Bernhard Peintner hat geschrieben:Hallo Olav,
zwischen 15000 und 30000 ein Gespann aufbauen, das ist keine Kunst, da kannst du dir alles aussuchen was du magst.
Genau so isses.
Die Frage ist halt, wo die Schallmauer für jemanden ist, der was reelles, neues und professionell aufgebautes haben will. Die Zahl 10.000 ist eben so magisch, aber dahin gesagt, wie das Rentenalter 65.
Ich bin sicher, dass du ein Gespann aus Neuteilen für 10 TEuro hinstellen kannst, aber warum willst du das tun? Deine Arbeit hat ja auch einen bestimmten Wert und einen höheren Mehrwert, wenn du ordentliches Material oder eine aufwendigere Konstruktion verwendest. Um mal mit Karl Marx zu sprechen. Die deutsche Industrie und auch das Handwerk im Lande kranken ein bisken daran, dass sie versuchen, sich dem durch Billigimport hervorgerufenen Konsumentengemäkel auf der Preisschiene zu stellen, nicht auf der Qualitätsschiene.
Es gab eine Zeit, da waren auch italienische Produkte Billigimporte. So isses aber nicht mehr. Bedenke auch, in welchem Zwang du stehst. Nicht alle Konsumenten sind nett. Wenn in zwei Jahren einer kommt (oder innerhalb der Verbraucherschutzgarantiezeit) und sagt, die Gabel ist vorzeitig verschlissen, das hättest du wissen müssen, ist er auch noch im Recht.
Wenn alle Gespannbauer im Land ein gewisses techn. Mindestniveau halten würden, müssten sie sich keine Gedanken über preisl. Schallmauern machen, nur einer fängt mit dem Blödsinn an und die anderen ziehen nach. Viel wichtiger wäre es, dass euer Verband oder du selbst den Kunden klarmacht, dass ein Gespannumbau mit einem neuen Seitenwagen üblicherweise so viel kostet wie das Motorrad selbst. Denn so isses ja nun mal.
Die Denkart der Leute ist nicht unbedingt vergleichbar. Da gibt es die einen: Einmal billig, immer billig, aber auch die: auf die letzten 1500 kommt es auch nicht mehr an, wenn Haltbarkeit oder Sicherheit zu nehmen.
Mein erstes Gespann war eine CX500B. Es gab bereits gebrauchte um die 9000,- Mark zu kaufen. Meine Solo hatte aber erst 25.000km gefahren, lief gut und war dicht. Bin dann zum Gespannbauer, der hat mir für 10.500,- einen EML Mini drangehängt, mit EML Hira und Schwinge. Im Nachhinein eine richtige Entscheidung, hab sie nach 7 Jahren noch weit über dem Marktwert verkaufen können.
Nun bin ich gewiss kein Krösus, deshalb glaube ich, dass die Hälfte der Konsumenten so entscheiden würde.
Ich wünsche dir und allen anderen Gespannbauern, dass ihr an die richtigen Leute geratet. Nur mit guten Kunden lässt sich ein Geschäft halten und ausbauen. Geiz ist überhaupt nicht geil und die, die das glauben, merken nicht einmal, dass sie an dem Ast sägen auf dem sie sitzen und du auch.
Stell dir vor, es fragt jemand: Wer hat denn das gebaut?
1. Nach zwei Jahren, der Lack platzt ab, die Stossdämpfer ölen und die Gabel ist krumm.
2. Nach fünf Jahren und es sieht alles aus wie neu.
Welche Situation ist dir lieber? Welche bringt das schnelle Geschäft, welche das Nachhaltige? Ein Gespann ist kein Wegwerfprodukt, es ist teuer, auch ein billiges, und es muss halten.
Eine gute Konstruktion oder eine saubere handwerkl. Ausführung hat doch mit Geld nichts zu tun. In fünf Jahren fragt kein Mensch mehr, was ein Teil gekostet hat, oder wenigstens tut die Antwort nicht mehr weh.
Die es billiger haben wollen, sollen sich selber eins bauen. Die sind von weitem zu erkennen und so soll es auch sein.