephan » 23. Mai 2016 21:50

Mit dem Gespann ist die mögliche Einschlagfche halt größer. Das Problem mit so Ballen ist ja, die springen nicht lustig in eine Richtung. Die wechseln, bedingt durch ihre unrunde Aufschlagfläche ihre Richtung. Da kannste nur noch beten. Was in eine Fall eine richtige Reaktion wäre, kann im anderen völlig falsch sein. . .

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Re: Ein gar grausiges Erlebnis eines samstäglichen Maifahrer

Beitragvon BongoBiker » 24. Mai 2016 08:27

Skiffle hat geschrieben:Cool oder träge? Ich denke man wird auf Dauer zum Stoiker!
Ertrage dein Sein mit Gelassenheit und Würde; vielleicht gelingt es einem dann ja, die Momente des Glücks intensiver zu genießen.
Mit Grußhand

Und dabei sind die Genießer der Fahrkultur doch eher Hedonisten, oder?

Ich würde aber Olafs Frage auch eher mit Coolness anstatt mit Trägheit beantworten.
Manchmal ist nichts-tun, im Sinne von übereifrigem Tun, nämlich das was am angemessensten ist.
Gelassen zu bleiben ist doch immer die hohe Kunst im Leben, egal ob an der Supermarktkasse oder im Verkehr oder wenn einem eben die Torfballen um die Ohren fliegen.

Olaf, ich kenne dich nur von den 10 Minuten aus Hochheim, aber du warst auch damals so cool und gelassen und genau deshalb ist es gut ausgegangen ;)

Crazy Cow hat geschrieben:Ne andere Geschichte ist ja, wenn du in der Rechtskurve mit dem Gespann in den Gegenverkehr kommst, da fällt dir auch nicht mehr viel ein. :|

Man glaubt diese Situation kann man üben, kann man auch, trotzdem kann es immer wieder zum Überraschungseffekt kommen.
Und dann?
die beste Übung ist immer noch die Übung zu mehr Gelassenheit

Man kann nie wissen wann das Ende kommt, es spielt weder das Alter, noch das Können oder sonst was eine Rolle.
Es ist Schicksal!
Deshalb finde ich es wichtig immer nach seinen Prinzipien zu leben und sich darum zu bemühen, das Leben bzw. den Moment , die Gegenwart, denn nur das ist das Leben, auf der einen Seite auszukosten, aber einen angemessenen Umgang mit seiner Umwelt zu führen.
Und diese Umwelt muss man erkennen wie sich selbst.
Dann wird man , so glaube ich, auch dem letzten Schicksalsmoment gelassen und mit Würde begegnen und hat angemessen gelebt.
Vom Olaf glaube ich, das er das tut und diese Szene mag ihn daran erinnern wie wichtig es ist im Hier und Jetzt zu leben und sich immer daran zu erinnern das zu tun, was einen spontan bewegt zu tun.
Du hast spontan "nichts" getan und damit das Richtige.

Ich wünsche dir ein Leben lang unfallfreie Kilometer und Momente!
Gruß, Richard mit EZS/ Carell "Kult" Bandit.

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Re: Ein gar grausiges Erlebnis eines samstäglichen Maifahrer

Beitragvon Crazy Cow » 24. Mai 2016 11:03

BongoBiker hat geschrieben:Gelassen zu bleiben ist doch immer die hohe Kunst im Leben, egal ob an der Supermarktkasse oder im Verkehr


Da sagst du was! :)
Gute Fahrt, Gruß
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Re: Ein gar grausiges Erlebnis eines samstäglichen Maifahrer

Beitragvon side-bike-rudi » 24. Mai 2016 19:35

:smt017
Gruß
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Re: Ein gar grausiges Erlebnis eines samstäglichen Maifahrer

Beitragvon Thomas Heyl » 25. Mai 2016 23:49

Hallo, Junx!

Kacksituationen im Straßenverkehr habe ich mit Autos, LKW und Mopeds schon genug erlebt, darunter auch solche, die gar nicht gut ausgegangen sind.

Euer Lordschaft Olaf können da von Glück sagen, dass es wieder 'mal gut gegangen ist :grin: . Der ausstehende Besuch sei Euch verziehen!

Die Dämlichkeit der nicht-aktiven Ladungssicherer ist da nur eines von vielen, vielen Beispielen. Manchmal ist es wirklich nur gefährliche Dämlichkeit. Wenn ich aber so 'mal Revue passieren lasse, fallen mir auch genug Beispiele von "shit happens" ein, wo gar nicht 'mal besondere Dämlichkeit unterstellt werden kann (und genauso viele dafür). Daher habe ich mir schon vor vielen, vielen Jahren angewöhnt, defensiv zu fahren. Ein Hänger wie der beschriebene gehört eindeutig zur Klasse der Fahrzeuge, die ich mit dem Auto gerne hinter mir und mit unserem Kleinst-Moped weit vor mir sehe.

Leider bin ich auch schon zu oft in Situationen hineingeraten, wo das nicht gut ausgegangen ist, und das ist nicht schön. Im Laufe der Kilometer bildet sich da so eine Art sechster Sinn 'raus, der einem oft rechtzeitig sagt "gleich passiert's". Das habe ich schon oft erlebt und hat mir ebenso oft das Leben gerettet. Es ist übel, wenn es einen Kumpel oder einen selbst erwischt, aber mindestens ebenso übel, wenn man an eine Unfallstelle kommt, wo Schwerverletzte oder noch schlimmer abrissene Gliedmaßen in der Gegend 'rumliegen.

Cheers, Langer
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Re: Ein gar grausiges Erlebnis eines samstäglichen Maifahrer

Beitragvon Einzylinderfahrer » 26. Mai 2016 06:54

6. Sinn? Kenne ich auch. Ohne genau sagen zu können warum, "weiß" ich oft schon vorher wie ein anderer Verkehrsteilnehmer reagieren wird. Manchmal bin ich schon vom Gas, ohne erklären zu können was genau mir bedrohlich vorkommt. Vielleicht erschrecke ich deshalb heute auch viel seltener als früher. Ich hab's 7. Sinn genannt.
Grüßle
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